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rezensionen

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kurzrezension

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Leben und Sterben in Kinshasa

Viva Riva! – Zu viel ist nie genug

Viva Riva! – Zu viel ist nie genug

In der Forums-Sektion der Berlinale 2011 machte der kongolesische Gangsterfilm „Viva Riva!“ bereits auf sich aufmerksam, jetzt ist Djo Mungas flirrender Thriller aus den Straßen von Kinshasa auch auf Bluray und DVD erschienen.
Nach jahrelanger Abwesenheit kehrt Riva (Patsha Bay) in seine Heimat, die kongolesische Hauptstadt Kinshasa zurück. Im Gepäck hat er eine Lastwagenladung mit Benzinfässern, eines der wertvollsten Güter in der von Armut und Mangel geprägten Demokratischen Republik Kongo. Zusammen mit seinem Partner G.O. (Romain Ndomba) will er das flüssige Gold zu Geld machen. Bis es soweit ist, soll der Preis aber noch ein bisschen steigen. Denn täglich nimmt der Benzinmangel zu, wird das Gut wertvoller. Mit dem Vorschuss von G.O. in der Tasche sucht Riva seinen alten Freund J.M. (Alex Herabo) auf, um es richtig krachen zu lassen. Frauen und Partyleben stehen auf der Wunschliste Rivas und auch der Familienvater J.M. lässt sich bald vom Glitzer des Nachtlebens in den Bann ziehen. Aber Riva hat ein Problem. Das Benzin gehört eigentlich dem angolanischen Gangster César (Hoji Fortuna), für den Riva gearbeitet hat. Gemeinsam mit zwei skrupellosen Helfern ist der seinem ehemaligen Mitarbeiter bereits auf der Spur. Während sich Riva vor den Nachstellungen Césars in acht nehmen muss, zieht er den Zorn des kongolesischen Unterweltbosses Azor (Diplome Amekindra) auf sich, weil er unverblümt um dessen Geliebte Nora (Manie Malone) wirbt. Aber Riva scheint mit Leichtigkeit auf dem Drahtseil über dem Abgrund zu balancieren.

Regisseur Djo Munga nutzt die einfache Genregeschichte, um in das Leben von Kinshasa einzutauchen. Die schnelle Abfolge der Ereignisse dient als Leitschnur für Betrachtungen abseits vom Weg, den die Hauptfigur Riva beschreitet. Als hedonistische Figur verkörpert Riva ein Sehnsuchtsgefühl nach Reichtum und Freiheit, das allzu menschlich ist. Wie ein Katalysator Viva Riva! – Zu viel ist nie genug erfasst er mit seiner Wohlstand verheißenden Ladung Benzin andere Menschen, die als Reaktion darauf bislang verborgene Teile ihre Natur offenbaren. Rivas Freund J.M will seine Familie sogar verlassen, weil er der Verführungskraft des Partylebens nicht widerstehen kann. Die soziale Bindung bricht unter dem Eindruck eines vermeintlich schöneren Lebens zusammen, wenn sie nur als Notlösung empfunden wurde. Der Kleister, den die Armut angerührt hat, zerfließt. Die Gravitationskraft des Geldes ist für J.M. größer als die der eigenen Familie. Dabei erkennt er nicht, welchem Trugbild er nachjagt. Seine Wandlung gehört zu den traurigsten Momenten des Films, der die Menschen von Kinshasa in ihren jeweiligen Gefängnissen portraitiert. Dabei ist ihr Ausbruch oft mit dem freiwilligen Gang in das nächste verbunden. Reine Lustbefriedigung erweist sich nicht als adäquater Ausweg aus sozialer Not. Tragischerweise fehlt J.M. in seinem begrenzten Dasein mit schlichter Hütte und einer Frau, die er scheinbar nur geheiratet hat, weil sonst niemand da war, der Überblick, um das zu erkennen. Seine Handlungsweise ist so nachvollziehbar wie falsch und fatal. Er offenbart die Schwäche des Menschen, indem er nach scheinbarer Stärke strebt.
Ähnlich gestrickt sind auch ein Pfarrer, der für seine Gemeinde das Benzin ohne Rücksicht auf Verluste kaufen will, oder der kongolesische Gangster Azor, der erst in Eifersucht um seine Freundin Nora entbrennt, um sie schließlich zugunsten des wertvollen Gutes links liegen zu lassen. Die Frau ist für ihn nur ein Schmuckstück, aber kein Mensch, zu dem er eine emotionale Beziehung besitzt. Die fragile Seite menschlicher Beziehungen spielt in „Viva Riva!“ eine Hauptrolle. Egoismus im Schein der Leichtigkeit steht im Vordergrund.
Daraus schöpft Djo Munga eine hohes Maß an Spannungskraft, weil er seine Figuren immer wieder auf scheinbare Gipfel treibt, aber letztlich nur die Fallhöhe steigert, wenn das Drama zuschlägt. Glanz und Verdammnis bilden ein miteinander verbundenes Paar, dass sich in der flirrenden Atmosphäre Kinshasas nicht trennen lässt. Die Gewalt, mit der Ziele erreicht werden sollen, schaukelt sich auf. Sie erfasst alle Teile der Gesellschaft. Denn religiöse Vertreter, Beamte, Mitglieder der Armee, sozial Schwache und Gangster werden zu einem Netz verwoben, in dem die Moral nur die zweite Geige spielt.
Nora, die Freundin Azors, bildet wie ein kleiner Junge einen Gegenpol dazu. Während der Junge zwar schlitzohrig, aber ohne erkennbare Niedertracht Geschäfte mit Handys treibt, ist Nora Geld nicht so wichtig. Sie ist bereit, für eine echte menschliche Beziehung darauf zu verzichten, und hängt an ideellen Werten. Konsequenterweise verschwindet sie nach einer gewissen Zeit einfach aus dem Film, dessen sonstiges Leben ihr keine Heimat bieten kann. Aber ihr Beispiel schwebt über dem brutalen Drama, das noch folgt.

Bildqualität

Viva Riva! – Zu viel ist nie genug

Die Bluray verfügt über ein Bild, das als gehobener Durchschnitt bezeichnet werden kann. Schärfe und Detailfreude kommen nicht an die besten Hochglanzproduktionen heran, machen aber eine gute Figur. Die Mischung des Films aus Eleganz und Straßenatmosphäre braucht auch kein übertrieben scharfes Bild. Dezente Schwankungen tun der flirrenden Atmosphäre gut. In Verbindung mit den kräftigen Farben, die sowohl grelles Diskolicht als auch erdige Außenszenen hervorragend wiedergeben überzeugt die Bluray. Auch der Kontrast ist gelungen.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren wurden sauber abgemischt, so dass Dialoge und die übrigen Geräusche eine stimmige Einheit ergeben. Die räumliche Atmosphäre macht sich vor allem über den Musikeinsatz bemerkbar. In entscheidenden Szenen klingt sie wuchtig präsent und erfüllt ihren Job.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

„Viva Riva“ fügt dem Gangstergenre eine erfrischende Variante aus Afrika hinzu, die mit stimmungsvollen Bildern, flottem Tempo und einer faszinierenden Mischung aus hedonistischer Leichtigkeit sowie grausamen Konsequenzen über die moralische Verkommenheit im Angesicht des Mangels reflektiert. Technisch ist die Bluray im gehobenen Feld angesiedelt.

Stefan Dabrock

10.09.2012

   
Originaltitel Viva Riva! (Demokratische Republik Kongo/B/FR 2010)
Länge 101 Minuten (Pal)
Studio Summiteer Home
Regie Djo Munga
Darsteller Patsha Bay, Manie Malone, Hoji Fortuna, Marlene Longange, Diplome Amekindra, Alex Herabo, Angelique Mbumb, Nzita Tumba, Romain Ndomba, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Französisch/Lingala
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 19 EUR
Bewertung gut, technisch gehoben