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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Duell der Banden

Die Killer von Tokio

Die Killer von Tokio

Teruo Ishii begann in den 1950er Jahren Regie zu führen, und drehte in seiner langen Schaffensphase bis 2001 hauptsächlich Gangster-, Noir-, Gefängnis- und Horrorfilme sowie Werke mit bizarrem erotischen Einschlag. „Die Killer von Tokio“ ist ein lupenreiner Gangsterfilm, bei dem Ishiis Stilwillen gut zur Geltung kommt.
Nachdem der Gangster Mizuhara (Kôji Tsuruta) aus dem Gefängnis entlassen wurde, entgeht er nur knapp einem Mordanschlag. Wohlwissend, dass vermutlich seine eigenen Leute der Namikawa-Kougyou-Bande dahinterstecken, sucht er ihr Hauptquartier auf, um die Fronten abzuklopfen. Als Mizuhara seinen Verdacht bestätigt sieht, sinnt er auf Rache. Glücklicherweise trifft er die junge Yuri und ihren Onkel Yanagisawa, die der kriminellen Namikawa-Kougyou-Organisation ebenfalls ans Leder wollen. Gemeinsam planen sie, das Drogengeschäft ihrer Gegner zu zerstören. Zunächst verübt Mizuhara mit Yuri Raubüberfälle auf die Verkaufsstellen des suchtbringenden Stoffes, um wirtschaftlichen Druck auszuüben, dann soll das Hauptlager der Namikawa-Kougyou-Gang ausgeräumt werden. Mit dreisten Manövern sind Mizuhara, Yuri und Yanagisawa sehr erfolgreich, aber ihre Kontrahenten wollen sich nicht so einfach vernichten lassen.

Stilistisch konzentriert sich Teruo Ishii bei „Die Killer von Tokio“ auf elegante Schwarzweiß-Bilder mit romantisch-melancholischem Unterton. Gezielte Lichteffekte durchbrechen die Dunkelheit oder akzentuieren Menschen und Gegenstände. Ein paar Autoscheinwerfer in der Ferne, die Reflexion einer nassen Straße oder der Schimmer einer Laterne strahlen eine Atmosphäre zwischen Verlorenheit und Sehnsucht nach einem erfüllten Leben aus. Hinter jeder lässigen Geste lauert bereits der Tod. Hinter jeder coolen Sonnenbrille steckt ein Mensch, der mit dem Ballast der Unsicherheit beladen ist. Mizuhara kämpft nach dem Verrat seiner eigenen Leute um die letzte Chance, dem Untergang zu entfliehen. Aber das will er mit einem Knalleffekt machen, weil die Verräter nicht ungestraft davonkommen dürfen. Er sieht zwar schon müde aus, aber die Energie für den letzten Kampf hat er noch.
Gemeinsam mit seinen neuen Komplizen begibt er sich auf einen Rachefeldzug, der einem Tanz am Rande des Abgrunds gleichkommt. Die Spannung zwischen Erfolg und drohendem Tod kann man in den kontrastreichen Bildern sehen. Zwischen völliger Dunkelheit und hellem Licht bleibt kein Raum für eine Existenz im durchschnittlichen Einerlei. Aber Ishii begnügt sich nicht damit, die existenziellen Dramen der mythologisch aufgeladenen Gangsterfiguren in eine elegante Bildsprache zu gießen, zwischendurch überrascht er mit sozialem Realismus und zeigt die waren Opfer der kriminellen Selbstdarsteller. So fristet eine alte Bekannte Mizuharas ein Die Killer von Tokio armseliges Dasein in einem Etablissement. Ishhii lässt das Gespräch der beiden ohne visuellen Budenzauber aufnehmen. Die trostlose Mischung der unterschiedlichen Grautöne zeigt unverfälscht, um welches Elend es hier geht. Als eine Barfrau unter heftigen Entzugserscheinungen mit dem ganzen Körper zuckt, fehlt ebenfalls jede Eleganz. Denn der Dreck soll sichtbar bleiben.

Bildqualität

Die Killer von Tokio

Die DVD überzeugt mit einem sauberen Bild und einer guten Schärfe. Da Schwarzweißmaterial in der Regel nicht so stark altert wie Farbfilme, sieht „Die Killer von Tokio“ nahezu frisch aus. Der differenzierte Kontrast sorgt für eine spannungsreiche Darstellung.

Tonqualität

Die Monotonspuren kommen ohne nennenswerte Schwächen aus. Die Dialoge sind verständlich, auch wenn es ihnen etwas an Volumen fehlt. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht.

Extras

Die kürzere deutsche Kinofassung, eine Bildergalerie und Trailer zum Film bilden das Bonusmaterial auf der ersten Disc, auf der zweiten ist die deutsche Kinofassung als HD-Datei enthalten. Im 8-seitigen Booklet zeichnet Stuart Galbraith auf prägnante Weise die lange Regiekarriere Teruo Ishiis nach, sodass man sich ein gutes Bild machen kann. Das macht Lust auf weitere Veröffentlichungen aus Ishiis Werk, falls die hierzulande mal kommen.

Fazit

„Die Killer von Tokio“ entpuppt sich als stilsicherer Gangsterfilm mit ausdrucksstarken Bildern zwischen Melancholie und Romantik. Dieses Konzept reichert Teruo Ishii mit sozialrealistischen Einschüben an, um der traurigen Schönheit des Gangsterreigens die traurige Hässlichkeit auf Seiten der waren Opfer krimineller Machenschaften entgegen zu stellen. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

08.12.2013

   
Originaltitel Gang tai Gang (Japan 1962)
Länge 85 Minuten (Pal)
Studio Subkultur Entertainment
Regie Teruo Ishii
Darsteller Kôji Tsuruta, Tetsurô Tanba, Tatsuo Umemiya, Hideo Kô, Kôji Mitsui, Kô Nishimura, Yoshiko Mita, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton Mono Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Deutsche Kinofassung, HD-Videodatei der deutschen Kinofassung, Bildergalerie, Trailer, 8-seitiges Booklet
Preis ca. 23 EUR
Bewertung gut, technisch gut