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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Eingesperrte Liebe

Revenge: Sympathy for the Devil - geschnittene Fassung

Revenge: Sympathy for the Devil - geschnittene Fassung

Obwohl auf Bluray und DVD ein FSK-18-Sticker prangt, hat dieser „neue CAT III – Schocker“ (Werbespruch auf der Hülle) eine FSK-16-Freigabe bekommen. Das 18er-Siegel hat mit den Trailern zu tun, die ebenfalls auf dem Medium enthalten sind.
I-on new media hat bei „Revenge – Sympathy for the Devil“ die Schere so deutlich angesetzt, dass eine 16er-Freigabe möglich wurde. Das macht sich auf dem Cover eines „Schockers“ aber nicht so gut, deswegen der Trick mit den Trailern. Das Urteil über ein solches Gebaren überlasse ich dem jeweiligen Leser selbst. Der Film ist gut 10 Minuten kürzer als in der ungeschnittenen Fassung.

Sein Thema fordert die hiesige FSK nach den gegenwärtig angelegten Maßstäben fast schon natürlicherweise heraus. Die Morde an den Polizisten Wai-kwan Ting (Ling-yuen Lam), Gwai Lao (Shee-tong Wong) und an deren hochschwangeren Frauen, denen die Föten herausgeschnitten wurden, sorgt für Unruhe bei den Ordnungskräften in Hongkong. Mit aller Macht soll der Täter gefunden werden. Bei einer Straßensperre verhält sich Kit Chan (Juno Mak) so auffällig, dass er in Gewahrsam genommen wird. Trotz brutaler Verhörmethoden gesteht er aber nicht und muss nach einem weiteren Fall sogar freigelassen werden, weil er diese Tat nicht begangen haben kann. In Rückblenden schildert der Film die tragische Liebesgeschichte zwischen Kit und der geistig zurückgebliebenen Wing Cheung (Sola Aoi). Die junge Frau wird schließlich Opfer einer Gewalttat, an der Kit zu verzweifeln droht.

Trotz der drastischen Schnitte funktioniert „Revenge – Sympathy for the Devil“ gut, weil das Hauptaugenmerk auf den Hintergründen für die Mordtaten liegt. So schockierend die Gewaltausbrüche auch sind, die grundsätzliche Erzählstruktur des Films kann ihre Wirkung auch dann noch entfalten, wenn sie nur angedeutet werden. Dennoch bleibt angesichts der gekürzten Fassung ein schaler Nachgeschmack übrig, weil das direkte Momentum der einzelnen Rache-Szenen nicht mehr spürbar ist.
Die emotionale Haltung Kits speist sich aus der Liebe zu Wing, die durch die Gesellschaft erschwert wird. Als die zurückgebliebene Frau noch unter der Obhut ihrer Großmutter lebt, wird sie so sehr vor Einflüssen von Außen beschützt, dass sich Kit sogar Anfeindungen gefallen lassen muss, als er Wing hilft. Eine Beziehung zwischen den beiden jungen Leuten soll nicht sein, weil die älteren Autoritätspersonen weder Wing noch Kit mit ihren Gefühlen ernst Revenge: Sympathy for the Devil - geschnittene Fassung nehmen. Der einfach gestrickte Kit wird ständig als Depp beschimpft. An vorderster Font mischt sein Arbeitgeber mit, der einen Kiosk betreibt, in dem Kit gedämpfte Teigtaschen verkauft. In den seltenen Momenten der Zweisamkeit, finden Kit und Wing einen inneren Frieden, den ihre Umgebung nicht bereit hält. Nach dem Tod der Großmutter Wings setzt sich die Dangsalierung mit einem Waisenhaus fort, das nun die Heimat der jungen Frau werden soll. Freiheit kennen Kit und Wing kaum. Sie sind zwei unschuldige Menschen, die ihre Liebe ausleben wollen, aber immer wieder mit den für sie unverständlichen Grenzen der Gesellschaft konfrontiert werden. Die Reinheit der unschuldig-emotionalen Zuneigung zwischen zwei simplen Menschen trifft auf eine äußere Welt, die keinen Sinn dafür hat. Als auch noch das Böse seinen Arm ausstreckt, wird die friedliche Grundausrichtung der Liebenden nachhaltig gestört.

Kit und Wing können auf ihre einfache Art gar nicht verstehen, womit sie konfrontiert werden, weil so etwas in ihrem Weltbild gar nicht vorgesehen gewesen ist. Sie geraten in einen Rausch aus Gewalt und Leid hinein, den vor allem Kit nur noch in einem trancartigen Schwebezustand wahrnehmen kann. Immer wieder arbeitet Regisseur Ching-Po Wong mit Zeitlupenszenen, die eine traumartige Atmosphäre erzeugen. Sie reflektieren den Dauerschock, der Kit in einen Zustand der Raserei verwandelt. Das Böse, dem er und Wing ausgesetzt waren, entfacht Kräfte, die in unkontrollierbare Brutalität münden. Das Märchen der reinen Liebe, das die beiden jungen Leute kurz genießen konnten, verwandelt sich in eine düstere Leidensgeschichte, bei der die Gewalt ohne jede Gnade auch unschuldige Opfer erfasst. Denn die Frauen der Polizisten haben keinen Anteil an dem Leid, das Kit und Wing erfahren mussten. Aber die Wucht der Emotionen, mit der Kit zu Werke geht, unterscheidet nicht mehr. Sie breitet sich wie eine Lawine undifferenziert aus, bei der ein erster angestoßener Schneekristall alle weiteren in einer Kettenreaktion mit sich reißt. Weil Kit und Wing das Böse nicht kannten, bis es sein Werk an ihnen verrichtet hat, fällt die Reaktion darauf so drastisch aus.

Mit ordnenden Zwischentiteln soll der Film eine Dimension erhalten, die er aufgrund seiner stilisierten Inszenierung ohnehin besitzt. Ihre aufgesetzt-prätentiöse Sprache tut „Revenge – Sympathy for the Devil“ überhaupt nicht gut. Die religiösen Andeutung über Gott, Teufel, Schuld und Sühne sind viel zu direkt, als das sie noch Raum lassen. So wie Kit und Wing durch die Gesellschaft in ein Korsett gestopft werden sollen, das sie nicht ernst nimmt und ihnen die Luft zum Atmen nimmt, so wirken die Kapitelüberschriften wie ein Gefängnis, aus dem sich der Film nur befreien kann, wenn man sie lediglich am Rande zur Kenntnis nimmt.

Bildqualität

Revenge: Sympathy for the Devil - geschnittene Fassung

Das saubere Bild der Bluray wartet mit einer guten Schärfe auf, die nur bei ein paar Schwenks dadurch getrübt wird, dass es zu Nachzieheffekten und leichten Rucklern kommt. Ansonsten sind die Konturen klar. Die einzelnen Bildelemente werden präzise wiedergegeben. Der visuelle Stil des Films, der mit entsättigten Farben arbeitet, wurde gut auf die Bluray übertragen. Der Kontrast überzeugt innerhalb der speziellen Optik, so dass sich auch ähnlich-farbige Teile des Bildes voneinander abheben.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren geben das akustische Geschehen des Films ohne nennenswerte Schwächen wieder. Aufgrund des ruhigen Inszenierungsansatzes bieten sich kaum Gelegenheiten für Surroundeffekte, so dass die Musik in die Bresche springen muss. Sie entfaltet sich homogen im Raum und fügt sich mit den Dialogen zu einem guten Gesamttonergebnis zusammen.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Revenge – Sympathy for the Devil“ erzählt ein düsteres Märchen, in dem die unschuldig-reinen Hauptfiguren mit dem Bösen konfrontiert und infiziert werden, weil das Leid, das sie erfahren, in ihrem Weltbild gar nicht vorgesehen war. Ihre Hilflosigkeit gegenüber dem Bösen schlägt in eine drastische Reaktion ohne moralische Rechtfertigung um. Technisch ist die Bluray sehr ordentlich.

Stefan Dabrock

18.06.2012

   
Originaltitel Fuk sau che chi sei (Hongkong 2010)
Länge 77 Minuten (1080i)
Studio I-on new media
Regie Ching-Po Wong
Darsteller Juno Mak, Sola Aoi, Ling-yuen Lam, Shee-tong Wong, Siu-ho Chin, Tony Ho, Anthony Lau Wing, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Kantonesisch
Untertitel Deutsch
Extras -
Preis ca. 20 EUR
Bewertung gut, technisch sehr ordentlich