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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
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11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
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06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Dienstleitungen für die Unterwelt

Smuggler – Willkommen in der Unterwelt

geschnittene Version

Smuggler – Willkommen in der Unterwelt

Für die FSK-18-Veröffentlichung musste der japanische Film um gut zwölf Minuten gekürzt werden. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Szenen, welche das Geschehen mit weiteren Informationen vorantreiben, sondern ausschließlich um Gewalt.

Das organisierte Verbrechen benötigt zuverlässige Leute, die nach Gewaltaktionen wieder aufräumen. Bei den Hinterlassenschaften der Gangster handelt es sich oftmals menschliche Leichen, die diskret verbrannt werden müssen. „Smuggler“, der auf einem Manga des Autoren Shôhei Manabe basiert, stellt ein Entsorgungsteam in den Mittelpunkt, das bei seiner Tätigkeit in einen absurden Strudel aus Gewalt und Hysterie gerät.
Der desillusionierte Möchtegernschauspieler Kinuta (Satoshi Tsumabuki), der bei einigen Kriminellen Schulden hat, sieht sich gezwungen, jeden Job anzunehmen. So landet er bei einer Truppe, die für das organisierte Verbrechen Leichen abtransportiert und verbrennt. Bei einem der Aufträge läuft jedoch etwas schief. Ihre Fracht besteht unerwarteterweise nicht aus einem Toten, sondern aus dem gefesselten Profikiller Vertebrae der sich bei einigen Leuten in der Unterwelt unbeliebt gemacht hat. Der gefährliche Mörder soll zum Hauptquartier einer Bande transportiert werden, dessen Chef er umgebracht hat. Doch das ist ausgesprochen schwierig, da der Gefangene einen starken Überlebenswillen besitzt.

Die oben erwähnten Schnitte sind nicht dafür verantwortlich, dass „Smuggler“ ein fahrig inszenierter Torso geworden ist. Denn die ausgeprägten Folterszenen, die im Wesentlichen entfernt wurden, dienen nicht dem Erzählfluss. Sie sind lediglich zusätzliche Gewaltakte innerhalb der auch in der geschnittenen Version vollständig enthaltenen Handlungskonstruktion.
Die besteht aus einzelnen Teilen, die zusammen keine Einheit ergeben. Hysterische, skurrile, temporeiche und besinnliche Situationen, die Kinuta im Laufe relativ kurzer Zeit durchlebt, folgen aufeinander. Die meisten Ereignisse stehen dabei nicht im Dienste einer miteinander verflochtenen Dramaturgie, sondern wirken wie in die Landschaft gestellte Monolithe, die für sich selbst wirken sollen. Symptomatisch für den Umgang mit erzählerischen Details ist eine Smuggler – Willkommen in der Unterwelt frühe Begegnung von Kinutas Entsorgungstruppenanführer mit dem Profikiller, der später für die großen Probleme sorgt, mit denen sich die Unterweltdienstleister herumschlagen müssen. In einem Laden mit Imbissfunktion und Paketservice geraten die beiden aneinander, weil es Streit um die Frage gibt, wer als erster bedient werden soll. Das Aufeinandertreffen erschöpft sich in grimmigen Blicken in Verbindung mit einer kurzen Machtprobe, die durch die zuvorkommende Art der ängstlichen Mitarbeiter in dem Geschäft entschärft wird. Der Film versäumt es, die Situation mit Inhalt anzureichern, der über die Nichtigkeit der flüchtigen Begegnung hinausgeht. Die Chance, einen echten Konflikt aufzubauen, wird vertan. Das gilt auch für die übrigen Streitfelder des Films. An keiner Stelle macht sich das Gefühl breit, dass hinter der ausgeübten Gewalt Motivationen stehen.
Emotionen, Triebe oder sonstige Felder menschlichen Handelns sucht man vergeblich. Stattdessen bemüht sich Katsuhito Ishii diesen Mangel mit Überzeichnungen zu verdecken. Immer wieder brechen einzelne Figuren wie ein Yakuzaboss in hysterisches Geschrei aus, das aus dem Nichts kommt. Lautstärke ersetzt Substanz. Die stilisierten Zeitlupenaufnahmen, mit denen einzelne Kampfszenen gefilmt wurden, sehen zwar elegant aus, aber auch sie können sich nicht auf eine Basis verlassen. Solche Inszenierungstechniken benötigen etwas, das sie reflektieren. Dabei geht es nicht zwangsläufig um komplexe Charakterzeichnungen, einfache durch ein Ereignis eingeführte Emotionen wie Hass, reichen aus. Ishii kümmert sich aber nur um die formale Präsentation der Hysterie, der Stilisierung oder des grotesken Witzes. Absurdität, Pathos und Humor laufen ins Leere.

Bildqualität

Smuggler – Willkommen in der Unterwelt

Das Bild der Bluray macht einen guten Eindruck. Die Schärfe schwankt zwischen ordentlichen und guten Aufnahmen, da der Detailreichtum nicht einheitlich ausgefallen ist. Die reduzierte Farbpalette überrascht angesichts des überdrehten Films etwas, scheint aber Teil des visuellen Konzeptes gewesen zu sein. Der Kontrast macht eine gute Figur, da auch in dunklen Szenen eine gute bis ordentliche Durchzeichnung vorhanden ist.

Tonqualität

Die DTS-Hi-Resolution-5.1-Tonspuren geben die Dialoge ohne Schwierigkeiten wieder. Die räumliche Abmischung arbeitet mit Nebengeräuschen, die auf die Lautsprecher verteilt werden und eine ordentliche Figur machen. Die Dynamik des Tons ist nicht so stark wie man sich das bei einem modernen Film wünschen würde, auch wenn er nicht als Actionfeuerwerk angelegt ist. Alles klingt ein wenig zahm. Insgesamt ein solider Ton.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

„Smuggler“ entwickelt sich nach etwa zehn aufeinander aufbauenden Handlungsminuten zu einem Torso aus Einzelereignissen, die nur lose miteinander verbunden wurden. Erst in den letzten 30 Minuten baut der Film einen neuen Hauptkonflikt auf. Da der Film durchgehend darauf verzichtet, ein emotionales Grundgerüst aufzubauen, das als Motivation für die verschiedenen Taten der einzelnen Figuren dient, gehen die Einzelepisoden auch nicht als Popversion einer elliptischen Milieustudie durch. Technisch ist die Bluray ordentlich bis gut.

Stefan Dabrock

17.01.2013

   
Originaltitel Sumagurâ: Omae no mirai o hakobe (Japan 2011)
Länge 98 Minuten (24p)
Studio I-on new media
Regie Katsuhito Ishii
Darsteller Satoshi Tsumabuki, Masatoshi Nagase, Yasuko Matsuyuki, Hikari Mitsushima, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS-Hi-Resolution 5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung schwach, technisch ordentlich bis gut