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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Tragödie in der Sonne

El Perdido

Western-Legenden Nr. 16: alle Filme

El Perdido

Robert Aldrich gehört zu den versierten Westernregisseuren, der mit „Vera Cruz“ (USA 1954) und „Keine Gnade für Ulzana“ („Ulzanas Raid“, USA 1972) zwei Klassiker inszeniert hat. Der westernähnliche „Ein Zug für zwei Halunken“ („Emperor of the North Pole“, USA 1973) über das Duell eines Eisenbahners mit einem notorischen Eisenbahntramp während der großen Depression geht ebenfalls auf Aldrichs Konto.
„El Perdido“ schildert im Gegensatz zu den genannten Filmen eine Geschichte, die ihren romantisch-tragischen Ton ins Zentrum stellt. Der Westerner Dana Stribling (Rock Hudson) verfolgt den schlitzohrigen Brendan O'Malley (Kirk Douglas), weil der Striblings Schwager getötet hat. Die genauen Umstände der Tat bleiben im Unklaren. O'Malley flüchtet sich zu Belle (Dorothy Mallone), einer alten Bekannten, mit der er vor Jahren liiert war. Inzwischen ist sie mit dem alkoholliebenden Rinderzüchter John Breckenridge (Joseph Cotton) verheiratet, der seine Rinderherde von Mexiko nach Texas treiben will. Obwohl O'Malley klar ist, dass Stribling auf amerikanischem Boden den Haftbefehl vollstrecken kann, mit dem er gesucht wird, schließt er sich dem Treck an. O'Malley will Belle wieder für sich gewinnen. Stribling nimmt das Angebot an, ebenfalls mitzuzziehen. Während der Reise verliebt er sich in Belle, während deren Tochter Missy (Carol Lynley) O'Malley schöne Augen macht.

Der unzähmbare Abenteurer ist ein klassisches Westernmotiv für den Lebensstil, der in der aufkommenden Zivilisationsordnung keine Zukunft mehr hat. Kirk Douglas gelingt es, O'Malley mit einer Mischung aus Draufgängertum und Anflügen eines ernsthaften Verantwortungsgefühls zu verkörpern, so dass unklar bleibt, ob er die Kurve bekommt. Daraus speist sich der Reiz des Dramas, da die konkrete Auseinandersetzung zwischen O'Malley und Stribling weitgehend zum Erliegen kommt, nachdem beide bei Breckenriges Treck angeheuert haben. So lange die Reise dauert herrscht Waffenstillstand, nur ein paar verbale Scharmützel El Perdido halten ihren Konflikt am Leben. Die Liebesgeschichten stehen demgegenüber im Vordergrund. Die jugendliche Missy wirbt um O'Malley, weil sein ungestühmer Charme auf sie wirkt, während die abgeklärte Belle für den Draufgänger nichts mehr empfindet. Dafür bewundert sie den soliden Stribling. So erzählt Aldrich die Geschichte von den Zukunftsaussichten auf dem Feld der Liebe. Belle repräsentiert die sichere Bank, weil sie mitten im Leben steht und ihren Platz gefunden hat, während Missy an der Schwelle zur Frau noch Irrtümern unterliegt. Das Werben um Belle ist deswegen das Werben um einen Platz in der Gesellschaft. O'Malley und Stribling tragen ihren Konflikt mit ihren Avancen gegenüber der Frau des Rinderzüchters aus, bevor es zum handfesten Duell kommt. Das Liebesdrama ersetzt über weite Strecken den Waffengang einer klassischen Westerngeschichte. Da die beiden Männer einander aber bewundern, mangelt es dem Film ein wenig an echter Dramatik. Alles spielt sich im Rahmen leiser Töne ab, die zwar nuancierte Qualitäten haben, aber die Lauflänge von 112 Minuten nicht tragen. Der Treck durch die mexikanischen Landschaft fährt die Handlung auf ein Minimalmaß an Dynamik zurück, ohne dass die einzelnen Ereignisse pfiffig genug gestaltet wären, um in die Bresche zu springen. Dennoch reicht die grundsätzliche Qualität Aldrichs aus, um einen soliden Western auf die Beine zu stellen, der aufgrund seiner starken Betonung der Liebesdramen eine gewisse Faszinantion ausstrahlt.

Bildqualität

El Perdido

Die Aufarbeitung des Films für die Bluray ist leider schief gegangen. Das Bild leidet unter einem extremen Detailverlust, der vermutlich durch den exzessiven Einsatz von Rauschfiltern entstanden ist. Vor allem die Bildhintergründe sind betroffen. So sieht die Landschaft, aber auch die Szenerie direkt hinter den im Vordergrund stehenden Figuren verwaschen aus. Das geht sogar soweit, das sich bei vielen Szenen der Eindruck breit macht, der Hintergrund sei gemalt oder auf digitalem Wege entstanden und die Menschen nur einkopiert. Die Bildebenen trennen sich voneinander. Vielen Gegenständen oder Landschaftsteilen fehlt eine differenziert-farbliche Oberfläche. Ihr Anblick erinnert fast schon an Pop-Art-Bilder mit reduzierter Farbanzahl, nur dass sie nicht grell, sondern grünlich oder bräunlich aussehen. Auch einzelne Kleidungsstücke weisen einen vergleichbaren undifferenzierten Farbverlauf zwischen Licht- und Schattenszenen auf. Im Ergebnis ist das Bild eine Zumutung. Da nützt auch das reduzierte Filmkorn und die Schärfe der Nahaufnahmen nichts.

Tonqualität

Der Ton ist demgegenüber in Ordnung. Ein gewisses Hintergrundrauschen ist völlig normal, leichte Verzerrungen ebenfalls. Die Verständlichkeit der Dialoge ist aber nicht in Gefahr. Musik und Hintergrundgeräusche kommen gut zur Geltung.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus Bildergalerien und dem Trailer.

Fazit

„El Perdido“ ersetzt die Auseinandersetzung mit der Waffe weitgehend durch die Rivalität auf dem Feld der Liebe. Da sich die beiden Kontrahenten O'Malley und Stribling aber bewundern, hält sich die Dramatik in Grenzen. Die nuancierten Charakterzeichnungen können nicht ganz in die Bresche springen. Dennoch ist Aldrichs Western nicht ohne Faszination. Technisch ist die Bluray schwach.

Stefan Dabrock

18.08.2012

   
Originaltitel The Last Sunset (USA 1961)
Länge 112 Minuten (24p)
Studio Koch Media
Regie Robert Aldrich
Darsteller Rock Hudson, Kirk Douglas, Dorothy Malone, Joseph Cotton, Carol Lylnley, Neville Brand, Jack Elam, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung ordentlich, technisch schwach