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rezensionen

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Resident Evil: Retribution

Resident Evil: Retribution

Der vierte Teil der „Resident Evil“-Actionfilmreihe um die harte Kämpferin Alice endete mit einem klassischen Cliffhanger, der für die Heldin samt Anhang kaum Chancen übrig ließ, ungeschoren davonzukommen. Mit unglaublicher Lässigkeit wickelt Regisseur und Drehbuchautor Paul W.S. Anderson die knifflige Situation in der Fortsetzung mit ästhetischer Zeitlupeneleganz und einem abschließenden simplen Schnitt ab, um Alice anschließend in ein lupenreines Daueractionfeuerwerk zu schicken.
Andersons dramaturgischer Trick besteht darin, dass seine Heldin für die Umbrella-Corporation einfach zu wichtig ist, als dass sie ohne viel Federlesens ins Jenseits befördert werden könnte. Und so landet Alice (Milla Jovovich) als Gefangene in einem unterirdischen Komplex, wo sie in einer Zelle durch Jill Valantine (Sienna Guillory) gefügig gemacht werden soll. Hinter der Maßnahme steckt natürlich die Computerintelligenz Red Queen (Megan Charpentier), die das drakonische Zepter schwingt. Doch plötzlich wird Umbrellas Sicherheitssystem sabotiert, sodass sich Alice gemeinsam mit Agentin Ada Wong (Bingbing Li), die den Komplex zu ihrer Rettung infiltriert hat, auf den Weg nach Draußen machen kann. Gleichzeitig rückt von außen eine Freischärlereinheit um Leon S. Kennedy (Johann Urb), Barry Burton (Kevin Durand) und Luther West (Boris Kodjoe) an, um den Ausbrechern beizustehen. Denn im Komplex warten diverse blutdürstige Kreaturen nur darauf, Alice und Co zu stoppen.

Die gradlinige Dramaturgie der einfachen Fluchtbewegung vom Inneren des Komplexes, das tief unter der eisigen Erde Kamtschatkas liegt, zur außen befindlichen Freiheit über der Erde sorgt für eine Dauerdynamik ohne Ruhepause. Fast ständig muss sich Alice irgendwelcher Angreifer erwehren, die sie entweder per Martial Arts, Schusswaffe oder geschickter Taktik bei Verfolgungsjagden außer Gefecht setzt. Zeitlupenstilisierung, brachiale Schießereien, flüssige Kampfchoreographien und die immer funktionierende Scheinunterlegenheit der trotz Kampferfahrung fragil wirkenden Alice in der Konfrontation mit gigantischen Monstern sind das inszenatorische Arsenal, mit dem Anderson eine fulminante Energie entfacht. Alles steht ganz im Dienste einer Computerspielsimulation, die ansteigende Level mit Waffen und Gegnerwechsel präsentiert.
Bei der Handlungsreduktion auf ein solches Konzept läuft man natürlich immer Gefahr, sich in tumber Haudrauf-Langeweile zu verlieren. Denn kaum etwas ist weniger interessant, als einem anderen dauerhaft beim Computerspielen zuzuschauen, ohne selbst einmal die Steuerung zu Resident Evil: Retribution übernehmen. Anderson entgeht den Fallstricken jedoch durch eine subtile Bildererzählung, die jenseits der entfesselten Kinetik eine zusätzliche Bedeutungsebene einzieht. Es ist schon auffällig, dass Alice zu Beginn des Films in schneller Folge in ganz unterschiedlichen Szenarien auftaucht. Einmal ist sie die Widerstandskämpferin, dann existiert sie als Hausfrau und Mutter, um schließlich den Part des Versuchskaninchens zu übernehmen. Ihre Identität erscheint nach der dauerhaften Auseinandersetzung mit der Umbrella Corporation in den vorangegangenen Teilen unklarer denn je. Das gilt sowohl für die Fragen, was Realität ist und was nicht, wodurch die Realität überhaupt definiert ist und auch für das Selbstverständnis, mit dem Alice agiert. Nicht umsonst stellt Anderson seiner Heldin eine Tochter zur Seite, die in Alice Beschützerinstinkte weckt, obwohl es sich nach allen Informationen um einen Klon handelt. Auf der Flucht laufen beide durch eine gigantische Halle, in der mit industrieller Perfektion solche Klone produziert werden. Die gespenstische Irritation im rabiaten Kampfgetümmel entfacht auf geschickte Weise Zweifel an einfachen Sichtweisen auf die Identität nachgebauter Lebensformen. Das harmoniert sowohl mit der illustren Mischung aus alten Charakteren, die eigentlich schon das Zeitliche gesegnet hatten, hier aber wiederauferstehen, als auch mit den Nachbauten bekannter Städte wie Moskau, Tokio und New York. Andersons Spiel mit Scheinrealitäten künstlicher Ausprägung, das er dann wieder unterläuft, indem er die Künstlichkeit in Frage stellt, fasziniert als offenes Ideenuniversum, das sich jedoch nicht immer im Verbund mit der überbordenden Actiondominanz behaupten kann.

Bildqualität

Resident Evil: Retribution

Die Bildqualität der Bluray lässt keiner Wünsche offen. Alles sieht gestochen scharf aus, sodass selbst in dunklen Szenen noch ein detailreiches Bild erreicht wird. Die Konturendarstellung ist perfekt. Die kräftigen Farben kommen angesichts der kristallklaren Optik hervorragend zur Geltung. Nasse Straßen, bunte Autos oder sonstige Details entfalten ihre ganze ästhetische Kraft. Der ausgewogene Kontrast leistet sich ebenfalls keinerlei Schwächen.

Tonqualität

Die DTS-Hi-Resolution-5.1-Tonspuren überzeugen mit einer wuchtigen Surroundatmosphäre, in der vor allem die Musik einen dynamischen Part übernimmt. Aber auch einzelne Hintergrundgeräusche nutzen alle Lautsprecher so aus, dass sich eine harmonisch abgestimmte Klangkulisse entwickelt, die nicht nur gut austariert ist, sondern die Action auch kraftvoll unterstützt. Da die Dialoge gleichzeitig stets verständlich sind, gibt es auch hier keinen Anlass zur Kritik.

Extras

Der Audiokommentar von Paul W.S. Anderson (Regie), Milla Jovovich und Boris Kodjoe (beide Darsteller) schlägt einen launigen Plauderton an. Dabei machen sich die drei fröhlich wirkenden Filmgenossen über logische Fragestellungen der Handlung lustig, die sie letztlich für nicht relevant halten. Milla Jovovich gackert aufgedreht und freut sich einfach über das Spektakel, das sie gerade anschaut. Anderson und Kodjoe haben das zwar nicht ganz so drauf, aber sie schlagen inhaltlich in eine ähnliche Kerbe. Außerdem scheint der Productplacementvertrag mit einer Firma auch verlangt zu haben, deren Produkt während des Audiokommentars noch einmal herauszustellen. Denn in der Szene, in der es auftaucht, bemühen sich alle, den Namen immer wieder einzuflechten. Natürlich kann man einen solchen Kommentar unterhaltsam finden, mir ist das jedoch nicht gelungen.
Der zweite Audiokommentar mit Paul W.S. Anderson und Jeremy Bolt (Produzent) ist deutlich besser. Beide gehen auf technische Fragestellungen ein, erwähnen Schwierigkeiten, die bewältigt werden mussten, erläutern die Beweggründe für diverse optische oder auch inhaltliche Gestaltungselemente und haben auch ein paar Geschichten vom Dreh parat.
Das rund 50-minütige „Resident Evil Special“ besteht aus sieben kurzen Beiträgen mit den Titeln „Die Regiearbeit“, „Die Entwicklung von Alice“, „Wiedersehen“, „Design und Bauten“, „Die untoten Kreaturen“, „Die Stunts“ und „Code: Mika“. Im Vordergrund steht dabei die werbewirksame Präsentation von Faktenhäppchen, die möglichst begeistert dargeboten werden sollen. Am interessantesten sind sicherlich die drei Beiträge zu den technischen Aspekten der Produktion („Design und Bauten“, „Die untoten Kreaturen“, „Die Stunts“), da ein werbewirksamer Bericht über die Herstellung einzelner Effekte immer noch mehr bietet als ein ähnlich ausgerichteter über eine der Filmfiguren.
Die zusammengenommen fast 13 Minuten langen Extended und Deleted Scenes sind sehenswert. So ist es beispielsweise recht spannend die längere Version der Vorstadtidylle zu betrachten, die einem Zombieangriff vorausgeht.
„Outtakes“ zeigt gut vier Minuten lang Missgeschicke vom Dreh.
Neben mehreren Trailern zum Film enthält die Bluray noch Texttafelfilmografien zu den wichtigsten Darstellern.
Für das Bonusmaterial liegen deutsche Untertitel vor.

Fazit

„Resident Evil: Retribution“ funktioniert sowohl als einfaches Haudrauf-Spektakel, das mit Daueraction überwältigen will, als auch auf der Bilderebene. Denn durch das Spiel mit künstlichen Welten und Lebensformen, deren Realitäts- und Identitätsdimension Anderson hinterfragt, verleiht er dem Film mehr Tiefe, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Technisch ist die Bluray ausgezeichnet.

Stefan Dabrock

30.04.2013

   
Originaltitel Resident Evil: Retribution (USA 2012)
Länge 96 Minuten (24p)
Studio Constantin
Regie Paul W.S. Anderson
Darsteller Milla Jovovich, Sienna Guillory, Michelle Rodriguez, Aryana Engineer, Bingbing Li, Boris Kodjoe, Johann Urb, Megan Charpentier, u.a.
Format 1:2,40 (16:9)
Ton DTS-Hi-Resolution 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch für Hörgeschädigte
Extras Audiokommentar von Paul W.S. Anderson (Regie), Milla Jovovich und Boris Kodjoe (beide Darsteller), Audiokokmmentar von Paul W.S. Anderson und Jeremy Bolt (Produzent), Extended und Deleted Scenes, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch ausgezeichnet