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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
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12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Unter London lauert der Tod

Der Würger vom Tower

Der Würger vom Tower

Mitte der 1960er Jahre wollte Produzent Erwin C. Dietrich auch ein Stück von dem lukrativen Kuchen abhaben, an dem sich die Macher hinter der Edgar Wallace-Reihe labten. Natürlich hat Dietrich aus finanziellen Gründen keine Rechte an einer Romanvorlage erworben, sondern lieber selbst ein Drehbuch geschrieben, das den Geist der Wallace-Vorbilder atmen sollte.
In London schrillen bei Inspektor Harvey (Hans Reiser) alle Alarmglocken, als die gut situierte Mary Wilkins (Gisela Lorenz) ermordet wird. Harvey vermutet, dass der berüchtigte Würger wieder zugeschlagen hat, der schon seit einiger Zeit sein Unwesen treibt. Der fehlende Pawati-Smaragd, den die Tote bei sich getragen hatte, bringt den Scotland Yard-Ermittler auf eine erste Spur. Denn der wertvolle Edelstein aus Indien war einmal viel größer und wurde in mehrere kleine Schmuckstücke aufgeteilt. Die übrigen Besitzer, zu denen auch der Juwelier Clifton (Charles Regnier) gehört, befinden sich möglicherweise in großer Gefahr. Während Harvey versucht, weitere Hinweise zu bekommen, wird Mary Wikins' Tochter Jane (Christa Linder) entführt. Bei ihr befindet sich der echte Pawati-Smaragd, denn ihre getötete Mutter war nur mit einer Kopie unterwegs. Harvey lässt mit seinem Assistenten Travers (Peter W. Loosli) nicht locker, um das Verbrechen aufzuklären, hinter dem eine skupellose Bande zu stecken scheint.

Im Unterschied zu den berühmten Edgar Wallace-Verfilmungen legte Produzent Erwin C. Dietrich gemeinsam mit seinem Regisseur Hans Mehringer keinen Wert auf die verschrobene Gemütlichkeit, die so manches der Vorbilder ausstrahlt. Schrullige Charaktere wie die stets von Eddie Arent verkörperten Butler oder Assistenzpolizisten, die selbst im Angesicht der Gefahr dem Mörder noch die Hand geben, weil das den Höflichkeitsregeln entspricht, sucht man im „Würger vom Tower“ vergeblich. Stattdessen kann man sich über die direkte Art freuen, mit der Verbrechen und zwielichtige Atmosphäre aufbereitet werden. Gleich zu Beginn wechselt die Kamera während einer Autofahrt durchs nächtliche London immer wieder zwischen der subjektiven Perspektive aus dem Wagen des späteren Mordopfers und von außen aufgenommenen Bildern. Diese Dynamik bereitet die Gewalt vor, mit der Mary Wilkins kurz darauf ins Jenseits befördert wird. Gleichzeitig gibt der Einstieg in den Krimi den Ton vor, der alles weitere prägt. In „Der Würger vom Tower“ geht es stärker um die Schatten am Rande der Gesellschaft, als um die Aufklärung eines Verbrechens. Konsequenterweise wirken die beiden Polizisten über weite Strecken etwas ratlos, bevor sie der Lösung schließlich näher kommen. Der Würger vom Tower Auch das süffisante Spiel mit den Räumlichkeiten verweist auf ein Schattenreich, das sich unter der Oberfläche der „normalen“ Gesellschaft ausgebreitet hat. Jane Wilkins wird nicht umsonst von merkwürdigen, mit Kutten bekleideten Männern in ein Katakombensystem verschleppt, das sich unterhalb des bekannten Towers erstreckt. Die Maskerade mit Seeschlitzkapuzen nach Ku-Klux-Klan-Art symbolisiert einen dumpfen Fanatismus, der nur im Unsichtbaren ungestört existieren kann. Statt um Rassimus geht es hier aber um Sekteninteressen. Dietrich wirft in seinem Drehbuch solch religiöse Apekte sowie die Habgier in einen Topf, mit der die Juwelenräuber nach dem großen Geld streben. Feinsinnige Differenzierungen sind seine Sache eben nicht.

Die erwartet man in einem knackigen Krimi mit reißerischem Titel aber auch nicht. Dietrich und Mehringer spielen souverän auf der Klaviatur des Unterhaltungskinos, wobei sie der Dunkelheit der menschlichen Seele einen breiten Raum geben. Nachtszenen, Gewölbeaufnahmen und schummrige Clubs dominieren den Schwarzweißfilm, der nur selten besonders helle Bilder präsentiert. Denn im Abgrund gibt es kein Licht, das man einfach anschalten kann. Hier muss man seinen eigenen Weg finden, ohne unterzugehen.

Bildqualität

Der Würger vom Tower

Das Bild der DVD ist überraschend gut, schlägt es doch viele der schon lange veröffentlichten Edgar Wallace-Beiträge ohne Schwierigkeiten. Das Filmkorn ist nur dezent sichtbar, die Schärfe überzeugt bei Konturen und Details. So kommt dank eines knackigen Kontrastes das intensive Spiel mit hellen und dunklen Bildteilen gut zur Geltung.

Tonqualität

Der deutsche Monoton hat sich recht gut gehalten. Das vernehmliche Hintergrundrauschen konnte man erwarten. Die Dialoge lassen sich dennoch gut verstehen, die wunderbar jazzige Musik entfaltet ihre Wirkunng ohne hörbare Schwächen.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Nachdruck des Programmheftes „Illustrierte Film-Bühne“.

Fazit

„Der Würger vom Tower“ setzt sich durch seine ruppigere Art von den spielerischer wirkenden Edgar Wallace-Vorbildern ab. Dank eines hervorragenden Soundtracks, einer atmosphärischen Kameraarbeit, die vor allem die Dunkelheit betont, und absurden Einfällen unterhält der Film prächtig. Technisch ist die DVD recht gut.

Stefan Dabrock

09.08.2013

   
Originaltitel Der Würger vom Tower (BRD 1966)
Länge 78 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Hans Mehringer
Darsteller Ady Berber, Birgit Bergen, Rainer Bertram, Kai Fischer, Charles Regnier, Hans Reiser, Peter W. Loosli, Christa Linder, Gerhard Geisler, Inigo Gallo, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch recht gut