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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Re-Composed

A Chinese Ghost Story – Die Dämonenkrieger

A Chinese Ghost Story – Die Dämonenkrieger

Wilson Yip ist ein gute Wahl für die Wiederauflage des Hongkongfilm-Klassikers „A Chinese Ghost Story“ („Sien nui yau wan“, Regie: Siu-Tung Ching, Hongkong 1987)), gehört er mit „ Ip Man“ („Yip Man“, Hongkong 2008) und „ Ip Man 2“ (Yip Man 2“ , Hongkong 2010) doch zu den Besten unter den aktuell tätigen Regisseuren der ehemaligen britischen Kronkolonie. Geschickterweise hat er keine reine Kopie gedreht, sondern seine eigene Variation der literarischen Vorlage „Nie Xiaoqian“ aus der Feder Songling Pus hingelegt.
Der Regierungsbeamte Ning Caichen (Shaoqun Yu) gelangt in ein Dorf, das unter akutem Wassermangel leidet. Nachdem ein Missverständnis aufgeklärt werden kann, lassen die Dorfbewohner Ning Caichen frei. Der verspricht, in den Bergen nach einer Wasserquelle zu suchen. Gemeinsam mit ein paar Sträflingen macht er sich auf den Weg. Als ein Sturm aufzieht, sucht die Gruppe in einem Tempel Schutz, der von einem 1000-jährigen Baumdämon (Kara Hui) beherrscht wird. Deren weibliche Handlanger machen sich an die Männer heran, die zuerst verführt und dann ausgesaugt werden. Ning Caichen sowie ein anderer Dorfbewohner bleiben aber verschont. Der Dämonenjäger Yan Xixia (Louis Koo), der die Geister vertrieben hat, will dafür sorgen, dass Ning Caichen aus dem Tempelbereich verschwindet. Aber der Regierungsbeamte hat schon die Bekanntschaft der liebreizenden Nie Xiaoqian (Yifei Lu) gemacht, in die er sich unsterblich verliebt. Gegen alle Widerstände will er für seine Liebe kämpfen, auch als er herausfindet, dass sie tatsächlich ein Dämon ist. Yan Xixia weiß, dass eine Liebe zwischen Dämon und Mensch nicht möglich ist, weil er in der Vergangenheit ebenfalls mit der Geisterfrau liiert war. Seitdem beschützt er sie, will aber den 1000-jährigen Baumdämon vernichten.

Die Liebesgeschichte zwischen dem Dämonenjäger Yan Xixia und dem bezaubernden Geist Nie Xiaoqian ist eine entscheidende Änderung gegenüber dem Klassiker aus dem Jahr 1987. Der Aufenthalt Yan Xixias bekommt so eine andere Dimension. Er ist ein Gefangener der Liebe, ohne dass er sie ausleben kann. Sie drückt sich einzig in seiner Beschützerfunktion aus. Yan Xixia wird so zu einer tragischen Figur, weil er im Gegensatz zu Ning Caichen mit der unvermeidlichen Erkenntnis, dass die Verbindung zu Nie Xiaoqian unmöglich ist, nicht auf heitere Weise umgehen kann. Die zusätzliche Gefühlskomponente benötigt der Film auch, weil er an anderer Stelle das emotionale Potential der Geschichte nicht so effektiv nutzt. A Chinese Ghost Story – Die Dämonenkrieger Die Harmonie zwischen den Darstellern Yifei Lu und Shaoqun Yu ist nicht so liebreizend, dass ihre Geschichte stark zu Herzen geht. Die beiden bekommen relativ wenige Szenen geschenkt, in denen sie ihre unschuldige Intimität ausleben können. Dabei gelingt es den Darstellern nicht, das Maximale herauszuholen. Sie hätten einfach weitere, zarte Begebenheiten gemeinsamer Annäherung benötigt, um die märchenhafte Magie des Stoffes ausloten zu können. Stattdessen hat Wilson Yip stärker auf CGI-unterstützte Action gesetzt, die keine Gefangenen macht. Neben dem umherfliegenden Laub als Reminiszenz an das Original gibt es wüste Kampfszenen im Tempel, bei denen Wind und Wasser gegen alle Regeln der Schwerkraft wüten. Dämonenjäger und Baumdämon liefern sich eine rasante Schlacht um den Sieg. Das entfacht eine Urgewalt, die ihre Wirkung nicht verfehlt.

Da die Gefühlswelt nicht das gleiche Gewicht besitzt, droht „A Chinese Ghost Story“ ständig, zum seelenlosen Actionwerk zu verkommen. Yip bekommt aber immer wieder die Kurve, indem er Ruhephasen mit zumindest ansprechenden Gefühlsmomenten zwischen den Charakteren einstreut. So kümmert sich Ning Caichen beispielsweise rührend um die geschwächte Nie Xiaoqian, nachdem er sie aus dem Tempel gebracht hat. Zu echten emotionalen Höhen gelangt der Film aber erst in den letzten zehn Minuten, wenn Tragik, Erkenntnis und Verarbeitung des Unvermeidlichen in kurzer Folge aufeinander prasseln, während ein bombastischer Soundtrack alles untermalt.

Bildqualität

A Chinese Ghost Story – Die Dämonenkrieger

Das Bild der Bluray ist sehr gut. Gegenüber der Kinokopie setzt sich die Bluray bei der Schärfe deutlich ab, ohne die ans Original gemahnende Optik zu zerstören. Ein paar Szenen wurden märchenhaft überhöht, indem ein Weichzeichner zum Einsatz gekommen ist. In diesen Szenen ist die Schärfe natürlich nicht so knackig wie sonst. Konturen und Details erstrahlen auf klare Weise. Die erdig-braune Atmosphäre des unter Wasserarmut leidenden Dorfes kommt ebenso gut zur Geltung wie die Blau- und Rottöne innerhalb des Tempels. Die Farbwiedergabe überzeugt auf der ganzen Linie. Auch der Kontrast leistet sich keine Schwäche.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren halten mit der sehr guten Bildqualität problemlos mit. In ruhigen Szenen erklingen immer wieder einzelne Waldgeräusche aus allen Lautsprechern und sorgen so für eine räumliche Atmosphäre. In den Actionszenen dreht der Ton dann völlig auf. Schwerterklirren, Toneffekte, Windgeräusche und die Musik nutzen die Anlage voll aus. Man hat wirklich das Gefühl, sich im Tempel zu befinden und die Kämpfe aus nächster Nähe zu bewundern.

Extras

Der rund 40-minütige Beitrag „Behind the Scenes“, das gut sechsminütige „Making Of“ und das knapp zehnminütige „Shooting Diary“ präsentieren unkommentiertes, aber immerhin deutsch untertiteltes B-Roll-Material, das ohne Gespür für dokumentarisches Können aneinandergereiht wurde.
„Props Intro“ zeigt in gut 17 Minuten die Filmhandwerker bei der Erstellung diverser Ausstattungsstücke für den Film. Ein paar Säulen werden gebaut, Stoffe gefärbt oder auch Bilder gemalt. Auch hier gibt es deutsche Untertitel.
„Special Effects“ schneidet knapp fünf Minuten B-Roll-Material einiger Bluescreen-Aufnahmen und Computerbildschirme hintereinander, auf denen nicht wirklich viel zu sehen ist.
Ein Musikvideo mit Filmaufnahmen, der Trailer zum Film sowie ein Teaser und eine Bildergalerie sind auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„A Chinese Ghost Story“ entgeht der Falle, die alte Version einfach zu kopieren. Stattdessen hat Wilson Yip eine Variation gedreht, die stärker auf Effekte als auf märchenhafte Eleganz setzt. Dabei gehen die Gefühle aber nicht vollends unter, so dass der Film als guter Durchschnitt in Erinnerung bleibt. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

22.10.2012

   
Originaltitel Sien nui yau wan aka. A Chinese Fairy Tale (China/Hongkong 2011)
Länge 99 Minuten (24p)
Studio New KSM
Regie Wilson Yip
Darsteller Louis Koo, Yifei Liu, Shaoqun Yu, Kara Hui, Elvis Tsui, Jing Li, Louis Fan, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Mandarin
Untertitel Deutsch
Extras Behind the Scenes, Making Of, Props Intro, Trailer, u.m.
Preis ca. 13 EUR
Bewertung guter Durchschnitt, technisch sehr gut