dvdheimat und blurayheimat - das magazin für dvd und bluray-rezensionen

rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Dating is never easy!

Julia X

Julia X

„Julia X“ ist ein filmischer Grenzgänger der ganz speziellen Sorte. Regisseur P.J. Pettiette bedient sich bei Motiven des Torture-Porn in Verbindung mit klassischen Serienkiller-Horror-Szenerien, um letztlich eine Liebesgeschichte im Fun-Splattergewand zu erzählen.
Ein namenloser Serienkiller (Kevin Sorbo) trifft sich in einem Diner mit Julia (Valerie Azlynn). Die beiden haben sich über das Internet kennengelernt und ihr Gespräch verläuft erwartungsgemäß noch etwas zurückhaltend. Plötzlich bricht Julia das Date ab, um sich aus dem Staub zu machen. Aber der Killer will sich nicht einfach abservieren lassen. Er lauert Julia bei deren Auto auf, um sie als Geisel zu nehmen. Natürlich hat er mit der jungen Frau nichts vor, was ihr besonders gefallen dürfte. Schon das X-Branding, das er ihr verpasst, zeugt von seiner psychopathischen Natur. Während er die Oberhand zu haben scheint, entwickelt sich Julia immer mehr zu einer ebenbürtigen Gegnerin, mit der nicht gut Kirschen essen ist.

Die Bewegung in „Julia X“ folgt einem einfachen Schema. Eine lange Verfolgungsjagd zwischen dem Killer und Julia mit wechselnden Orten sowie immer neuen Konfrontationen der beiden Gegner führt die Figuren schließlich in ein Haus, wo sich alles weiter zuspitzt. Dabei wird immer unklarer, wer das Heft des Handelns wirklich in der Hand hat. Die Geschichte entwickelt zunehmend absurde Züge, die sich einem einfachen Horror- und Splatterszenario verweigern. Während die Verfolgungsjagd mit ästhetisch gefilmten Bildern schäbiger Orte aufwartet, die wie ein ranziges Haus, eine einsam vor sich hinquietschende Ölpumpe oder die baumbestandene Sumpflandschaft an grimmigen Hinterwäldlerhorror erinnern, stellt „Julia X“ Julia X nach dem Erreichen des Zielortes grell-bunte Bilder in den Vordergrund. Die anfängliche Horrorhandlung weicht einem Splatter-Liebesfilm-Szenario, dessen Wandlung auch visuell nachvollzogen wird. Gleichzeitig fällt auf, dass die Bilder des Anfangs immer schon zu schön ausgesehen haben, als dass sie wirklich zu einem fiesen Spannungsfilm gepasst hätten. Auf der visuellen Ebene baut der Film einen spannungsreichen Zwiespalt zwischen Glanz und Schäbigkeit auf, der mit der Wahrnehmung spielt. Hinter der Eindeutigkeit optischer Reize kann Vielfalt stecken. „Julia X“ fächert im Laufe der Handlung immer neu Hintergründe auf, die dem Geschehen zusätzlich Aspekte verleihen.

Die beiden Figuren folgen dem Perspektivwechsel. Sie stellen ihre Kampfhandlungen zwar nicht ein, aber sie nehmen ihren Gegner immer wieder etwas anders wahr. Das mündet schließlich in einem absurden Gefecht zweier Menschen, deren blutige Auseinandersetzung wie ein absonderlicher Ausdruck ihrer Zuneigung wirkt. Wenn sich die beiden mit Waffen, Stacheldraht oder Küchengeräten malträtieren, bis das Blut spritzt, dann machen sie das so hingebungsvoll, das es sexuelle Ausmaße annimmt. Hier sind zwei geschundene Seelen am Werk, die zum anderen Geschlecht kein Zutrauen mehr finden können. Obwohl sie im jeweils anderen ein passendes Gegenstück entdecken, schaffen sie es nicht, aus ihrem Muster auszubrechen. Stattdessen widmen sie es um. Aus Folter wird ein einvernehmlicher Todeskampf als Liebesbeweis. Denn beide wollen den anderen nicht ändern. Sie nehmen ihren Opponenten so an, wie er ist. Daraus folgt das Splatterszenario, dessen Blutspritzer wie orgiastische Befriedigung der Lust wirken. Nicht umsonst betont Sorbo als Killer, dass er gerade die beste Zeit seine Lebens habe. Das klingt zwar ironisch, ist aber tatsächlich ernst gemeint.
Er gehört wie Julia-Darstellerin Valerie Azlynn zu den Highlights des Films. Mit sichtlichem Vergnügen verkörpert Sorbo den fiesen Killer, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt, während sich Azlynn in stärkerem Maße als Furie beweisen kann. Sie tragen ihr Duell mit einem Verve aus, der das grotesk-überzeichnete Szenario kongenial unterstützt.

Bildqualität

Julia X

Das Bild der Bluray kommt ohne größere Schwächen aus. Klare Konturen und ein hoher Detailgrad lassen die Landschaftsszenarien zu Beginn des Films in ihrer Mischung aus Schönheit und Grimmigkeit erstrahlen. Auch die Innenraumaufnahmen kommen mit einer guten Schärfe daher. Die grellen Farben ab der Mitte des Films überzeugen ebenso wie die leicht dunklen Töne zu Beginn. Der Kontrast leistet sich bei den dunklen Aufnahmen leichte Schwächen, so dass nicht alle Details gut wiedergegeben werden. Das wird durch einen leichten Grauschleier verstärkt.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren überzeugen noch mehr. Die klaren Dialoge wurde gut mit den übrigen Geräuschen abgemischt. Mal nutzt die Musik die Lautsprecher für eine druckvolle Atmosphäre, mal tauchen präsent platzierte Hintergrundgeräusche in aus allen Richtungen auf. Dadurch ergibt sich ein schöner Raumklang.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Julia X“ erweist sich weniger als grimmiger Horrorfilm als dass er eine grotesk-überzeichnete Liebesgeschichte zwischen zwei geschundenen Seelen mit den Mitteln blutigen Fun-Splatters erzählt. Dabei geht Regisseur P.J. Pettiette souverän vor, indem er die Spannung zwischen Bildästhetik und Bildinhalt hochhält, bevor der Film zur wahren Bestimmung aufbricht. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

17.10.2012

   
Originaltitel Julia X (USA 2011)
Länge 100 Minuten (24p)
Studio Studio Canal
Regie P.J. Pettiette
Darsteller Valerie Azlynn, Kevin Sorbo, Alicia Leigh Willis, Joel David Moore, Ving Rhames, Saxon Sharbino, Gregg Brazzel, Meg Rains, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras -
Preis ca. 24 EUR
Bewertung gut, technisch gut