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rezensionen

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kurzrezension

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Niemand hört dich unter Sand

Lebendig begraben

Lebendig begraben

Die Gruselfilme Roger Cormans aus den 1960er Jahren gehören inzwischen zu den unbestrittenen Genreklassikern. Mit relativ geringen Budgets, aber großem Einfallsreichtum und Gespür für visuelle Qualitäten erschuf der amerikanische Regisseur unter anderem „Das Pendel des Todes“ („The Pit and the Pendulum“, USA 1961), „Die Folterkammer des Hexenjägers“ („The Haunted Palace“, USA 1963) oder den vorliegenden „Lebendig begraben“. Cormans idealer Darsteller war der aristokratisch wirkende Vincent Price, der seine gütige Aura von einer Sekunde auf die andere in eine erschreckend-dämonische Ausstrahlung verwandeln konnte. In „Lebendig begraben“ übernahm allerdings Ray Milland die Hauptrolle, der das ängstliche Innenleben Guy Carrells auf den Punkt brachte.
Carrell (Ray Milland) befürchtet, dass er wie sein Vater lebendig begraben werden könnte, weil er glaubt, ein Kataleptiker zu sein. Menschen, die darunter leiden, können in eine totenähnliche Starre fallen. Als seine alte Liebe Emily Gault (Hazel Court) auf dem Landsitz auftaucht, den Guy Carrell mit seiner Schwester Kate (Heather Angel) bewohnt, hat er sich bereits zurückgezogen und will sie nicht sehen. Doch Kate lässt sich nicht abwimmeln. Sie umgarnt Guy so erfolgreich, dass die beiden schließlich heiraten. Schon während der Hochzeit erklingt eine Melodie, die bei Guy einen Angstanfall verursacht. Er glaubt, die Tonfolge bei der Beerdigung seines Vaters gehört zu haben, der seiner Ansicht nach lebendig begraben wurde. Zunächst beruhigt sich Guy wieder, aber sein psychotischer Zustand wird mit der Zeit immer schlimmer. Er fängt an, sich in ein speziell präpariertes Grabmal zurückzuziehen, dass er für alle Eventualitäten ausstattet. Während Emily immer verzweifelter versucht, ihren Mann wieder zur Vernunft zu bringen und dafür auch ihren Bekannten Miles Archer (Richard Ney) einspannt, zieht sich Guy in die tiefsten Regionen seiner eigenen Angst zurück.

Wahrhaft meisterlich nutzt Roger Corman die Studiokulisse, um ein gespenstisches Szenario nach seinen Vorstellungen aufzubauen. Grabsteine und tote Bäume prägen die morbide Atmosphäre rund um den einsamen Landsitz, der auf unwirtlichem, lebensverneinenden Grund und Boden erbaut zu sein scheint. Der Nebel wabert wie ein lebendiges Wesen über den Boden und kündet doch vom Tod, weil seine Dynamik den Erwartungen an unbelebte Materie widerspricht. Das Zusammenspiel der Elemente, das Corman auf dichte Weise mit dem kontinuierlichen Abstieg Guys verwoben hat, erzeugt eine grimmige Atmosphäre. Der Tod Lebendig begraben scheint allgegenwärtig zu sein. Die Natur, das Herrenhaus und Menschen wie die immer wieder auftauchenden Totengräber reflektieren Guys Angst, qualvoll aus dem Leben zu scheiden. Sein psychischer Zustand wird zu einem organischen Bestandteil der gesamten Szenerie. Alles passt so perfekt zusammen, dass sich der Schrecken vor dem scheinbar unvermeidlichen Ende verselbstständigt.
Es liegt in der Natur des Lebens, mit den Jahren dem Tode zuzustreben, aber bei Guy Carrell hat sich das so dynamisch verstärkt, dass sein Dasein keinen Freiraum mehr kennt. Die innere Deformation hat ihn so übermannt, wie die Zeichen des Todes die Umgebung des Landsitzes im Griff haben. Ray Milland schafft es, die Angst Carrells in einen Zustand zwischen Lethargie und Tatkraft zu überführen. So zurückhaltend schwach er auch wirkt, wenn er einen Anfall erleidet, so intensiv arbeitet er daran, dem Schicksal aus dem Weg zu gehen. Dass er sich dabei in einen Menschen zu verwandeln droht, der bereits zu Lebzeiten tot ist, weil er sich sozial und geistig isoliert, gehört zum tragischen Element der Gruselgeschichte. Die Angst vor dem Tod, die Angst davor, lebendig begraben zu werden, rührt an Urängsten des Menschen, dessen übersteigerte Reaktionen einen Abgrund aufreißen können, der viel größer als die vermeintliche Gefahr ist.

Bildqualität

Lebendig begraben

Auf der Bluray ist die Körnigkeit des Filmmaterials noch relativ gut zu erkennen, Verschmutzungen sind kaum zu sehen. Die Schärfe kann angesichts des Filmalters absolut überzeugen. Zumeist klare Konturen und ein schöner Detailreichtum, der die liebevollen Studiokulissen sehr gut zur Geltung bringt, ohne ihnen die atmosphärische Wirkung zu berauben, prägen den Film. Die Farben sehen relativ frisch aus und der Kontrast weist keine Schwächen auf.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-2.0-Tonspuren klingen leicht unterschiedlich. Während der deutsche Ton klarer, heller, aber auch weniger voluminös ausgefallen ist, wirkt sein englisches Pendant dumpfer. Hintergrundrauschen ist vorhanden, ohne dass es die Verständlichkeit der Dialoge stört. Verzerrungen gibt es kaum.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus der deutschen Titelsequenz, einer Bildergalerie, dem Trailer zum Film und einem etwa neunminütigen Interview mit Regisseur Roger Corman. Darin geht Corman kurz auf die Finanzierungsproblematik des Films ein und er äußert sich zu einigen Stabmitgliedern, mit denen er am Film zusammengearbeitet hat. Ein ordentliches Interview.

Fazit

„Lebendig begraben“ gehört zu den gelungensten Werken aus Roger Cormans Gruselfilmzeit in den 1960er Jahren. Sein perfektes Gespür für eine morbide Atmosphäre mit Gänsehautfaktor geht eine packende Liaison mit dem Thema des Films ein, der Angst lebendig begraben zu werden. Technisch ist die Bluray angesichts des Filmalters gut.

Stefan Dabrock

07.11.2012

   
Originaltitel Premature Burial (USA 1967)
Länge 122 Minuten (24p)
Studio Spirit Media
Regie Roger Corman
Darsteller Ray Milland, Hazel Court, Richard Ney, Heather Angel, Alan Napier, John Dierkes, Dick Miller, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Interview mit Roger Corman, Deutsche Titelsequenz, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung sehr gut, technisch angesichts des Filmalters gut