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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Lernziel Macht

Die Bronx-Katzen

Die Bronx-Katzen

Mit „Foxy Brown“ und „Coffy – Die Raubkatze“ hat Regisseur Jack Hill zwei Klassiker des Blaxploitation-Kinos geschaffen, in denen Pam Grier als kraftvolle Ikone überzeugte. Weniger bekannt ist Hills Jugendbanden-Film „Die Bronx-Katzen“, der nach vielen Jahren von Index genommen wurde und beim Label Motion Picture erschienen ist.
Durch Zufall gerät die kratzbürstige Maggie mit den Bandenmitgliedern der Dagger Debs aneinander. Ihre selbstbewusste Art, sich handfest zu verteidigen, imponiert Debs-Chefin Lace. Nach einem gemeinsamen Aufenthalt im Jugendarrest wird Maggie ein Mitglied der Debs. Das zunehmend engere Verhältnis zwischen Maggie und Lace erfüllt Patch (Monica Gayle) mit Eifersucht, die als Vertraute von Lace eine herausgehobene Stellung innehat. Sie beginnt, eine Intrige gegen die Konkurrentin zu schmieden, bei der sie auch Opfer in Kauf nimmt. Die internen Auseinandersetzungen um die Macht und der Kampf gegen eine andere Gang, die vor allem Lace' Freund Dom ein Dorn im Auge ist, spitzen sich immer weiter zu. Schließlich sprechen die Maschinengewehre das Nachtgebet.

Jack Hill ist ein bemerkenswerter Film gelungen, weil er das Jugendbandenthema in eine überzeichnet-künstliche Welt überführt hat, die letztlich so realistisch wirkt, wie amerikanische Musicalfilme der 1940er und 50er Jahre oder Märchenproduktionen der großen Studios aus dieser Zeit. Die billigen Sets einer schäbigen Imbissbude, heruntergekommener Straßenzüge oder des Bandenhauptquartiers mögen zwar vom wirtschaftlichen Verfall der Gegenden sprechen, in denen Lace und Co aufwachsen, aber sie haben noch eine weitere Bedeutung. Sie Die Bronx-Katzen sind so detailarm, dass die Ausstattungsmerkmale, mit denen der jeweilige Ort charakterisiert werden soll, aufdringlich ins Auge springen. Deswegen können Graffiti oder drapierter Müll ihren Filmsetcharakter nicht ablegen. Die einzelnen Orte wirken nicht so, als hätten sie eine Verbindung zur restlichen Stadt, sondern sie vermitteln die Atmosphäre einer Kulisse, in der eine Geschichte aufgeführt wird. Das korrespondiert mit dem Märchencharakter, der letztlich auch „Die Bronx-Katzen“ durchweht.
Aber es ist kein Märchen von Liebe, wundersamen Geistern und Prinzessinnen, sondern es ist ein Märchen von Eifersucht, Triebsteuerung und brutaler Gewalt. In der irrealen Welt der „Bronx-Katzen“ regiert die Sicht der Jugendlichen, die vollkommen das Zepter in der Hand haben. Autoritäten übernehmen den Part vollkommen machtloser Witzfiguren. Die Streifenpolizisten müssen sich von Lace und ihren Mitstreiterinnen beschimpfen lassen, weil die Jugendlichen wissen, dass sie ohnehin bald wieder rauskommen. Die weiblichen Aufseherinnen des Jugendarrests haben gegen die Erpressungsmethoden der Mädchen ebenfalls keine Chance und der Schulleiter darf mit Dom nur reden, weil dieser seine Wachhunde zurückpfeift. Hill reflektiert den Frust jugendlicher Pubertätserfahrungen, indem er eine absurde Wunschwelt mit machtlosen Erwachsenen zeigt. Entsprechend aufgedreht brachial walzt sich das Geschehen vorwärts. Denn Hormone und Triebe lassen das Verhalten der Jugendlichen ins schädliche Kraut schießen. Eine Vergewaltigung, bei der Maggies Eltern aus Angst vor Dom klein beigeben, Messerstechereien und schließlich Maggies erfolgreiche Umformung der Gang zu einer reinen Frauenbande legen davon Zeugnis ab.
Teilweise wird der Film sogar bissig-satirisch, wenn der Chef der konkurrierenden Bande unter dem Deckmantel sozialer Fürsorge Drogen verkauft. Ein Plakat in seinem Hauptquartier unterstreicht sein Selbstverständnis als Politiker. Das überzeichnete Zerrbild eines Volksvertreters hält der politischen Klasse einen unangenehmen Spiegel vor, indem die Gefahr der unheiligen Vermischung unterschiedlicher Interessen auf einen grotesken Punkt gebracht wird. Die damals sehr aktive Black-Power-Bewegung bekommt auch noch ihr Fett weg.
Aus Gewalt, dem Kampf um die Macht und satirisch-überzeichneten Elementen entwickelt sich ein absurdes Schauspiel, das Pubertätsängste reflektiert und teilweise gesellschaftliche Problemlagen aufgreift. Der Feind in dieser künstlichen Jugendfantasie zwischen Wunschdenken und Versagensängsten ist sowohl jeder Erwachsene als auch jede sonstige Konkurrenz. Der eigene Körper mit seinen Trieben verschärft die Situation so dramatisch, dass „Die Bronx-Katzen“ auch vom Kampf mit sich selbst erzählt.

Bildqualität

Die Bronx-Katzen

Glücklicherweise lag für die DVD ein gut aufbereitetes Master vor, das für einen Exploitationfilm aus den 1970er Jahren nicht selbstverständlich ist. Die Schärfe überzeugt ohne nennenswerte Schwächen. Wenn das Bild einmal leicht matschig wirkt, dann mag das auch dem damals verwendeten Filmmaterial geschuldet sein, denn teuer war die Produktion des Films sicher nicht. Der ausgewogene Kontrast verleiht sowohl Innen- als auch Außenaufnahmen ein differenziertes Bild. Die reduzierte Farbpalette des 1970er-Jahre-Stils wurde sehr gut auf die DVD übertragen. Analoges Rauschen ist immer wieder sichtbar, stört aber nicht.

Tonqualität

Die Monotonspuren verfügen über gut verständliche Dialoge ohne nennenswerte Verzerrungen. Auch hier macht die DVD einen guten Job, der sich bei der Musikwiedergabe fortsetzt. Die rhythmischen Klänge unterstreichen den zupackenden Charakter des Films.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

„Die Bronx-Katzen“ erweist sich als absurdes Märchen über pubertäre Triebe, den Wunsch Jugendlicher, das Kommando zulasten der Erwachsenen zu übernehmen, und die Ängste, die damit verbunden sind. Daraus entwickelt Jack Hill eine rabiate Erzählung, in der Posertum, Messerstechereien und der Gebrauch von Schusswaffen an der Tagesordnung sind. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

31.07.2013

   
Originaltitel Switchblade Sisters (USA 1973)
Länge 87 Minuten (Pal)
Studio Motion Picture
Regie Jack Hill
Darsteller Robbie Lee, Joanne Nail, Asher Brauner, Kitty Bruce, Janice Karman, Marlene Clark, Monica Gayle, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 19 EUR
Bewertung gut, technisch gut