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blu-ray

Feindliche Liebe

Love Ranch

Love Ranch

Auch wenn „Love Ranch“ auf realen Hintergründen beruht, geht es Taylor Hackford nicht um eine realistische Schilderung des Prostitutionsmilieus. Genauso wenig geht es ihm um eine Romantisierung der käuflichen Liebe. „Love Ranch“ nutzt die Geschichte um Nevadas erstes legales Bordell für eine melancholische Auseinandersetzung mit Träumen, das Prostitutionsmilieu selbst ist dabei nur eine unbedeutende Randnotiz ohne Anspruch auf Realitätsbezug.
Mitten in Nevadas Wüste, einige Kilometer von Reno entfernt, betreiben die Eheleute Bontempo in den 1970er Jahren die Love Ranch, das erste legale Bordell des Bundesstaates. Während Grace Bontempo (Helen Mirren) sich um die geschäftlichen Belange wie Buchführung kümmert, ist ihr Ehemann Charlie Bontempo (Joe Pesci) ein machohafter Gangstertyp, der mit entsprechendem Druck auf die örtliche Polizei dafür sorgt, dass die Love Ranch legal bleibt. Mit der Treue hält er es in keiner Weise besonders streng. Als er die Spielschulden des Boxers Armando Bruza übernimmt, fällt ihm auch dessen Management zu, das er kurzerhand seiner Frau überträgt. Nachdem Grace zunächst keine Lust hat, sich mit einem Boxer zu beschäftigen, verliebt sie sich langsam in den argentinischen Schwergewichtler. Das sorgt für Spannungen auf der Love Ranch, die sich immer weiter zuspitzen.

Die stacheldrahtumzäunte Bordellanlage inmitten der Wüste wirkt wie ein surreales Hirngespinst eines überspannten Geistes. Ihre optische Manifestation in Taylor Hackfords Drama deutet bereits an, dass sie nicht von dieser Welt ist, denn ein Sozialdrama oder gar eine Milieustudie ist „Love Ranch“ nicht geworden. Im Inneren des Gebäudes herrscht dann auch eine merkwürdige Mischung aus der biederen Korrektheit einer Art Familienleben, spießigen Versuchen, ein glamouröses Gangsterdasein zu kreieren, und der Missmutigkeit des gewöhnlichen Alltagsablaufs. Mit Durchsetzungsvermögen und Buchhaltermentalität schwingt Love Ranch Puffmutter Helen Mirren das Zepter, wenn es um die langweiligen Belange der Organisation des Geschäftsbetriebes geht. Mit überzeichneter Wildheit, hinter der nur die provinzielle Sucht nach Größerem steckt, ist Joe Pesci an vorderster Front dabei, wenn es um Ausgelassenheit und Seitensprüngen mit einer der Nutten geht. Und mit drögen Minen sitzen die Prostituierten in ihrem Aufenthaltsraum, wenn es mal nichts zu tun gibt. Das ist so irreal wie es kleinbürgerlich wirkt. Im Gegensatz dazu stehen die Aufnahmen der Landschaft um die Love Ranch herum. Die kargen Weiten der Wüste strahlen mit ihren Formen sowie dem starken Kontrast aus weißem Gestein und den unterschiedlichen Himmelsfarben aufgrund der surrealen Wirkung zwar ebenfalls eine irreale Atmosphäre aus, aber sie hat nichts Mickriges an sich. Stattdessen sorgen Hackford und Kameramann Kieran McGuigan für eine Atmosphäre perspektivischer Größe. In der die Phantasie anregenden Unendlichkeit sind die Träume aufgehoben, die im Umfeld der Love Ranch noch zu Hause sind.

Das gilt vor allem für Helen Mirren als Grace Bontempo, die in der Enge mit ihrem untreuen Ehemann eine Art Gefängnis gefunden hat, aus dem sie schließlich Dank des Boxers einen Ausweg sieht. Aus dem Kontrast zwischen dem Leben im Bordell und den Szenerien außerhalb sowie mit Hilfe der gedeckten Farben entfacht Hackford eine melancholische Reflexion über den Traum der Freiheit, der im Alltag inzwischen verschwunden ist. Grace ist eine gefallene Frau, die sich zwar nicht unterkriegen lässt, weil sie zäh ist, aber sie verkümmert. Ihre Liebe zu Boxer Armando Bruza hat nichts mit ihrem aktuellen Leben zu tun. Sie ist ein Ausbruch aus der Lethargie, die sich wie Mehltau über die Love Ranch gezogen hat. Sie wird geschickt mit dem tragischen Hintergrund Bruzas verknüpft, der ebenfalls eine gescheiterte Liebe erlebt hat und seitdem gezeichnet ist. Grace und Armando sind wegen ihres Altersunterschiedes und der ungleichen Persönlichkeiten ein irreales Paar, das wie ein absurder Traum wirkt. Ihre tragische Geschichte fügt sich mit den übrigen Elementen des Films perfekt zu einem melancholischen Märchen zusammen, das auf intensive Weise über gescheiterte Träume reflektiert, aber mit einer Schlusswendung den Weg zurück zur augenzwinkernden Traumwelt findet. Denn „Love Ranch“ erzählt auch vom Durchhaltevermögen, mit dem man überleben kann.

Bildqualität

Love Ranch

Das Bild der Bluray ist einwandfrei, da es mit einer guten Schärfe aufwartet, welche sowohl die Innenaufnahmen der Love Ranch als auch die Wüste in ihren Facetten gut abbildet. Das gleiche gilt für die kräftigen Farben, die keine Wünsche offen lassen. Dazu gesellt sich ein guter Kontrast, der auch ähnlich farbige Elemente präzise herausarbeitet und ein absolut ruhiges Bild.

Tonqualität

Dem Genre entsprechend bieten die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren keine besonderen Surroundeffekte auf der Geräuschebene, da Dialoge im Vordergrund stehen. Diese werden klar und verständlich wiedergegeben. Die Musik nutzt auch die hinteren Lautsprecher und trägt so zur gelungenen Atmosphäre des Tons bei.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

„Love Ranch“ hat nichts mit einem an der Realität orientierten Drama zu tun, auch wenn im Vorspann darauf abgehoben wird, dass sich der Film auf wahre Begebenheiten beruft. Stattdessen entwickelt sich der Film zu einer melancholischen Auseinandersetzung mit Träumen und ihrem Scheitern, die dank einer hervorragenden Kameraarbeit überzeugt. Technisch ist die Bluray gut bis sehr gut.

Stefan Dabrock

03.08.2011

   
Originaltitel Love Ranch (USA 2010)
Länge 118 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Taylor Hackford
Darsteller Helen Mirren, Joe Pesci, Sergio Peris-Mencheta, Gina Gershon, Taryn Manning, Scout Taylor-Compton, Ling Bai, Elise Neal, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Beim Dreh, Interviews, Deleted Scenes, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut bis sehr gut