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rezensionen

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kurzrezension

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Kung Fu im Dienste der Mächtigen

Das Grabmal des Shaolin

Das Grabmal des Shaolin

Cheh Chang, einer der bedeutendsten Regisseure der goldenen Ära des Hongkong Kung Fu-Kinos, hatte dementsprechend seine größte Zeit Ende der 1960er bis Ende der 1970er Jahre. 1980 entstand die vorliegende DVD-Veröffentlichung „Das Grabmal des Shaolin“, als Chang immer noch für sauber inszenierte Kampfkunstaction gut war.
Nachdem die Qing die bis dahin herrschende Ming-Dynastie gewaltsam abgelöst hat, nutzen die neuen Machthaber die strategischen Möglichkeiten einer handfesten Rivalität zwischen dem Shaolin-Kloster und dem Wu Dang Klan. Sie ziehen die Vertreter Wu Dangs auf ihre Seite, damit sie gegen die Mönche des Shaolin vorgehen. Bei den Auseinandersetzungen kommen auch die Eltern Chen-chin Tungs (Meng Lo) ums Leben. Im Auftrag seiner Shaolin-“Vorgesetzten“ soll er sich mit Huigan Hu (Sheng Chian) treffen, um die Lage zu sondieren. Dabei gerät er an den Messerwerfer Li De (Tai-Ping Yu), der ihn im Auftrag des Wu Dang Klans schwer verletzt. Aber Tung gibt nicht auf. Er kann sich in ein Haus retten, indem Unterstützer der alten Ming-Dynastie leben. Nachdem er sich unter guter Pflege erholt hat, will er gemeinsam mit Huigan zum finalen Schlag gegen die Kontrahenten vom Wu Dang Klan antreten. Aber die haben bereits einen besonders listigen Vertreter (Feng Lu) ausgeschickt, der mithilfe einer perfiden Tarnung die Shaolin-Kämpfer vernichten will.

Cheh Chang hält sich nicht lange mit der Ausarbeitung einer komplexen Handlung auf, aber gerade das macht „Das Grabmal des Shaolin“ so erschreckend bitter. In Dialogen wird immer wieder auf die Qing verwiesen, die als neue Machthaber China beherrschen, aber sie treten nicht sichtbar in Erscheinung. Stattdessen gehen Shaolin-Kloster und Wu Dang Klan prügelnd aufeinander los. Wie Marionetten lassen sich die kampf- und philosophieerbrobten Schulen gegeneinander ausspielen, um stellvertretend für die Obrigkeit die Schmutzarbeit zu machen. In blitzsauberen Studiokulissen führt Chang vor, wie die perfide Strategie der Qing aufgeht.
Das fast schon theaterhaft anmutende Produktionsdesign der Straßenszenen, Innenräume und -Höfe verleiht dem Geschehen einen perspektivschärfenden Rahmen. So vielfältig die Kulissen auch gestaltet sein mögen, sie strahlen nie die chaotische Unordentlichkeit einer realen Natur- und Kulturlandschaft aus. So wird die Wahrnehmung nicht abgelenkt, sondern vielmehr auf die Figuren konzentriert. Die definieren sich, soweit sie zur Tötung instrumentalisiert werden Das Grabmal des Shaolin sollen, über ihren trainierten Körper. Muskeln sind Ausdruck von Kraft, Drahtigkeit steht für Schnelligkeit und arrogante Posen sollen Überlegenheit symbolisieren. Bei ihnen dominiert unter dem Einfluss der strategisch agierenden Machthaber der Körper über den Geist. Deswegen machen sich auch die mangelnden schauspielerischen Fähigkeiten einiger Akteure nicht negativ bemerkbar. Sie passen ideal in das Konzept einer Figurenschar, die nicht bemerkt, dass sie ihre Rachegefühle, ihr Einflussstreben oder ihre Kampfeslust hauptsächlich zum Nutzen der Qings ausführt. Die eigene Machtlosigkeit mündet in der bitteren Eskalation der Gewalt, bei der weder Shaolin noch Wu Dang gewinnen kann. Das spiegelt sich auch in den blutigen Wunden wieder, die den stolzen Körpern neue Risse zufügen. Wenn die Balance zwischen Körper und Geist nicht stimmt, dann bricht die Energie auf zerstörerische Weise heraus.

Sauber choreographierte Kämpfe, in denen die Kontrahenten ohne viel Schnick-Schnack ihre technischen sowie wuchtigen Fertigkeiten demonstrieren, erzählen von der gefährlichen Kraft, die nie aus der Bahn geraten sollte. Die Actionszenen bilden das Herzstück des Films, weil die rasante Auseinandersetzung auf Leben und Tod zum Ziel der Charaktere geworden ist. Sie existieren für den Kampf und sie sterben auch dafür, wobei sie letztlich nur die Marionetten der Mächtigen sind.

Bildqualität

Das Grabmal des Shaolin

Die sehr saubere DVD besitzt kaum analoges Rauschen, dafür sieht das Bild deutlich weich aus. Vor allem die Randbereiche geraten oft aus dem Fokus. Das macht sich natürlich bei den Konturen und den Details bemerkbar, die nur eingeschränkt gut wiedergegeben werden. Insgesamt kann man mit dem Ergebnis aber leben. Die Farben sehen im Rahmen der Möglichkeiten recht kräftig aus. Die sehr helle Ausleuchtung der Studioszenerie verhindert, dass sie sich vollends entfalten können. Das hat aber nichts mit der technischen Qualität der DVD zu tun, sondern liegt an der Produktion des Films. Der Kontrast leistet saubere Arbeit.

Tonqualität

Die 2.0-Mono-Tonspuren geben Dialoge in einer ordentlichen Qualität wieder. Der Originalton klingt zwar etwas dumpf, aber das stört kaum. Auch die Musik kommt ganz anständig zur Geltung.

Extras

Die informative Featurette „Chang Cheh – The Master“ widmet sich in guten 17 Minuten der Karriere des legendären Regisseurs. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf den Werken der 1960er und 1970er Jahre. In groben Zügen geht es um typische Motive in Changs Werk, ein paar technische Erläuterungen und die knappe Einordnung in den Genrekontext. Dabei wurde jedoch versäumt, die nur per Schriftzeichen eingeblendeten Namen der Interviewten zu übersetzen, die sich zu Changs Werk äußern. So ist man darauf angewiesen die Herrschaften zu kennen. Unter anderem kommen John Woo, Tsui Jark und Ti Lung zu Wort.
Die knapp 20-minütigen Featurette „Siu-hou Chin – The Baby Venom“ besteht aus einem Interview mit dem Schauspieler. Chin erinnert sich dabei nicht nur an seine Zusammenarbeit mit Chang Cheh er geht auch auf den weiteren Fortgang seiner Karriere ein, die ihn unter anderem mit Sammo Hung, Kam-Bo, Jet Li und Woo-ping Yuen zusammengeführt hat. Eine interessante Rückschau auf gut 20 Jahre Arbeit im Hongkonger Filmgeschäft (das Interview stammt von 2003).
Trailer zum Film und einer Bildergalerie sind auf der DVD ebenfalls enthalten.

Fazit

„Das Grabmal des Shaolin“ liefert dynamische Kampfszenen, die im Dienste einer bitteren Erzählung über die strategische Blindheit der konkurrierenden Kämpfer steht. Technisch ist die DVD in Ordnung.

Stefan Dabrock

25.04.2013

   
Originaltitel Dhao Lin yu Wu Dang (Hongkong 1980)
Länge 101 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Cheh Chang
Darsteller Meng Lo, Sheng Chiang, Li Wang, Feng Lu, Siu-hou Chin, Tat-wah Cho, Tai-Ping Yu, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Mandarin
Untertitel Deutsch
Extras Chang Cheh – The Master, Siu-Hou Chin – The Baby Venom, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung guter Durchschnitt, technisch in Ordnung.