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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
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kurzrezension

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30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Ein Zug zuviel

Butch Cassidy und Sundance Kid

Butch Cassidy und Sundance Kid

Zu Recht gilt George Roy Hills Western „Butch Cassidy und Sundance Kid“ als einer der großen Klassiker des Genres, der Humor mit Spannung verbindet.
Die beiden Banditen Butch Cassidy (Paul Newman) und Sundance Kid (Robert Redford) führen die berühmte Hole-in-the-Wall-Gang an, deren Spezialität Banküberfälle sind. Aber das Geschäft wird immer schwieriger, weil die Geldinstitute sicherheitstechnisch aufrüsten. Als sie ihre Rückzugsbasis aufsuchen, müssen sie feststellen, dass ein Bandenmitglied den Aufstand probt. Cassidy erstickt die Revolte im Keim, nimmt aber den Vorschlag seines Kontrahenten auf, in Zukunft Züge zu überfallen. Seine Idee, den Zug der Union Pacific Railway gleich zweimal hintereinander zu überfallen, hält er für besonders schlau, weil sich die Eisenbahngesellschaft beim Rückweg sicher fühlen werde und besonders viel Geld zu holen sei. Aber Cassidy und Sundance haben die Rechnung ohne den Chef der Union Pacific gemacht, der ein Team aus Spezialisten zusammen gestellt hat, das eine gnadenlose Jagd auf die Banditen eröffnet.

Im Gegensatz zur grimmigen Stimmung vieler Western herrscht in „Butch Cassidy und Sundance Kid“ eine humorvolle Leichtigkeit vor. Im Gegensatz zur durchgehend amüsanten Stimmung vieler Western-Komödien herrscht in „Butch Cassidy und Sundance Kid“ eine existenzielle Bedrohlichkeit vor. Das besondere an George Roy Hills Western ist die bruchlose Verbindung aus beiden Elementen. Nachdem der zweite Überfall auf den Zug schief gegangen ist, verlieren die beiden Hauptfiguren zwar ihre luftige Art nicht, mit der sie der Realität begegenen, aber ihr Schicksal hat sich hat sich gewandelt. Auch die kindlich-artistischen Einlagen auf einem Fahrrad, die Butch Cassidy nach zunächst erfolgreicher Flucht bei Sundance\\\' Lebensgefährtin Etta Place (Katherine Ross) vollführt, können nicht verdecken, wie ernst die Lage geworden ist. Die beiden Banditen haben die existenziell schlimmsten Tage ihres Butch Cassidy und Sundance Kid bisherigen Lebens hinter sich gebracht, weil sie mit verbissenen Jägern konfrontiert wurden, die ihnen keine Luft zum atmen lassen. Die kleine Verschnaufpause bei Etta ändert nichts an der grundsätzlichen Situation, in der sie sich befinden. Die lockeren Sprüche dienen weniger dazu, überlegene Lässigkeit zu demonstrieren, als vielmehr dazu, mit Humor die Angst zu besiegen. Amüsement und existenzielle Not sind zwei Seiten der gleichen Medaille, die vom Ende der Outlaw-Zeit kündet.
Aber Butch Cassidy und Sundance Kid haben nichts anderes gelernt, als Überfälle zu machen. Deswegen ist ihr Schicksal die immerwährende Bewegung in Räume hinein, wo sie glauben, ihr Geschäftsmodell des Banditentums weiter ausleben zu können. Sie sind in einer Situation gefangen, die ausweglos ist, weil die Vertreter der neuen Zeit, allen voran der Chef der Eisenbahnlinie, diese Räume nicht mehr lassen wollen. Die Flucht wird deswegen zum Lebensinhalt. Der Humor des Films lässt das eigentlich Grausame erträglich werden. Die beiden Sympathieträger Cassidy und Sundance lavieren sich so geschickt aus schwierigen Situationen heraus, dass die Wahrheit der existenziellen Not immer wieder aufgehoben zu sein scheint. Newman und Redford spielen sich dabei mit knappen Dialogen die Bälle zu. Ihre souverän zur Schau gestellte vordergründige Lockerheit lässt den Film trotz des ernsten Hintergrunds schweben. Und natürlich ist George Roy Hill auch gar nicht an einer Demontage interessiert. Deswegen belässt er den beiden Hauptfiguren ihre sympathische Ausstrahlung und gönnt dem Film ein mythologisches Ende ohne schwermütige Tristess.

Bildqualität

Die Doppel-DVD von Black Hill greift auf das bekannte Master des Films zurück, das weitgehend sauber ist. Die Schärfe ist jedoch eingeschränkt, da viele Szenen relativ matschig aussehen. Auch wenn auf Seiten der Kameraarbeit stilistisch mit Unschärfen gearbeitet wurde, lässt sich das Bildergebnis der DVD nicht vollständig darauf zurückführen. Vielmehr deutet das reduzierte Filmkorn an, dass bei der Erstellung des Transfers mit Rauschfiltern gearbeitet wurden, die dem Film einen Teil der Details geraubt haben. Hinzu kommen leichte Ruckler bei Kameraschwenks. Nahaufnahmen kommen bei der Schärfe deutlich besser weg. Die Farben entsprechen der leicht reduzierten Palette, mit der bei der Filmproduktion gearbeitet wurde. Der Kontrast ist jedoch etas flau.

Tonqualität

Die DD 2.0 Mono-Tonspuren verfügen über ein leichtes Hintergrundrauschen, das die Dialogverständlichkeit aber nicht beeinträchtigt. Die Sprache selbst klingt etwas dumpf, nennenswerte Verzerrungen gibt es nicht. Insgesamt handelt es sich um eine gewöhnliche Mono-Qualität, die qualitativ weder nach oben noch nach unten ausreißt.

Extras

Butch Cassidy und Sundance Kid

Der Audiokommentar von Goerge Roy Hill (Regie), Hal David (Text), Robert Crawford (Produktion) und Conrad L. Hall (Kamera) wurde zusammengeschnitten, so dass die vier nicht gemeinsam vor dem Mikrophon saßen. Das hat den Vorteil, dass die einzelnen Passagen gut auf die Bilder abgestimmt werden konnten und kaum Pausen entstehen. Der Kommentar liefert fundierte Einblick in die Produktionsgeschichte des Films. Logistische Herausforderungen beim Dreh, der Gesundheitszustand des Regisseurs, gestalterische Entscheidungen, Informationen über die Schauspieler sowie Anekdoten kommen zur Sprache und fügen sich zu einem hörenswerten Kommentar zusammen.

Der Audiokomentar von William Goldman (Drehbuch) besteht nicht nur aus Informationen, die auch in den Dokumentationen enthalten sind, Goldman gelingt es an einigen Stellen, auf spezielle Aspekte einzelner Szenen einzugehen. Kommentare zu den Kameraeinstellungen, die Leistungen der Schauspieler und anderen Dinge ergänzen die Aussagen, die sich mit dem restlichen Material überschneiden. So bleibt ein Kommentar übrig, der für sich genommen hervorragend ist, im Verbund mit den Dokumentationen seine Qualität nicht mehr ganz ausspielen kann. Dass Goldman die Vergangenheit in nostalgischer Verklärung grundsätzlich besser findet als die filmische Gegenwart, sei ihm als altgedientem Hollywood-Autoren verziehen.

Das gut 35-minütige Making of „All das ist die Wahrheit: Making of von 'Butch Cassidy und Sundance Kid'“ versammelt die Hauptdarsteller Robert Redford und Paul Newman sowie weitere Stabmitglieder und Kenner des Films, die über die Informationen aus dem Audiokommentar hinaus weitere wissenswerte Fakten zur Entstehung des Films liefern. Vor allem die beiden Darsteller erzählen viel über ihre persönlichen Erinnerungen sowie ihre Sichtweise auf den Film. Ein gutes Making Of.

Der etwa 25-minütige Beitrag „Ein wilder Haufen: Die wahre Geschichte von Butch und Sundance“ stellt historische Fakten zu den beiden Gesetzlosen der Darstellung des Films gegenüber. Neben einigen Stabmitgliedern, unter anderem auch wieder Redford und Newmann sowie Etta-Place-Darstellerin Katherine Ross, ordnen Experten der amerikanischen Westerngeschichte die Filmerzählung fundiert in den historischen Kontext ein.

Die 90-minütige Dokumentation „Geschichte unter der Lupe: 'Butch Cassidy und Sundance Kid: Out of Time'“ beschäftigt sich mit den biographischen Fakten zu den beiden Revolverhelden. Kenner der Geschichte des Wilden Westens beleuchten in Interviews die historische Realität und äußern sich auch zu den unsicheren Punkten im Lebenslauf von Butch Cassidy und Sundance Kid. So lässt sich bis heute nicht zweifelsfrei sagen, ob sie in Bolivien ums Leben gekommen sind. Die Schwester Cassidys behauptete Zeit ihres Lebens, dass ihr Bruder wieder in die USA zurückgekehrt sei. Die Dokumentation zeichnet eine fundierte Biographie der Westernhelden, die zumindest keine bis heute geklärte Frage offen lässt. Ein exzellenter Beitrag.

Das etwa 40-minütige zweite Making Of auf der DVD geht detailliert auf die Gestaltung einzelner Szenen, die Dynamik am Set zwischen Darstellern und Regisseur, logistische Fragestellungen und weitere Aspekte der Arbeit am Film ein. Darsteller und Stabmitglieder kommen in Interviews oder als Off-Kommentar zu Wort, so dass auch noch die letzte Frage zur Entstehungsgeschichte sowie der technischen und künstlerischen Umsetzung des Films angesprochen wird. Ein hervorragendes Making Of.

Die Interviews von 1994 mit den Darstellern Paul Newman, Robert Redford, Katherine Ross, Drehbuchautor William Goldman und Komponist Burt Bacharach dauern zwischen knapp drei Minuten, wie bei Bacharach, und gut 14 Minuten, wie bei William Goldman. Die übrigen Gespräche pendeln um 10 Minuten herum. Teile der Interviews wurden schon in den Dokumentationen verwendet, so dass es zu ein paar Überschneidungen kommt. Daneben erfährt man aber noch einiges über das Selbstverständnis der Darsteller am Set sowie ihre Erfahrungen mit dem Regisseur und den Produktionsbedingungen. Autor Goldman ordnet sein Drehbuch in den historischen, den produktionstechnischen sowie den Verwertungskontext des Films ein und Burt Bacharach schildert mit Begeisterung seine Zusammenarbeit mit Regisseur George Roy Hill.

Die beiden Beiträge „Einiges hiervon ist wahr“ und „Alles hiervon ist wahr“ schneiden in knapp zwei Minuten beziehungsweise knapp einer Minute wiedersprüchliche Aussagen beziehungsweise Übereinstimmungen aus den Interviews zusammen. Dadaurch wird die Subjektivität der Erinnerung nach vielen Jahren deutlich, auf die Paul Newman gleich zu Beginn seines Interviews auch hinweist.

Die entfallene Szene zeigt Butch Cassidy, Sundance Kid und Etta Place während eines Kinobesuchs in Bolivien, bei dem sie neben historischen Wochenschauaufnahmen auch einen Film sehen, der über sie selbst gedreht wurde. Darin sterben sie. Für die Szene existiert kein Originalton, so dass Untertitel mit den Dialogen eingefügt wurden. Daneben existiert ein Kommentar von Regisseur George Roy Hill, der über die Beweggründe spricht, die Szene wieder zu entfernen.

Der etwa vierminütige Beitrag „George Roy Hill und die Herausforderung von Robert Redford“ beschäftigt sich mit einem amüsanten Scherz, den sich Hill mit Redford während der Dreharbeiten erlaubt hat.

Ein alternativer Abspann und Trailer sind auf der DVD ebenfalls enthalten.

Fazit

„Butch Cassidy und Sundance Kid“ überzeugt mit Humor und Bedrohlichkeit, ohne seinen lockeren Inszenierungsstil aufzugeben. Mit Robert Redford und Paul Newman hatte Regisseur George Roy Hill die idealen Darsteller beisammen, die trotz der amüsanten Sprüche die Grimmigkeiot der Situation lebendig werden lassen. Technisch ist die DVD durchschnittlich.

Stefan Dabrock

25.06.2012

   
Originaltitel Butch Cassidy and the Sundance Kid (USA 1969)
Länge 106 Minuten (Pal)
Studio Black Hill
Regie George Roy Hill
Darsteller Paul Newman, Robert Redford, Katherine Ross, Strothers Martin, Jeff Corey, George Furth, Harvey Logan, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von George Roy Hill (Regie), Conrad L. Hall (Kamera) und Hal David, Audiokommentar von William Goldman (Drehbuch), „All das ist die Wahrheit: Making Of“, Entfallene Szene, Trailer, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung sehr gut, technisch in Ordnung