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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Die Hongkong-Familie

Ip Man: The Final Fight

Ip Man: The Final Fight

Nachdem Herman Yau den Erfolg der beiden Ip-Man-Filme mit Donnie Yen bereits für das Prequel „Ip Man Zero“ genutzt hat, folgte dieses Jahr ein weiterer Film über den legendären Wing-Chun-Meister. Anthony Wong Chau-Sang schlüpft diesmal in die Rolle Ip Mans, der im Hongkong der 1950er und 1960er Jahre seinen Platz finden muss. „Ip Man: The Final Fight“ wurde dabei weniger als Fortsetzung zu den Werken mit Donnie Yen, sondern vielmehr als eigenständige Hommage an die Titelfigur angelegt.
Ip Man (Anthony Wong Chau-Sang) erreicht 1949 die britische Kronkolonie Hongkong, wo er sich niederlässt, nachdem die Kommunisten den chinesischen Bürgerkrieg gewonnen haben. Der Gewerkschaftsfunktionär Leung Sheung (Timmy Hung) hilft Ip Man dabei, auf dem Dach eines Wohnhauses Kung Fu zu unterrichten. Da Ip jedoch kein Interesse hat, seine Fähigkeiten offensiv zu vermarkten – das lässt sein Verständnis über das Wesen der Kampfkunst nicht zu – gewinnt er nur eine bescheiden Anzahl Schüler. Darunter befinden sich der Polizist Tang Shing (Jordan Chan), die politisch aktive Lee King (Luxia Jiang) sowie die Kellnerin Chan Sei-mui (Gillian Chung). Aus Respekt vor der natürlichen Autorität Ips, helfen sie ihm, wo immer sie können. So findet der Kampfkunstmeister seinen Platz in Hongkong, auch wenn er sich von seiner in China lebenden Frau Cheung Wing-sing (Anita Yuen) zunehmend entfremdet. Aber die Ruhe hält nicht an, denn wirtschaftlich schwere Zeiten, politische Auseinandersetzungen, Konflikte mit anderen Kampfkunstschulen sowie die Machenschaften in der rechtsfreien „Walled City“ greifen auf Ip Mans Leben über.

Anthony Wong Chau-Sang strahlt eine natürliche Würde aus, mit der er Ip Man das Format verleiht, das einem lebensphilosophischem Kampfkunstmeister zukommt. Dadurch entwickelt er die Figur zu einer zeitlosen Chiffre für Werte wie Menschlichkeit oder Gerechtigkeitssinn, die sich bruchlos in die künstliche Studioatmosphäre des Hongkong der 1950er und 1960er Jahre einfügt. Warm ausgeleuchtete Straßenzüge, bunte Farben und nostalgisch anmutende Restaurants gehören zur heimeligen Atmosphäre der Vergangenheit, die in „Ip Man: The Final Fight“ heraufbeschworen wird. Das präsentierte Hongkong weckt verklärte Erinnerungen an eine scheinbar bessere Zeit, in denen die Menschen noch stärker füreinander einstanden. So schenken Ip Mans Schüler ihrem Meister und seiner Frau eine wärmende Decke für den Winter und eine Sängerin (Thou Chuchu) bringt ihm immer Essen, als Ips Ehefrau nach der Schließung der Grenze Hongkong nicht mehr besuchen kann.
Die nostalgische Verklärung stört angesichts der ohnehin jenseits jeglichen Realismus gestalteten Optik überhaupt nicht, sie steht vielmehr im Dienste eines Appells an ein Ip Man: The Final Fight Miteinander, bei dem Konflikte durch Ausgleich gelöst werden. Ip Man ist die zentrale Figur dieses Appells, weil er in die jeweiligen Auseinandersetzungen immer nur hineingezogen wird. Seine ursprüngliche Neutralität sichert ihm die moralische Autorität, wenn seine Schüler einen Konflikt um die Vorherrschaft mit der Kampfkunstschule Ng Chungs (Eric Tsang) heraufbeschwören oder Polizist Tang Shing seinen Platz zwischen Geld und Moral finden muss.
In diesem Wertekonzept haben ausufernde Kampfnummern keinen Platz mehr, weil ihr Showcharakter nicht zur zurückhaltenden Überlegenheit Ip Mans passen würde. Herman Yau und sein Team setzten stattdessen mit souverän ausgearbeiteten, kleinen Actiontupfern kraftvolle Akzente. Ip Man und Ng Chung treten in privater Atmosphäre zunächst gegeneinander an, aber im Laufe des Kampfes entwickeln sie Respekt für die Fähigkeiten des Anderen. Am Ende gehen sie ohne Groll auseinander. So gelingt es Yau, die Kampfkunsteinlagen, zu denen unter anderem noch ein Löwentanz oder Preiskämpfe in der „Walled City“ gehören, auch inhaltlich aufzuladen.
Seltsam wirkt eigentlich nur, dass der nahezu vollkommen ausgeblendete Bruce Lee in einer kurzen Sequenz am Ende auftauchen muss. Seine demütige Frage an Ip Man, ob der Weg, den er als Star eingeschlagen habe, der Falsche sei, wirft grundlegende Probleme auf, die sich in wenigen Minuten nicht mal ansatzweise aufarbeiten lassen. Da wäre es vielleicht sogar besser, dass Yau das gar nicht erst versucht. Aber so wirkt Lee wie ein absurder Fremdkörper, der entweder aus reiner Pflichtschuldigkeit in den Film genommen wurde, oder aber aus Neid wie eine groteske Randnotiz behandelt wird, weil Lee eine Bekanntheit genießt, die Ip Man nicht erreichen konnte. Letzteres würde die Werte des Films allerdings untergraben.

Bildqualität

Ip Man: The Final Fight

Das Bild der Bluray sieht sehr gut aus. Die Schärfe überzeugt mit klaren Konturen und zahlreichen Details, nur wenige Szenen wirken etwas weich. Die kräftigen Farben und der prägnante Kontrast lassen das visuelle Konzept des nostalgisch verklärten Hongkong in seinem vollen Glanz erstrahlen.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren sorgen für eine ansprechend räumliche Atmosphäre, die jedoch ihre Grenzen hat. Das liegt an der Konzeption des Films, der stärker auf die Würde der Hauptfigur ausgelegt ist, als Budenzauber zu präsentieren. Die Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus unkommentiertem B-Roll-Material und einem Making Of, das inhaltlich nicht der Rede wert ist. Beide Beiträge sind etwa neun Minuten lang.

Fazit

In „Ip Man: The Final Fight“ wird die Biographie Ip Mans für einen nostalgisch verklärten Blick auf das Hongkong der 1950er und 1960er Jahre genutzt. Dabei geht es angesichts der künstlichen Studioatmosphäre weniger um Geschichtsklitterung als vielmehr um eine legendenartige Aufbereitung im Dienste zeitloser Werte wie Mitmenschlichkeit und Konfliktlösung durch Ausgleich. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

26.11.2013

   
Originaltitel Yip Man: Jung gik Yat jin (Hongkong 2013)
Länge 100 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Herman Yau
Darsteller Anthony Wong Chau-Sang, Gillian Chung, Jordan Chan, Eric Tsang, Timmy Hung, Marvel Chow, Zhou Chuchu, Luxia Jiang, Xin Xin Xiong, Ip Chun, Anita Yuen, u.a.
Format 1:2,40 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Kantonesisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Making, Of, B-Roll, Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch gut