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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Spannungsgrab

Quantez, die tote Stadt

Western-Legenden Nr. 19: alle Filme

Quantez, die tote Stadt

Bevor Harry Keller „Quantez, die tote Stadt“ drehte, hatte er bereits für zahlreiche B-Western den Schnitt besorgt und unter anderem einige Teile des erfolgreichen Western-Serials um die Figur des Marshals Rocky Lane gedreht.
In „Quantez, die tote Stadt“ fliehen ein paar Outlaws um ihren Anführer Heller (John Larch) in Richtung mexikanischer Grenze. Sie wollen das kleine Kaff Quantez erreichen, um die Pferde zu wechseln. Die Stadt wurde jedoch kurz zuvor verlassen, so dass sie im Saloon die Nacht verbringen müssen, bis sich die Pferde wieder erholen. Nachdem der reibungslose Ablauf des Fluchtplans ins Stocken gerät, treten erste Spannungen auf. Die unterschiedlichen Charaktere, wie der von Indianern aufgezogene Gato (Sydney Chaplin), der junge, unerfahrene Revolverheld Teach (John Gavin), der gesetzte Gentry (Fred MacMurray) und Hellers Gespielin Chaney (Dorothy Malone), haben jenseits ihrer Räuberzweckgemeinschaft keine Gemeinsamkeiten.

Der günstig produzierte Western flüchtet sich nach wenigen Minuten Laufzeit in eine Kammerspielsituation, die er erst im kurzen Finale wieder verlässt. Dabei bildet der Saloon sowie dessen unmittelbare Umgebung den zentralen Schauplatz für das Geschehen. Die leere, trostlos anmutende Räumlichkeit, die aufgrund einiger voller Whiskyflaschen vom gehetzten Aufbruch der vormaligen Bewohner kündet, bietet eine gespenstische Atmosphäre an, um das Personendrama mit Spannung zu unterfüttern. Regisseur Harry Keller und sein Darstellerensemble tun aber sehr wenig dafür, um das Angebot zu nutzen.
Die Konflikte drehen sich einerseits um die einzige Frau Chaney, die sich wechselnd an die Männer heranmacht, um daraus eventuell einen Vorteil zu ziehen, sowie um den weiteren Fortgang der Flucht. Ein Pferd musste bereits erschossen werden, sodass die Gruppe nun eines zu wenig hat. Die Inszenierung Kellers folgt bei der Gestaltung der Konfliktsituationen immer Quantez, die tote Stadt dem gleichen Muster. Ein kleiner Anlass genügt, um die Emotionen etwas in Wallung zu bringen. So regt sich Heller mächtig auf, als seine Gespielin dem jungen Teach etwas zu nahe kommt. Dialoge über die Flucht setzen bei den einzelnen Räubern strategische Gedanken in Gang, wie sie die Problemsituation zu ihrem eigenen Vorteil nutzen können. Nach dem Anlass für die Gefühlswallung folgt ein kurzer Disput, bei dem bisweilen auch die Waffe gezogen wird. Eine dritte Person, meist ist es der gesetzte Gentry, beschwichtig die Gemüter und es kehrt wieder Ruhe ein, bis der nächste Anlass auftaucht.

Die gleichförmige Präsentation der Konfliktsituationen leidet unter zwei entscheidenden Schwächen. Zum einen weiß Keller mit den Pausen zwischen den Gefühlswallungen nichts anzufangen. Die eingeführten Konflikte fallen vollkommen in sich zusammen, ohne dass die dadurch angestoßene Anspannung präsent bliebe. Aus den Streitigkeiten folgt zumeist auch keine Änderung der Grundsituation. Nach einem kurzen Moment des Aufbrausens heißt es, „Alles auf Anfang“. Dadurch zerstört Keller die Grundlage seines Kammerspiels, bei dem die einzelnen Situationen ineinandergreifen müssten, um einen Erzählfluss zu erzeugen. Er zerhackt den Film in viele Einzelteile.
Zum anderen hat man während der Andeutungen dramatischer Kraft nie das Gefühl, dass die Situation wirklich eskalieren könnte. Die Darsteller sind nicht in der Lage zu vermitteln, dass sie zur Not bis zum Äußersten gehen würden, wenn sie sich vollständig in die Ecke gedrängt sehen. Der Widerstreit zwischen Zweckgemeinschaft und Egoismus geht deswegen leider unter. So wie die Figuren auf den nächsten Morgen warten, macht der Film keinen Hehl daraus, dass vor diesem Morgen auch bei ihm nur wenig passieren wird. Keller und die Darsteller schaffen es nicht, die Illusion zu erzeugen, dass jederzeit etwas Unvorhergesehenes eintreten könnte.
Deswegen plätschert alles vor sich hin, bis es endlich zum Finale kommt, das immerhin einen sehr gut inszenierten dramatischen Moment besitzt. Für einen Western ist das mager.

Bildqualität

Quantez, die tote Stadt

Die Bluray präsentiert den Film ohne nennenswerte Verschmutzungen oder analoge Bildfehler. Dafür ist die Schärfe oft nur durchschnittlich, weil die Konturen weich aussehen und die Details nur selten zur Geltung kommen. Die Farben wirken demgegenüber recht frisch. Der Kontrast schwankt zwischen prägnanter Qualität, wenn einzelne Tableaus differenziert wiedergegeben werden, und einer etwas flauen Ausprägung. Insgesamt ist die Bildqualität für einen B-Western aber völlig in Ordnung.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-2.0-Tonspuren leisten sich keine nennenswerten Schwächen. Der englische Originalton klingt kaum dumpfer als sein deutsches Pendant und ist ebenso gut verständlich. Auch die Musik klingt einigermaßen frisch.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Trailer zum Film und einer Bildergalerie.

Fazit

„Quantez, die tote Stadt“ stirbt in seiner undramatischen Präsentation der Konflikte. Keller und seine Darsteller können nie vermitteln, dass vor dem Finale irgendetwas Nennenswertes passieren könnte. So geht das Kammerspiel, das sich eigentlich auf seine Konflikte verlassen können müsste, baden. Technisch ist die Bluray recht ordentlich.

Stefan Dabrock

12.12.2012

   
Originaltitel Quantez (USA 1957)
Länge 83 Minuten (24p)
Studio Koch Media
Regie Harry Keller
Darsteller Fred MacMurray, Dorothy Malone, James Barton, Sydney Chaplin, John Gavin, John Larch, Michael Ansara, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 16 EUR
Bewertung schwach, technisch recht ordentlich