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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Strahlenangriff

Flesh Gordon

Flesh Gordon

Superhelden wie „Flash Gordon“ oder „Buck Rogers“ tragen aufgrund ihrer naiven übermenschlichen Konstruktion bereits selbst etwas absurd-ironisches in sich, so dass man skeptisch sein darf, ob eine Parodie auf solche Helden funktionieren kann. Howard Ziehm und Michael Benveniste haben gezeigt, dass es möglich ist.
Wang, der finstere Herrscher über den Planeten Porno, attackiert die friedlich im Weltall ruhende Erde mit Sexstrahlen. Alle Menschen die in ihren Einfluss geraten, benehmen sich plötzlich maßlos enthemmt. Das ruft unseren Helden Flesh Gordon, seine Begleiterin Dale Ador und den Wissenschaftler Dr. Flexi Jerkoff auf den Plan. Sie besteigen ein Raumschiff in Form eines Riesenphallus, mit dem sie zum Planeten Porno fliegen, um Wang in seine Schranken zu weisen. Dort angekommen haben sie es nicht nur mit Wang höchstpersönlich zu tun, sie müssen sich auch einer Reihe absurder Monster erwehren. Glücklicherweise gibt es auf dem Planeten aber nicht nur Wang mit seinen Schergen. Eine männliche sowie eine weibliche Untergrundorganisation sind auf den Diktator auch nicht gut zu sprechen. Zwischen Gordon und den männlichen Kämpfern entsteht ein Band der Freundschaft, das den gemeinsamen Kampf besiegelt.

Sehr leicht hätte aus „Flesh Gordon“ eine schmierige, uninspirierte Sexklamotte werden können, aber die Macher besannen auf eine liebevolle, groteske Parodie, die noch einen Sexanteil besitzt, der aber nicht alles dominiert. Stattdessen haben Ziehm und Benveniste eine Vielzahl süffisanter Anspielung nahtlos in die Erzählung integriert. Das beginnt beim an „Fu Man Chu“ erinnernden Herrscher Wang und geht bis zur Robin Hood Analogie der männlichen Widerstandstruppe auf dem Planeten Porno. Damit reflektiert der Film einerseits über Genremuster, indem er klassische, dramaturgisch passende Motive in eine neue Umgebung Flesh Gordon versetzt, und andererseits gelingt ihm dadurch eine ebenso grelle wie amüsante Inszenierung der Geschichte. In Verbindung mit den Sexmotiven verleiht der Film Robin Hood beispielsweise eine völlig neue Bedeutung, indem er die homoerotischen Töne einer solchen Männergruppe ironisch aufspießt. Das Auffahren der bekannten Motive ist deswegen kein reiner Selbstzweck, sondern ein gelungenes Spiel mit dem Bekannten, dessen unterschwellige Töne einerseits durch die neue Perspektive herausgearbeitet wird und dessen groteske Note andererseits entlarvt wird. So tragen Bösewichtsgestalten wie Dr. Fu Man Chu etwas absurdes in sich, das nun offen zu Tage tritt, wenn ihr einziger Machtwille mit Sex verbunden ist.
Ziehm und Benveniste verbinden die Parodie mit einer hervorragenden Ausstattung, deren künstliches Design aus Kunststoffwänden in bunten Farben wunderbar zum Ton des Films passt. Liebevolle Stop-Motion-Monster ergänzen die Atmosphäre des Films um eine klassische Note, die sich auch in einigen Passagen der Musik widerspiegelt, welche bei besonders dramatischen Szenen den Gestus einer Stummfilmklavierbegleitung übernimmt.
Insofern ist „Flesh Gordon“ deutlich mehr, als eine simple Klamotte mit Sexmotiven. Stattdessen erweist sich das Werk als Reflexion, Hommage und Parodie des B-Movies unterschiedlichster Genres.

Bildqualität

Das Bild der DVD ist angesichts des Filmalters in Ordnung. Die Schärfe bleibt auf einem eingeschränkten Niveau stehen, da die Konturen etwas matschig wirken, der Detailreichtum hält sich ebenfalls in Grenzen. Ein paar Bilder zwischendurch weisen deutliche Unschärfen auf, sie sind aber selten. Die Farben überzeugen mit einer guten Durchzeichnung, auch wenn sie etwas kräftiger sein könnten. Der Kontrast siedelt sich im Mittelfeld ohne besonderen Stärken oder Schwächen an. Im Bildhintergrund kommt es leider immer wieder zu einer unruhigen Darstellung.

Tonqualität

Der englische 2.0-Ton besitzt verständliche Dialoge, die aber einerseits dumpf klingen und andererseits zum Schrebbeln neigen. Hier macht sich als Alter des Films deutlich bemerkbar. Dementsprechend verfügt der Ton auch nicht über eine besondere Dynamik, die ihm Kraft verleihen könnte. Man kann mit dem Ton aber gut leben.

Extras

Flesh Gordon

Im Audiokommentar berichtet Regisseur Howard Ziehm über die wechselvolle Produktionsgeschichte des Films von der Idee über die schwierige, zwischenzeitlich durch staatliche Autoritäten behinderte Realisierung bis zur Kinoveröffentlichung. Dabei handelt es sich nicht um einen frei erzählten Kommentar. Ziehm liest stattdessen einen Text vor. Das führt zu einer gewissen Monotonie, welche es bisweilen schwierig macht, Ziehm zu folgen. Andererseits sichert es eine Fülle an Informationen und Anekdoten, so dass der Kommentar gut ist.

Eine Bildergalerie, der Trailer sowie der deutsche Vor- und Abspann sind ebenfalls auf der DVD enthalten.

Die Fortsetzung „Flesh Gordon II – Schande der Galaxis“ (Flesh Gordon meets the Cosmic Cheerleaders“, Regie: Howerd Ziehm, USA 1989), die im Format 1:1,33 vorliegt, wird auf dem Cover als Bonusfilm bezeichnet. Damit weist das Label dem Werk die Position zu, die es verdient, und vermeidet es, beide Filme auf eine Stufe zu stellen. Das ist passend, weil die Fortsetzung nichts mit den liebevollen Genre-Referenzen des ersten Teils zu tun hat. Stattdessen macht Ziehm hier alles falsch, weil er das Offensichtliche noch einmal steigert. So steht an Dr. Jerkoffs Tür „Titty Scientist“. Der Name Jerkoff ist schon schlüpfrige Anspielung genug, die nochmalige Steigerung dummes Zeug. Der deutsche Untertitel wird dem Film mehr als gerecht.

Auch zur Fortsetzung ist eine Bildergalerie, der Trailer sowie der deutsche Vorspann auf der DVD enthalten.

Fazit

„Flesh Gordon“ entgeht der Gefahr, nur eine schmierige Sexklamotte zu sein. Stattdessen funktioniert das Spiel mit Genre-Motiven, zweideutiger Komik und günstigen Produktionsmitteln dank einer liebevollen Inszenierung hervorragend. Superheldenabsurditäten und klassische Stop-Motion-Technik treffen gewinnbringend aufeinander. Technisch ist die DVD in Ordnung, das Alter des Films merkt man dem Ergebnis aber an.

Stefan Dabrock

24.11.2010

   
Originaltitel Flesh Gordon (USA 1974)
Länge 86 Minuten (Pal)
Studio cmv laservision
Regie Michael Benveniste, Howard Ziehm
Darsteller Jason Williams, Suzanne Fields, Joseph Hudgins, William Dennis Hunt, Lance Larsen, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Bonusfilm „Flesh Gordon 2 – Schande der Galaxis“, Audiokommentar von Howard Ziehm (Regie), Trailer, u.m.
Preis ca. 19 EUR
Bewertung gut, technisch angesichts des Filmalters in Ordnung