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Und erlöse uns!

Red State

Red State

Kevin Smiths „Red State“ lässt keinen Zweifel aufkommen, dass der erfahrene Independent-Filmer eine gehörige Portion Wut im Bauch hatte, als er das Werk konzipierte und umsetzte. Der Titel bezieht sich dabei auf die rote Einfärbung, mit deren Hilfe die republikanische Stimmenmehrheit eines Bundesstaates bei US-Wahlen visualisiert wird – im Gegensatz zur blauen Farbe, mit der Staaten gekennzeichnet werden, in denen die Demokraten vorne liegen.
Die irgendwo in Amerika spielende Handlung beginnt ganz harmlos mit den drei hormongesteuerten Jugendlichen Travis (Michael Angarano), Billy-Ray (Nicholas Braun) und Jarod (Kyle Gallner), die zu einem Sextreffen mit einer älteren Frau (Melissa Leo) aufbrechen, zu dem sie sich über das Internet verabredet haben. Aber das ersehnte heiße Abenteuer bleibt aus, weil die Frau Teil der Five Points Trinity Church um den Pastor Abin Cooper (Michael Parks) ist. Dessen verquere Morallehre brandmarkt unter anderem Homosexualität als Sünde, die gnadenlose Strafen Gottes nach sich zieht. Naturkatastrophen oder Terroranschläge nehmen in Coopers Gedankengebäude diesen Platz ein. Da Cooper mit seiner Gemeinde aber nicht nur Theorie üben will, werden aus seinen Thesen drastische Handlungskonsequenzen gezogen. Das mündet in der Hinrichtung von Schwulen sowie der Gefangennahme der drei Jugendlichen, deren sexuelles Begehren ebenfalls Sünde ist. Angekettet müssen Travis, Billy-Ray und Jared überlegen, wie sie den Fanatikern entkommen können, während Cooper in Hörweite seine Predigt hält.

„Red State“ ist eine absolute Überraschung, da sich Kevin Smith vom drolligen Nerd-Humor seines bisherigen Schaffens vollends entfernt hat. Stattdessen regiert ein bitterböser Witz, wenn es denn überhaupt einmal lustig wird. Das ist in seinem Rundumschlag gegen fundamentale Christen sowie die fragwürdig drakonische Staatsmacht aber nur selten der Fall.
Mit brillanter Zurückhaltung verkörpert Michael Parks den Prediger Abin Cooper, der dadurch der Gefahr entgeht zur lächerlichen Karikatur zu verkommen. Salbungsvoll, ruhig, aber mit Red State irrsinnigen Thesen tritt Cooper vor seiner Gemeinde auf, um sie in seinem Sinne zu indoktrinieren. Dabei benötigt Parks keine aufreizende Gestik oder eine hysterische Stimmlage, um die Abgründe seiner Figur zu verdeutlichen. Es der zynische Tonfall der Überlegenheit, mit dem Parks den Fanatismus Coopers lebendig werden lässt, ein Fanatismus der Angst machen kann und Wut heraufbeschwört. Der lässt Kevin Smith freien Lauf, wenn er die Szenerie auf eine absurde Konfrontation zutreibt. Hysterische Kamera, wilde Schießereien, Verfolgungsjagden im Haus und groteske Einfälle wie ein akustisches Kuriosum reflektieren den Wahnsinn, der das gesellschaftliche Umfeld erfasst hat, dem sich Smith widmet. Dazu zählen religiöse Fanatiker wie die Westboro Baptist Church des Predigers Fred Phelps und andere Gemeinschaften, die Pate für Coopers Five Trinity Church standen. Ihre Morallehre hat keinen Platz für Menschlichkeit, obwohl sie sich das Mäntelchen der Rechtschaffenheit überstreifen wollen. Smith appelliert ohne besondere Verklausulierung aber gerade an die Menschlichkeit, an deren Feinden in „Red State“ kein gutes Haar gelassen wird. Dazu gehören auch die Regierungsstellen, die ohne Erbarmen gegen Coopers Leute vorgehen. Differenzierungen haben bei ihnen keinen Platz. Ob Kinder oder Mitläufer, alle müssen mit voller Härte bekämpft werden.

Bildqualität

Red State

Die Bluray verfügt über eine einwandfrei Bildqualität. Defekte oder Verschmutzungen gibt es bei dem neuen Film selbstverständlich nicht. Die Schärfe überzeugt mit einer klaren Darstellung der einzelnen Bildelemente, deren Details ebenfalls gut zur Geltung kommen. Das bräunlich-gelbliche Farbspektrum des Films wurde gut auf die Bluray übertragen. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Der Schwarzwert leistet sich kleine Schwächen.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren liefern eine räumliche präsente Abmischung, die immer wieder auch die hinteren Lautsprecher mit ins Spiel bringt. Schusswechsel oder andere Geräusche bevölkern die gesamte Soundstage und sorgen so für eine akustisch mitreißende Atmosphäre. Auch die Dialoge sind sehr gut verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

„Red State“ lässt kein gutes Haar an religiösen christlichen Fanatikern und drakonisch vorgehenden Regierungsstellen. Mit Wut und Gespür für eine absurde Handlungsentwicklung reflektiert Kevin Smith die wahnsinnige Verblendung auf Seiten der Fundamentalisten, deren gefestigte Weltanschauung Ausdruck eines aus den Fugen geratenen Geistes ohne Menschlichkeit ist. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

12.01.2012

   
Originaltitel Red State (USA 2011)
Länge 92 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Kevin Smith
Darsteller Michael Angarano, Kyle Gallner, Nicholas Braun, Melissa Leo, Ronnie Connell, Michael Parks, John Goodman, Matt L. Jones, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch sehr gut