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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Es lebe die Republik

Bodyguards and Assassins

Bodyguards and Assassins

Sun Yat-Sen, der Gründer der ersten chinesischen Republik nach dem Sturz der Qing-Dynastie im Jahr 1912, wird von den Kuomintang und den Kommunisten gleichermaßen als Held beansprucht. Deswegen lässt sich „Bodyguards and Assassins“ nicht eindeutig als Manifest für die Demokratie lesen. Der chinesisch produzierte Mainstreamfilm dürfte in seiner Intention vielmehr eher ein Werk zur Stärkung des chinesischen Selbstbewusstseins sein, aber die Konzentration auf den vorbereitenden Akt zur Republikgründung lässt eine vielstimmige Interpretation zu. Die Kunstform Kino verweigert sich hier letztlich der Eindeutigkeit. Unbestritten ist nur der melodramatische Pathos, mit dem der epische Reigen in Szene gesetzt worden ist.
Die Handlung umfasst nur wenige Tage im Hongkong des Jahres 1906. Sun Yat-Sen hat seinen Besuch in der britischen Kronkolonie angekündigt. Das ruft die Kaiserinwitwe Cixi auf den Plan, welche eine Gruppe Attentäter nach Hongkong schickt, damit der ungeliebte Anführer der „Gesellschaft der revolutionären Allianz“ getötet wird. Sun Yat-Sens Anhänger wissen um die Gefahr. Der politisch in Erscheinung tretende Professor Chen Xiaobai sowie der im Hintergrund als Mäzen arbeitende Verleger Li Yue-Tang wollen dafür sorgen, dass Sun Yat-Sen unbeschadet bleibt. Dessen Reise nach Hongkong dient der Vorbereitung diverser Aufstände in China, mit denen das Kaiserreich gestürzt werden soll. Die beiden Kampftruppen treffen in den dicht bevölkerten Straßen Hongkongs zu einem Duell aufeinander. Während die Anhänger Sun Yat-sens mit aller Macht die Strecke vom Fährhafen in die Stadt und wieder zurück sichern, versuchen die Attentäter, ihren Auftrag zu erfüllen.

Das hoch budgetierte Werk strebt nach Überhöhung auf allen Ebenen. Mit einer illustren Besetzung, die auch in Nebenrollen hochkarätig ist, wenn man bedenkt, dass Simon Yam nur einen relativ kurzen Auftritt hat, entfaltet Regisseur Teddy Chan ein reichhaltiges Figurenpanoptikum, das die politische Geschichte zusätzlich mit persönlichem Drama anreichert. Da ist der Verleger Li Yue-Tang, der längst die Rolle eines Revolutionärs übernommen hat, obwohl er als reiner Geldgeber lange Zeit der Illusion nachhängt, sich Bodyguards and Assassins offiziell raushalten zu können. Gleichzeitig sorgt er sich als Vater um seinen Sohn, der ihm eine viel zu aktive Rolle in der Organisation des Professors Chen Xiaobai einnimmt. Ein Polizist arbeitet als Verräter heimlich für die Schergen der Kaiserin, hat aber eine persönliche Verbindung zur Frau des Verlegers, so dass er in einen emotionalen Konflikt gestürzt werden kann. Während die Ankunft Sun Yat-sens als Höhepunkt des Films immer näher rückt, tauchen immer weitere solcher Geschichten innerhalb der großen, übergeordneten Geschichte auf, welche nicht nur eine Vielzahl an zusätzlichen Konflikten innerhalb des Finales vorbereiten, sondern auch einen emotionalen Pathos entfachen, aus dem eine mitreißende Mischung aus politischer Tragweite und Melodram entsteht.

Der Kampf für die Freiheit, um den es geht, ist ohne die persönlichen privaten Ereignisse nicht denkbar, weil es der eigene emotionale Antrieb ist, der ungeahnte Kräfte und Leidenschaft entfacht. Natürlich präsentiert der Film zwischendurch auch immer wieder kurze Szenen politischer Programmatik, wenn in einzelnen Dialogen oder Ansprachen das jeweilige Ziel theoretisch gerechtfertigt wird, aber der zentrale Kern bleibt die persönliche Betroffenheit der einzelnen Figuren. „Bodyguards and Assassins“ interpretiert sie als entscheidenden Bestandteil für den Erfolg sowie die Opferbereitschaft der Menschen. Das unterscheidet die Anhänger Sun Yat-Sens auch von ihren Widersachern, die lediglich als berechnende Meuchler oder Gedemütigte vorkommen, welche der Welt beweisen wollen, was sie drauf haben. Der langsame Aufbau entfaltet eine Figuren- sowie Emotionsdichte, welche das ungefähr einstündige Finale hervorragend vorbereitet. Mit der Ankunft Sun Yat-sens bricht die Auseinandersetzung zwischen den Bodyguards und den Assassins los, die sich zuvor sorgsam in Stellung gebracht haben. Hier entfacht Teddy Chen eine Mischung aus rasanter Martial Arts, strategischen Schachzügen und Schusswechseln, die im wahrsten Sinne des Wortes zu Blut, Schweiß und Tränen führt. In den wuseligen Straßen Hongkongs belauern sich beide Seiten, brechen immer wieder aus der Deckung hervor, um loszuschlagen, und sind ständig in Bewegung. Daraus entsteht schließlich aufgrund der überhöhenden Inszenierung mit monumentaler Musik der anvisierte Pathos. Die Vermischung persönlicher Tragik mit den Opfern des Kampfes verankert diesen fest im gesellschaftlichen Leben. Die Auseinandersetzung der beiden Parteien ist kein Zufall, sondern eine logische Entwicklung der Verhältnisse.

Bildqualität

Das saubere Bild der Bluray ist wieder einmal gut geraten. Sowohl Nahaufnahmen als auch Totalen verfügen über klare Konturen mit einem guten Detailreichtum. Dieser ließe sich bei einer aktuellen Produktion zwar noch steigern, liegt aber deutlich über DVD-Niveau. Die Farbpalette, die hauptsächlich auf leicht bräunliche Töne setzt, wenn nicht gerade eine Innenaufnahme besonders bunt aussieht, wurde sehr gut auf die Bluray übertragen. Der Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Nennenswertes Rauschen gibt es nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren machen ebenfalls eine gute Figur. Die Dialoge sind gut verständlich, weil sie ausgewogen mit den übrigen Geräuschen abgemischt wurden. Einzelne Toneffekte sorgen für eine ansprechende räumliche Wirkung, welche dank der Musik weiter gesteigert wird. Einziges Manko des Tons ist eigentlich nur, dass er etwas wuchtiger sein dürfte.

Extras

Bodyguards and Assassins

Das Making Of wurde in sieben Beiträge aufgeteilt. Der erste mit dem Titel „Characters“ geht in etwa 22 Minuten die wichtigsten Figuren durch. Die jeweiligen Darsteller sowie Produzent Peter Chan und Regisseur Teddy Chan erläutern die Bedeutung der einzelnen Figuren für die Geschichte des Films. Das ist zwar wenig mehr als eine Art leicht interpretierende Inhaltsangabe, aber aufgrund der vielen Charaktere durchaus lohnenswert, da man sich diese so noch einmal kompakt zu Gemüte führen kann. Leider muss man wissen wie Teddy und Peter aussehen, um sie zuordnen zu können. Der Herr mit den langen Haaren und der Brille ist Peter Chan, der Herr mit den kurzen Haaren ist Teddy Chan.

„Scenery“ widmet sich in knapp drei Minuten dem Set. Hier kann man sehen, dass für die Produktion das alte Hongkong um 1906 aus echten Steinbauten erschaffen wurde. Kurze Interviewsegmente der Verantwortlichen verdeutlichen neben dokumentarischen Bildern das immense Ausmaß der Bauarbeiten. Dazu passt der knapp fünfminütige Beitrag „Building Street of Houses“, der sich inhaltlich mit dem gleichen Thema beschäftigt und dokumentarische Aufnahmen von den Bauarbeiten mit kurzen Computermodellen der Setplanung verknüpft, die in kürzerer Form auch schon in „Scenery“ zu sehen waren. Insofern ist „Building Street of Houses“ das gleiche wie „Scenery“, nur ohne die knappen Interviewpassagen und länger. Dabei kommt es auch zu Tonschwankungen, da einzelne Passagen ohne Ton sind.

In „Costume & Make Up“ erzählen für diesen Bereich verantwortliche Stabmitglieder in knapp vier Minuten ein wenig über die Gedanken hinter dem jeweiligen Kostümdesign. Angesichts der kurzen Lauflänge ist es den Beteiligten allerdings nicht möglich, wesentliche Informationen zu präsentieren.

Während das bisherige Material untertitelt ist, gilt das nicht für die auf B-Roll-Material basierenden, jeweils gut dreiminütigen Beiträge Beiträge „Fights“, der den Dreh einiger Kampfszenen zeigt, den Beitrag „Action“, der „Fights“ formal gleicht, sich nur mit anderen Szenen beschäftigt, und die Kurzdoku „Stunts“, die ebenfalls nach dem gleichen Schema gestaltet ist. Es wird zwar nicht viel geredet, aber zwischendurch sind einige Regieanweisungen zu hören, bei denen man sich Untertitel wünschen würde.

Das „Donnie Yen Special“ ist ein etwa siebenminütiger, wahlloser Zusammenschnitt diverser B-Roll-Szenen mit Donnie Yen. Auch hier fehlen Untertitel.

Ein Musikvideo ist auf der Bluray ebenfalls vorhanden.

Fazit

„Bodyguards and Assassins“ interpretiert den Vorabend zum Sturz des chinesischen Kaiserreiches als Kampf der persönlich emotional miteinander verwickelten Kräfte. Die Auseinandersetzung wird dadurch zu einem in dem gesellschaftlichen Leben verankerten Ereignis. Teddy Chan überhöht das politische Actionmelodram zu einem wunderbaren Miteinander aus rasantem Kampf und emotionalem Pathos. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

26.03.2011

   
Originaltitel Shi yue wi cheng (China/HK 2009)
Länge 139 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Teddy Chan
Darsteller Xueqi Wang, Tony Leung Ka Fai, Donnie Yen, Leon Lai, Nicholas Tse, Jun Hu, Yuchun Li, Eric Tsang, Simon Yam, Bingbing Fan, Cung Le, Mengke Bateer, Jacky Cheung, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Mandarin
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Making Of, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut