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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
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27.11. Die drei Supermänner räumen auf
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
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11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Die Zeit reißt Wunden auf

Rurouni Kenshin

Rurouni Kenshin

Es ist nicht einfach, sich vom mordenden Samurai zum friedliebenden Vagabunden zu wandeln. Wer das Leben eines anderen Menschen vernichtet, der hat eine so tiefgehende Tat begangen, dass ihre Auswirkungen noch lange bestehen bleiben.
In den 1860er Jahren setzt sich der Samurai Kenshin (Takeru Satô) mit seinem Schwert für die Umgestaltung Japans ein, die 1867 schließlich im Ende der Shogun-Herrschaft mündet. In der Folge öffnet sich Japan endgültig in Richtung der Westmächte und baut seine gesellschaftlichen Strukturen um. Der Samurai Kenshin schwört daraufhin der Gewalt ab, um als herrenloser Vagabund durch die Gegend zu ziehen. Zehn Jahre später gerät er jedoch in einen Konflikt hinein, den der Drogenboss Kanryuu (Teruyuki Kagawa) vom Zaun bricht. Er will das Land mit einer neuen Opiumsorte überfluten, die schneller abhängig macht. Seine wichtigste Mitarbeiterin, die frühere Ärztin und jetzige Drogenentwicklerin Megumi (Yû Aoi), macht sich jedoch vom Acker, sodass Kanryuus Erfolg gefährdet ist. Beim Versuch des Drogenhändlers, mit gewalttätigen Methoden alles wieder ins Lot zu bringen, ziehen seine Leute auch die Kampfschulenbesitzerin Kaoru (Emi Takei) in die Auseinandersetzungen hinein. Kenshi, der inzwischen ganz zarte Bande zu Kaoru geknüpft hat, will das nicht zulassen. Mit halbwegs friedlichen Mitteln versucht er, Kanryuu in die Schranken zu weisen.
Die scharfe Seite seines Schwertes ist stets auf ihn selbst gerichtet, weil es umgekehrt geschliffen wurde. Dadurch symbolisiert es Kenshis Kampf mit der eigenen Vergangenheit als mordendem Schwertkämpfer. Er konfrontiert sich selbst mit der tödlichen Kraft des Stahls, ohne sie gegen andere zu richten. An dieses starke Bild, das immerhin in jedem Kampf Kenshis wieder präsent ist, kommt in „Rurouni Kenshin“ nichts anderes heran.

In seinem Martial Arts Epos nach einer Mangavorlage sucht Regisseur Keishi Ohtomo nach visueller Größe, die er in der standardisierten Hochglanzästhtetik findet. Das japanische Mainstreamkino hat eben etwas für schöne Menschen mit Popstarqualitäten übrig, die perfekt gestylte Frisuren spazieren tragen. Die müssen optisch ins rechte Licht gesetzt werden, damit nichts die ecken- und kantenfreie Ästhtetisierung stört. In den besten Fällen nutzen Kameraleute und Regisseure die darin liegenden Möglichkeiten für visuelle Reflexionen über die Rurouni Kenshin Konflikte, die der jeweilige Film erzählt. Hochglanz sorgt nicht automatisch für Inhaltsleere. Wenn genügend starke Symbole wie beispielsweise Kreuzigungsposen oder andere rein optisch funktionierende Erzählelemente vorhanden sind, dann können sie durch schicke Bilder sogar verstärkt werden. Neben dem erwähnten Schwertsymbol tauchen in „Rurouni Kenshin“ aber hauptsächlich die erwähnten hübschen Menschen mit den erwähnten hübschen Frisuren auf. Dazu gesellen sich ein karikaturhaft überzeichneter Helfer (Munetaka Aoki) mit übermannshohem Schwert, der wunderbare Grimassen ziehen kann, ein ebenso karikaturhaft überzeichneter Drogenboss, der erstaunlicherweise auch hervorragende Grimassen drauf hat, und ein paar unbedeutende Nebenfiguren. Sie alle bevölkern eine Welt, die letztlich eine klinisch reine Ausstrahlung besitzt.
Das wirkt sich nicht positiv auf den Grundkonflikt der Hauptfigur aus, die zwischen kriegerischer Vergangenheit und Friedenswunsch hin und hergerissen ist. Denn in der ästhetisierten Welt des „Rurouni Kenshin“ verfügt selbst das Böse über den Charme des Glanzes, da kein Gegengewicht vorhanden ist. Deswegen fehlt Kenshins Konflikt mit sich selbst und dem Drogenbaron die inhaltliche Basis. Das Töten sowie die Drogen und dessen Folgen verlieren angesichts der harmlosen Stildominanz an Bedeutung.
Natürlich wäre der Film jetzt immer noch für einen rasanten Mainstreamklopper gut, der einfach nur gute Laune, Action und ein bisschen Romantik bieten soll. Aber dafür ist das Werk einfach zu lang geraten. Denn zwischen den Kampfszenen, die als gelungene Mischung aus Wucht und Eleganz inszeniert wurden, gibt es zu viele ruhige Teile, die ohne tiefere Bedeutungsebene nur langeweilig sind. Wenn die Show Pause macht, dann müssen Emotionen, innere Konflikte und andere substanzielle Themen übernehmen. Die sind leider Mangelware und die Show pausiert dafür zu oft.

Bildqualität

Rurouni Kenshin

Bildlich gibt sich die Bluray keine Blöße. Die Schärfe liefert ein hochauflösendes Niveau, wie man sich das wünscht. Dazu passen die kräftigen Farben die ganz im Dienste der ästhetischen Hochglanzoptik stehen. Auch der ausgewogene Kontrast sorgt dafür, das alle Bildteile ins rechte Licht gerückt werden und entsprechend schick zur Geltung kommen.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über eine ordentliche Räumlichkeit, ohne Bäume auszureißen. Aber immerhin werden alle Lautsprecher genutzt. Etwas mehr Wucht hätte der Abmischung gut getan, da die Bilder fast durchgehend auf visuelle Größe konzipiert wurden. Die Dialoge sind gut verständlich.

Extras

In der rund 20-minütigen Interviewrolle melden sich die wichtigsten Darsteller zu Wort und geben unter anderem kurze Einschätzungen zu ihren Figuren ab. Im Wesentlichen haben die Interviews aber einen nur teilweise interessanten Promotioncharakter. Auf einer Übersetzung der japanischen Schrifteinblendungen wurde leider verzichtet. Für den Rest gibt es wie beim übrigen Bonusmaterial natürlich deutsche Untertitel.
Der etwa 26-minütige Beitrag „Opening Night Events Japan“ besteht aus einem Zusammenschnitt mehrerer Vorpremieren, bei denen Darsteller und Regisseur kräftig die Werbetrommel rühren. Informationen gibt es wenige, aber die Bühnenpräsentationen inklusive Grußworten sind ganz drollig anzuschauen.
Etwa zwei Minuten lang ist der Filmschnipsel über die Präsentation von Rurouni Kenshin in Südkorea. Hier wirken die jungen Fans der Geräuschkulisse nach zu urteilen ganz besonders vom Hauptdarsteller Takeru Satô beeindruckt.
Ein Teaser, zwei Trailer und mehrere TV-Spots sind auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Rurouni Kenshin“ stirbt in einer Schönheit, die es nicht vermag prägnante Bilder hervorzubringen. Der Konflikt zwischen Gewalt und Pazifismus fällt deswegen auf einen so trockenen Boden, dass er sofort wieder vedorrt. Das ist angesichts des inhaltlichen Potenzials schade. Auch als rasanter Blockbuster geht der Film nicht durch, da er dafür viel zu oft den Gang rausnimmt. Technisch ist die Bluray gut.

Sutefuan Daburoku

26.07.2013

   
Originaltitel Rurôni Kenshin (Japan 2012)
Länge 135 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Keishi Ohtomo
Darsteller Takeru Satô, Emi Takei, Teruyuki Kagawa, Munetaka Aoki, Yôsuke Eguchi, Yû Aoi, Kôji Kikkawa, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Interviews, Opening Night Events Japan, Opening Night Event Korea, Teaser, Trailer
Preis ca. 18 EUR
Bewertung in Schönheit gestorben, technisch gut