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rezensionen

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27.11. Die drei Supermänner räumen auf
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

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21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Land im Blick

Der Weg nach Westen

Der Weg nach Westen

Die Landnahme im Westen gehört zu den zentralen Gründungsmythen der US-amerikanischen Nation. Der Pioniergeist, den man bei den ersten Siedlern vermutet, wird auch heute noch gerne beschworen. Mut, Tatkraft und der Wille, Hindernisse zu überwinden, eigenen sich immer dann als Vorbild, wenn die Einheit der Gemeinschaft für ein bestimmtes Ziel instrumentalisiert werden soll. Wahlkämpfer haben das ebenso begriffen wie andere gesellschaftliche Akteure mit Machtinteressen. Der Western, das amerikanische Mythengenre schlechthin, hat sich des Themas ebenfalls immer wieder angenommen, um einen Erzählungskanon über Tatkraft und Mühsal zu erschaffen, mit denen Amerika einst aufgebaut wurde.
Gegen Ende der 1960er Jahre, als der amerikanische Western schon langsam an Popularität einbüßte, wollte United Artists mit dem bewährten Thema und den großen Stars Kirk Douglas, Robert Mitchum sowie Richard Widmark noch einmal auftrumpfen. Die Romanvorlage lieferte immerhin Pulitzer-Preisträger A. B. Guthrie Junior. Was sollte unter diesen Voraussetzungen noch schief gehen?
Ex-Senator William Tadlock (Kirk Douglas) träumt von der Neugründung einer Stadt nach eigenem Entwurf, die in Oregon aufgebaut werden soll. Deswegen initiiert er einen Siedlertreck von Missouri in den weit entfernten Nordwesten der USA. Als Scout gewinnt er den erfahrenen Dick Summers (Robert Mitchum), der jedoch nicht mehr in allerbester Verfassung ist. Zu den Siedlern gehören unter anderem Lije Evans (Richard Widmark), der mit seiner Frau Becky (Lola Albright) und seinem Sohn Brownie (Michael McGreevey) neues Glück sucht, sowie Johnnie Mack (Michael Witney), dessen Frau Amanda (Katherine Justice) psychisch angeschlagen ist. Auf dem beschwerlichen Weg nach Westen geraten die Siedler nicht nur an Indianer, sie sorgen auch durch interne Konflikte dafür, dass der Treck immer wieder in Gefahr gerät.

Die Verantwortlichen hinter „Der Weg nach Westen“ hatten ganz offensichtlich vor, einen mutmachenden Erbauungsfilm zu drehen. Dieser Wunsch steht der Dramatik im Wege, die eine Der Weg nach Westen Siedlertreckgeschichte brauchen kann. Die beschwerliche Reise von Missouri nach Oregon schreit förmlich nach Gefahren. Die Siedler müssen auf dem Weg durch unwirtliche Natur und Indianerüberfälle drohen ebenfalls. Daraus macht der Film jedoch wenig. Von Beginn an dominiert Harmlosigkeit. Die möglichen Schwierigkeiten des Trecks werden mit einzelnen Szenen exemplarisch abgehakt. So kommt bei einer Flussüberquerung beispielsweise ein Mann ums Leben. Alle anderen Wagen haben keine nennenswerten Schwierigkeiten, durch das Gewässer zu fahren. Die Gefahr der Natur erscheint deswegen nicht als universelles Problem, dem die Siedler trotzen müssen. Sie wird feinsäuberlich portioniert ausgeschnitten und dann auf einen Einzelnen übertragen. Zuviel Dramatik hätte dem Ansinnen geschadet, das man in der Gemeinschaft alles erreichen kann. Wenn die Opferzahlen zu groß sind, dann macht eine Geschichte, in der es um die Überwindung von Hindernissen geht, nicht mehr Mut, sondern Angst.
Die Befürchtung, das falsche Ziel erreichen zu können, leitet die gesamte Dramaturgie des Films. Immer wieder fährt er sein Potential zugunsten halbgarer Darstellungen der gefährlichen Reise herunter. Die Indianer wirken unglaublich harmlos, wenn sie sich nach dem Unfalltod ihres Häuptlingssohnes von den Siedlern durch einen simplen Verkleidungstrick narren lassen, bis die Wagen verschwunden sind. Auch die Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinschaft überzeugen nicht. Die grimmige Art Tadlocks führt an einzelnen Stellen zu Beschwerden seitens der Siedler. Der erfahrene Ex-Senator weiß jedoch genau, wie er die Situationen meistern kann. Mit seinen Reden ist das Thema dann zunächst vollständig erledigt. Es gibt trotz Todesopfer und fragwürdigem Verhalten Tadlocks kein Grummeln, das weiter unter der Oberfläche gärt. Das wäre nicht nur nachvollziehbarer als die Ruhe, es würde der inhaltlichen Dichte des Films gut tun. Spannungen mit Feinden von außen und interne Konflikte bieten das Potential, um ein Netz aus verschiedenen Interessenkonflikten zu spinnen, das die Vielfältigkeit des Trecks reflektiert. Davon ist „Der Weg nach Westen“ jedoch weit entfernt. Er setzt auf punktuelle Gefahren, die sich abgesehen von einzelnen Nadelstichen weitgehend in Wohlgefallen auflösen. Erst am Ende spitzt sich die Situation etwas zu, aber da ist es bereits zu spät, um noch einen packenden Western jenseits langatmiger Reisebilder zu inszenieren.

Bildqualität

Der Weg nach Westen

Das Bild der Bluray zeigt nur sehr selten einmal analoge Defekte oder Verschmutzungen. Auch das Rauschen wurde sichtbar reduziert, ohne dass das Bild nun sehr weich aussehen würde. Stattdessen hat man auf einen zu starken Rauschfiltereinsatz verzichtet, so dass die Grundkörnigkeit noch vorhanden ist. Bildhintergründe sehen manchmal relativ matschig aus, ohne dass das auf das Konto einer Unschärfegestaltung seitens des Kameramanns gehen würde. Der Detailreichtum ist sehr ordentlich, die Konturen wirken klar. Die Farben sehen relativ frisch und nur dezent ausgebleicht aus. Auch der Kontrast schlägt sich gut.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-2.0-Tonspuren weisen ein leichtes Hintergrundrauschen auf, ohne dass die Verständlichkeit der Dialoge gefährdet ist. Nennenswerte Verzerrungen gibt es kaum. Gelegentlich werden die Höhen nicht sauber wiedergegeben, was sich vor allem bei der Musik auswirkt.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

„Der Weg nach Westen“ vernachlässigt das dramatische Potential, das die Gefahren eines Siedlertrecks mit sich bringen. Statt eine echte Auseinandersetzung mit den Schwierigkeiten der Landnahme im Westen liefert das Werk nur punktuelle Gefahren mit vereinzelten Opfern. So soll der Gemeinschaftssinn gestärkt werden, ohne dass Angst entsteht. Auch die Stars nützen dem Film wenig, weil sie ihre Fähigkeiten angesichts des konfliktarmen Werkes gar nicht ausspielen können.

Stefan Dabrock

03.11.2012

   
Originaltitel The Way West (USA 1967)
Länge 122 Minuten (24p)
Studio Black Hill
Regie Andrew V. McLaglen
Darsteller Kirk Douglas, Robert Mitchum, Richard Widmark, Lola Albright, Sally Field, Katherine Justice, Jack Elam, Michael McGreevey, Michael Witney, John Mitchum, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 16 EUR
Bewertung schwach, technisch gut