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rezensionen

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kurzrezension

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Revolverziele

Hannie Caulder – In einem Sattel mit dem Tod

Hannie Caulder – In einem Sattel mit dem Tod

Westernspezialist Burt Kennedy – zu seinen Regiearbeiten zählen unter anderem „Die Rückkehr der glorreichen Sieben“ („Return of the Seven“, USA/Spanien 1966) mit Yul Brunner und Warren Oates sowie die Westernkomödie „Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe“ („Support Your Local Sheriff!“, USA 1969) mit James Garner in der Hauptrolle – wandelt bei „Hannie Caulder“ auf den Spuren des Italowestern.
In Almerías Landschaft flüchten die Räuber Emmett (Ernest Borgnine), Frank (Jack Elam) und Rufus Clemens (Strother Martin) nach einem verkorksten Banküberfall vor der mexikanischen Armee. An einer Postkutschenstation wollen sie Pferde zum Wechseln stehlen, werden jedoch durch den Verwalter gestört. Die Banditen erschießen den Mann und vergewaltigen seine Frau Hannie Caulder (Raquel Welch), bevor sie weiter flüchten und das Haus niederbrennen. Hannie, die nur einen Poncho retten konnte, sinnt auf Rache. Sie läuft zufällig dem Kopfgeldjäger Thomas Luther Price (Robert Culp) über den Weg, den sie schließlich überredet, ihr das Schießen beizubringen. Price führt Hannie zum pazifistisch veranlagten Waffenschmied Bailey (Christopher Lee), der eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Pistole anfertigt. Jetzt ist Hannie bereit für die Ausbildung, aber der Weg in das Reich der Pistoleros wird sie verändern.

Burt Kennedy und sein Kameramann Edward Scaife nutzen die kargen Landschaftsbilder Südspaniens für Aufnahmen zwischen friedlichem Kitsch, wenn der Sonnenuntergang am Meer eindrucksvoll in Szene gesetzt wird, und bedrohlicher Kälte, wenn die vegetationsfeindlichen Fels- und Sandformationen der Wüste von der Nähe des Todes erzählen. Hier können nur zähe Lebensformen existieren, die sich an die raue Natur angepasst haben. Der Kopfgeldjäger Price nutzt seine Waffe, um zu überleben, der Handwerker Bailey stellt solche Geräte her, um sich und seine Familie ernähren zu können. Auch wenn er sich nicht vollständig aus dem alltäglichen Geschäft der Gewalt heraushalten kann, repräsentiert Bailey einen halbwegs friedlichen Weg. Dafür zahlt er den Preis der Einsamkeit sowie die Ambivalenz der Beihilfe, die seine Produkte bei Mord und Totschlag leisten. Auf tragische Weise arrangiert er sich mit den Verhältnissen, um seine Wünsche so weit wie möglich ausleben zu können, auch wenn sie unerreichbar sind.

Hannie Caulder muss sich nach der selbst erlebten Gewalttat entscheiden, was für einen Weg sie einschlagen will. Ihr Rachedurst speist sich aus der Demütigung, die sie jedoch nie wieder hinfort wischen kann. Obwohl Hannie keinen Zweifel aufkommen lässt, dass sie ihre Peiniger töten will, stellt Kennedy immer die Möglichkeit in den Raum, sich noch einmal zu besinnen. Hannie Caulder – In einem Sattel mit dem Tod Die halbwegs pazifistische Lebenseinstellung des Waffenschmieds ist ebenso ein Hinweis auf einen alternativen Weg wie die Mahnung des Kopfgeldjägers Price, dass Hannie durch ihren Plan nicht gewinnen könne. Neben dem ohnehinschon eigebüßten Glauben an das Gute im Menschen wird sie mit der Rache auch noch ihre eigene Unschuld verlieren. Wer tötet, kann nicht mehr zurück. Hannie steht an der Schwelle, diese endgültige Entscheidung zu treffen. Kennedy fördert auf geschickte Weise durch die ständige Präsenz beider Möglichkeiten ihre gegensätzliche Spannung. Die dramatische Tragweite spiegelt sich auch in der symbolischen Figur eines namenlosen, in schwarz gekleideten Fremden wieder. Er taucht auf, als Hannie mit dem Schießen anfängt. Als allegorische Existenz lebt er von den Racheplänen der Frau. Hannies Reise in die düstere Welt der Pistoleros findet ihren Niederschlag im Schattendasein des Fremden, der ein ständiger Begleiter wird, wenn sie nicht vorher umkehrt.
Die erstaunlich ambivalente Haltung zur Rache wird in Kennedys Inszenierung mit eindrucksvoll gespenstischen Szenerien unterstrichen. Das Auftauchen des geheimnisvollen, regungslos agierenden Fremden sowie die isolierte Lage des Waffenschmiedhauses in unwirtlicher Gegend am Meer künden von den emotionalen Verwerfungen, die Hannie zusätzlich drohen. Dadurch steigert der Film das Unbehagen, das sich zunehmend breit macht. Die Schwierigkeit, im Angesicht der Gewalt ein friedliches Leben zu führen, gehört zu den zentralen Themen des Western. Zerrissene Figuren wie Waffenschmied Bailey und Kopfgeldjäger Price müssen mit der tragischen Dimension leben, in die sie sich hineinmanövriert haben. Hannies Weg steht noch nicht endgültig fest, aber die Schatten warten schon auf sie.

Bildqualität

Hannie Caulder – In einem Sattel mit dem Tod

Die Bluray wartet mit einer erstaunlich guten Bildqualität auf. Das Master präsentiert sich weitgehend sauber und ohne störende Schäden. Die Körnigkeit wurde reduziert, ohne durch eine zu starke Filterung die Schärfe zu beeinträchtigen. Die überzeugt durch klare Konturen und einen ansprechenden Detailreichtum. Die Farben sehen frisch aus, so dass die Wüstengegend Almerías im besten Licht erscheint. Auch der ausgewogene Kontrast sorgt für die gute Wiedergabe der vielen Braun- und Ockertöne. Insgesamt ein guter bis sehr guter Transfer des alten Films.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-2.0-Tonspuren klingen recht frisch, sodass die Dialoge gut verständlich sind. Verzerrungen beeinträchtigen das Hörerlebnis kaum. Die Musik sowie die Nebengeräusche verfügen über eine anständige Dynamik.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus der gut achtminütigen Super-8-Fassung des Films, die für Nostalgiker und Eilige interessant ist, einer Bildergalerie, dem Trailer zum Film und einer Trailershow mit Beiträgen zu Western, in denen Raquel Welch mitspielt.

Fazit

„Hannie Caulder – In einem Sattel mit dem Tod“ beschäftigt sich mit der tragischen Schwierigkeit, in einer von Gewalt durchsetzten Realität ein friedliches Leben zu führen. Darüber hinaus präsentiert er eine ambivalente Sicht auf die Rache, die Hannie Caulder verüben will. Eindrucksvolle Kamerabilder zwischen trostloser Kargheit, kitschiger Verheißung einer vielleicht vorhandenen Alternative zur Rache und gespenstischer Ankündigung des Todes sowie emotionaler Verwerfungen prägen den Film. Technisch ist die Bluray gut bis sehr gut.

Stefan Dabrock

17.12.2012

   
Originaltitel Hannie Caulder (GB 1971)
Länge 85 Minuten (24p)
Studio explosive media
Regie Burt Kennedy
Darsteller Raquel Welch, Robert Culp, Ernest Borgnine, Christopher Lee, Jack Elam, Strother Martin, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Super-8-Fassung, Bildergalerie, Trailer, Westerntrailer mit Raquel Welch
Preis ca. 19 EUR
Bewertung gut, technisch gut bis sehr gut