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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Der Schein trügt

Lederstrumpf – Der Wildtöter

Lederstrumpf – Der Wildtöter

Die DVD von Pidax Film ist eine Mogelpackung, weil auf dem Cover als Produktionsjahr des Werkes 1957 angegeben ist. Das ist für den ursprünglichen Film zwar korrekt, aber die enthaltene Fassung basiert auf der Wiederaufführungs-Kopie von 1965. Sie enthält Szenen aus dem Euro-Western „Die schwarzen Adler von Santa Fe“. Dabei handelt es sich um eine Wagenburgsequenz, in der sich Siedler gegen Indianer verteidigen, die Flucht der Siedler in ein Fort und einen Indianerangriff auf eine Wildwest-Stadt. Die Szenen wurden in den Film geschnitten, weil für die Wiederaufführung zahlreiche andere Teile entfernt worden waren. Der selbst nach Einfügung fremder Filmsequenzen nur gut 70-minütige Film wäre ohne die Maßnahme schlicht zu kurz für eine erneute Kinoauswertung gewesen. Aufgrund der massiven Änderungen der Wiederaufführungsversion gegenüber dem Original hätte Pidax das auf dem Cover der DVD kenntlich machen müssen. Ohne Hinweis ist die Veröffentlichungspolitik fragwürdig (lediglich im Booklet steht etwas über die Wiederaufführungsversion, ohne aber zu erläutert, dass diese auf der DVD enthalten ist).

Nun aber zum enthaltenen Film. Der erzählt nach James Fenimore Coopers literarischer Vorlage eine Episode aus der Zeit der amerikanischen Besiedlung. Der weiße Trapper Nathaniel Bumppo (Lex Barker) trifft zusammen mit seinem Freund Chingachgook, dem Häuptling der Mohikaner, auf einen Fellhändler (Forrest Tucker), der sich gegen Indianer des Stammes der Mingos erwehrt. Da sich die Mingos in kriegerischer Absicht ungewöhnlich weit südlich aufhalten, begleiten Bumpoo und Chingachgook den geretteten Harry March zu einem schwimmenden Haus, um die dortigen Bewohner zu warnen. Dabei handelt es sich um den Indianerhasser Tom Hutter (Jay C. Flippen) sowie um seine beiden Töchter Hetty (Rita Moreno) und Judith (Cathy O'Donnell). Hutter erweist sich als verstockter Mann, der sein Haus keineswegs verlassen will. Bumpoo und Chingachgook lassen in ihren Bemühungen aber nicht nach, da ihnen an der Sicherheit der beiden Frauen gelegen ist. Dabei kommen sie einem grausamen Geheimnis auf die Spür, das Hutter verborgen hält.

Der Film leidet unter diversen Schwächen. Durch die Eingriffe für die Wiederaufführung wurde wie oben erwähnt fremdes Material eingeschnitten. Das ging zulasten der Übergänge zwischen den einzelnen Filmteilen am Anfang der Erzählung. Selbst wenn man die Szenen nicht aus „Die schwarzen Adler von Santa Fee“ kennt, wirken sie wie Fremdkörper.
Gravierender aber ist die Tonfall, den das Werk anschlägt. Im Zuge der Handlung leisten sich die Figuren Tom Hutter und Harry March einige unentschuldbare Bösartigkeiten gegenüber den Lederstrumpf – Der Wildtöter übrigen Hauptfiguren und gegenüber den Indianern. Dennoch rehabilitiert der Film Harry March durch einen hastigen Sinneswandel, der nach Ansicht der Macher ausreichen soll, um alles andere ungeschehen zu machen. Das darin zum Ausdruck kommende Rechtsverständnis, dass ein Weißer nicht bestraft werden muss, wenn er sich ändert, ist im Zuge der undifferenziert vorgetragenen Handlung untragbar. Nur im Rahmen eines facettenreichen Dramas ließe sich gegebenenfalls rechtfertigen, warum March davonkommen kann. Das liefert die einfache Abenteuergeschichte aber nicht.

Zu guter letzt krankt der Film unter den dilettantisch vorgetragenen Kampfszenen, bei denen es den Helden mehrfach gelingt, ihre Gegner zu überwinden, weil sie sich wie absolute Volltrottel benehmen. So versäumen es die Mingos, ihr Lager vernünftig zu bewachen, indem an verschiedenen Punkten Posten aufgestellt sind. Stattdessen stehen sie alle auf einem Fleck herum, wodurch den Helden die Überrumpelung ihrer Feinde sowie die anschließende Flucht möglich ist. Die dargestellte Umsetzung ist nicht nur naiv, sondern letztlich auch latent rassistisch, weil die Weißen als überlegen dargestellt werden. Sie gehen nicht in einem harten Kampf als Sieger hervor, sondern sind das schon vorher, weil ihr Feind in seiner Grundanlage unterlegen ist. Lediglich Cjngachgook, der Häuptling der Mohikaner wird ausgenommen, aber der spielt ohnehin kaum mehr als eine Statistenrolle.

Bildqualität

Lederstrumpf – Der Wildtöter

Das Bild der DVD ist solide, wenn man das Filmalter bedenkt. Die Schärfe der Nahaufnahmen ist recht gut, da der Vordergrund recht klar wiedergegeben wird, Hintergründe sehen allerdings matschig aus. Das gilt auch für Totalen, die ohne gute Detail- und Konturenschärfe auskommen müssen. Die Farben wirken recht kräftig, der Kontrast ist in einigen Szenen aber überzeichnet. So sieht Lex Barkers Gesicht gelegentlich zu grell aus. Dafür überzeugt der Schwarzwert, der aus der Kontrastanpassung der Vorlage resultiert. Hier wäre eine etwas dezentere Austarierung sinnvoll gewesen, um die Überstrahlungen vermeiden zu können.

Tonqualität

Die deutsche DD 2.0-Mono-Tonspur liefert eine ordentliche Qualität. Die Dialoge werden ohne nennenswerte Schwächen wiedergegeben. Die Abmischung sorgt auch dafür, dass die Nebengeräusche ansprechend eingebunden wurden.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem 8-seitigen Booklet, in dem die Dreharbeiten, die Darsteller und auch die Wiederaufführungsversion vorgestellt werden. Daneben enthält das Booklet einen Nachdruck der Illustrierten Filmbühne zu „Lederstrumpf – Der Wildtöter“.

Fazit

Der Western leidet unter seiner schwachen Umsetzung, welche den Konflikten der Dramaturgie kein Gewicht verleiht, Schändlichkeiten einer wichtigen Figur fast unter den Tisch kehrt und schwache Kampfszenen bereit hält. Darüber hinaus sind die Eingriffe überaus deutlich, die für die Wiederaufführung des Films vorgenommen wurden. Technisch ist die DVD ordentlich.

Stefan Dabrock

21.09.2011

   
Originaltitel The Deerslayer (USA 1957, auf der DVD enthaltene Version: Wiederaufführung von 1965)
Länge 72 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Kurt Neumann
Darsteller Lex Barker, Forrest Tucker, Rita Moreno, Carlos Rivas, Jay C. Flippen, Cathy O'Donnell, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras 8-seitiges Booklet
Preis ca. 11 EUR
Bewertung schwach, technisch ordentlich