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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Töten war sein Job

The Iceman

The Iceman

Der polnischstämmige Amerikaner Richard Kuklinski arbeitete seit den späten 1950er Jahren fast 30 Jahre lang als Profikiller für die Mafia und soll in dieser Zeit zwischen 150 und 200 Menschen getötet haben. Kuklinski wurde „Iceman“ genannt, weil er irgendwann begann, seine Opfer einzufrieren, um den Zeitpunkt des Todes zu verschleiern. Der Spitzname passt aber auch zur eiskalten Geschäftsmäßigkeit, mit der er seine Arbeiten verrichtete. Ariel Vromens „The Iceman“ basiert auf der Lebensgeschichte des Killers.
Richard Kuklinski (Michael Shannon) arbeitet in einer Kopienwerkstatt für Pornofilme, als er die Mafiagröße Roy DeMeo (Ray Liotta) kennenlernt. Auf eine geladene Waffe vor seinem Gesicht, reagiert Kuklinski so emotionslos, dass DeMeo ihn als Killer testet. Der polnischstämmige Amerikaner besteht die Prüfung und erhält fortan Aufträge zur Beseitigung missliebiger Menschen. Er erledigt die Jobs mit professioneller Gleichgültigkeit, während er seiner Frau Deborah (Winona Ryder) erzählt, er arbeite als Währungsspekulant. So erklärt er das Geld, das nun immer reichhaltiger fliest. Ihr und seinen Töchtern will Kuklinski einen gewissen Wohlstand sichern. So geht das Töten immer weiter.

Andere Familienväter verlassen morgens das Haus, um in der Fabrik oder einem Büro ihrer Arbeit nachzugehen, Richard Kuklinski geht hinaus, um für Geld zu morden. Die Arbeit des Serienkillers ist für ihn ein Job, den er möglichst effektiv und geräuschlos über die Bühne bringen will. Damit verdient er seine Brötchen. Gegenüber fremden Menschen ist er zu keiner wesentlichen Emotion fähig. Ariel Vromen verweigert eine nennenswerte Erklärung, wie Kuklinski zu diesem Menschen werden konnte. Gewalterfahrungen aus der Jugend des Killers kommen nur am Rand vor, um einer gewissen Chronistenpflicht zu genügen. Er konzentriert sich stattdessen auf die teilweise nüchterne Darstellung des grausamen Handwerks, wenn Kuklinski beispielsweise mit einem Partner in einer Schlachterei Menschen so geschäftsmäßig zerteilt als wären es Schweinehälften. Kuklinskis Kälte wirkt dabei so unnahbar unverständlich, dass ihn stets eine gespenstische Aura umweht.
Michael Shannons Stärke besteht darin, diesen Mann, den einige gerne als Monster bezeichnen würden, dennoch als Menschen darzustellen. Trotz der eingefrorenen Gesichtszüge beim Morden strahlt Shannonen einen letzten Kern Verletzlichkeit aus, der den Iceman vom Roboter The Iceman und Monster trennt. So gerne man Kuklinski als das absolute Böse verdammen möchte, um ihn aus dem Kreise der Menschen zu verdrängen, so unmöglich ist das Unterfangen. Das ist eine ebenso erschreckende wie angsteinflößende Erkenntnis, die Vromen neben der ökonomischen Logik des Verdrängens aufwirft.
Denn Kuklinskis Frau Deborah nimmt den wirtschaftlichen Erfolg ihres Mannes hin, ohne jemals irgendwelche Zweifel zu hegen. Geld ist ein sanftes Ruhekissen, auf dem sich wunderbar schlafen lässt. Das gilt nicht nur für diesen speziellen Fall, sondern es besitzt eine allgemeinere Gültigkeit, die nur schwer erträglich ist. Vromen hat einen beunruhigenden Film inszeniert, der über die Killer- und Gangstergeschichte hinaus am Selbstverständniskern des Menschen nagt.

Bildqualität

The Iceman

Ohne Rauschen und Defekte überzeugt das Bild der Bluray mit einer guten Schärfe und einer Farbwiedergabe im Dienste der düster angelegten Optik. Die Braun- und Grautöne des Films fließen glücklicherweise nicht ineinander, sondern werden präzise dargestellt. Der ausgewogene Kontrast unterstützt die differenzierte Optik, sodass keine Details verschluckt werden.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren wurden sauber abgemischt. Aufgrund der ruhigen Machart des Films ist ihre räumliche Wirkung nur eingeschränkt, aber die Musik springt in entscheidenden Momenten in die Bresche. Die Dialoge sind gut verständlich.

Extras

Das gut achtminütigen „Behind the Scenes“-Material besteht hauptsächlich aus Interviewpassagen mit den Darstellern und dem Regisseur von „The Iceman“, wobei die Hintergrundinformationen relativ oberflächlich bleiben. Etwa drei Minuten B-Roll-Szenen sind auf der Bluray auch noch enthalten.

Fazit

„The Iceman“ hinterlässt ein beunruhigendes Gefühl, weil Vromen gänzlich auf nennenswerte psychologisierende Erklärungen für das Morden Kuklinskis verzichtet und Michael Shannon das Kunststück fertig bringt, den Killer bei aller Emotionslosigkeit beim Geschäft des Tötens als Menschen darzustellen. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

19.12.2013

   
Originaltitel The Iceman (USA 2012)
Länge 105 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Ariel Vromen
Darsteller Michael Shannon, Winona Ryder, Chris Evans, Ray Liotta, David Schwimmer, Robert Davi, Danny A. Abeckaser, James Franco, Stephen Dorff, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Behind the Scenes, B-Roll, Trailer
Preis ca. 14 EUR
Bewertung gespenstisch, technisch gut