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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Monstertragödie

Antrage – Der Ameisenmann

Planet B Nr. 1: alle Filme

Antrage – Der Ameisenmann

Endlich wird eine schmerzliche Lücke im DVD-Regal geschlossen. Die drei Planet-B-Filme „Antrage – Der Ameisenmann“ (Kinotitel: „The Antman“), „Lovelorn und die Rache des Pharaos“ (Kinotitel: „Detective Lovelorn und die Rache des Pharaos“) sowie „Mortal Beauty“ (Kinotitel: „Mask Under Mask“) haben ihren Weg auf den Silberling gefunden. Aufgrund des kommerziellen Desasters bei der Kinoauswertung und Rechtestreitigkeiten konnte damit nicht unbedingt gerechnet werden.
„Antrage – Der Ameisenmann“ spielt im Mexiko der 1950er Jahre. Dunkle Schatten liegen über dem kleinen Wüstenkaff, in das der mexikanische Nationalheld Don Jose de Alvarez mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Bella Bonita zurückkehrt. Hier hat Don Jose seine Kindheit verbracht. Ein Trauerzug kündet bereits vom Drama, das sich in diesem entlegenen Winkel Mexikos abspielt. Ein wahnsinniger Ameisenfreund verfolgt den teuflischen Plan, mit bizarren Experimenten die Macht an sich zu reißen. Dabei kann Don Jose nicht tatenlos zuschauen, zumal auch seine Frau in die Fänge des Bösewichtes zu geraten droht.

Der übergeordnete Reihentitel Planet B, mit dem die drei Filme realisiert und vermarktet wurden, gibt die Marschrichtung vor. Es ging darum, mit niedrigem Budget absurde Genregeschichten zu erzählen, die stärker auf die Innovationskraft der Ideen innerhalb der Erzählung als auf eine innovative übergeordnete Erzählung ausgerichtet waren. Bei „Antrage – Der Ameisenmann“ hat dieses Credo ausgezeichnet funktioniert. Die Studiobauten, die in Antrage – Der Ameisenmann einigen Szenen aufgrund der begrenzten Mittel eine gewissen Künstlichkeit ausstrahlen, werden mit Hilfe der Lichtsetzung immer wieder überhöht. Blutroter Himmel oder tiefes Orange sorgen für eine expressive Kraft, die das tragische Geschehen innerhalb des kleinen Dorfes reflektiert. Der Held sieht sich dem Verfall seiner Heimatgegend ausgesetzt, die unter dem Druck eines Finsterlings zugrunde zugehen droht. Die Bevölkerung leidet und mit ihr Don Jose, weil auch seine Identität auf dem Spiel steht. Die Inszenierung lebt von der offensichtlich unnatürlichen Gestaltung vieler Bilder, deren einziges Ziel darin besteht, die Emotionen visuell zu erfassen. Große Gesten, farbliche Arrangements und eine pointierte Musik erschaffen eine solche Überhöhungsatmosphäre, die einerseits dramaturgisch funktioniert und andererseits das Genre vom reinen Blick auf die Oberflächenerzählung entkoppelt. „Antrage – Der Ameisenmann“ ist mehr als eine krude Replik diverser Vorbilder, er funktioniert als eigenständiges Ausloten dessen, was in solchen Geschichten an Drama stecken kann. Die Darsteller unterstützen dieses Ansinnen mit wunderbaren Leistungen, die keineswegs auf Parodie ausgerichtet sind. Auch übertriebene Gesten werden mit einer Selbstverständlichkeit präsentiert, die ein Abgleiten ins Lächerliche verhindert. Selbst Lars Rudolph, der eine irrwitzige Kinski-Hommage abliefert, verliert bei allen Grimassen nicht die Bodenhaftung. Seine Figur des Wahnsinnigen kann es vertragen, wenn er sich mit überschlagender Stimme in die Phantastereien hineinsteigert.

Bildqualität

Das Bild der DVD hat ein wenig mit der Materiallage zu kämpfen, die aufgrund der jahrelang ungeklärten Situation entstanden ist. Die Schärfe erreicht in einigen Szenen nur ein schwach durchschnittliches Niveau, kann sich zumeist aber im soliden Bereich ansiedeln. Leichte Verschmutzungen stören nicht. Die Konturen weisen immer wieder Treppenbildung auf. Die Farbqualität kommt sowohl mit den kräftigen Tönen als auch mit den Ockerfarben zurecht. Der Kontrast ist ordentlich ausgefallen. Das Hintergrundrauschen stört nicht, teilweise kommt es allerdings zu Blockbildung. Angesichts des staubigen Settings fallen diese kleinen Schwächen nicht ins Gewicht.

Die mir zunächst zur Rezension zugeschickte DVD besitzt einen Authoringfehler, da ein Kapitel auf der DVD zweimal hintereinander vorhanden ist. Das Label teilte mit, dass dieser Fehler auf den Kauf-DVDs nicht mehr vorhanden ist und nur Leih-DVDs betroffen sind. Eine nachgeschickte DVD weist ihn dann auch tatsächlich nicht mehr auf.

Tonqualität

Die DD-5.1-Tonspur verfügt über verständliche Dialoge, die nicht immer ganz optimal mit den restlichen Geräuschen abgemischt wurde, auffällig ist das aber nicht. Die räumlichen Qualitäten halten sich allerdings in Grenzen. Insgesamt ein sehr ordentlicher Ton.

Extras

Antrage – Der Ameisenmann

Der Audiokommentar mit Christoph Gampl (Regie) und Götz Otto (Darsteller) ist sehr quatschig. Die Beiden geben ständig irgendwelche Scherze oder amüsant gemeinte Kommentare zur Gestaltung des Films oder den Dreharbeiten ab, die kaum Informationen beinhalten. Das ganze wirkt wie eine Palaverrunde privater Natur.
Im 12minütigen Zusammenschnitt der Interviews mit Tom Zickler (Produktion), Christoph Gampl (Regie) und Götz Otto (Darsteller) äußern sich die Drei über ihre Motivation an dem Projekt mitzuarbeiten sowie produktionstechnische Details. Diese Informationen wechseln sich mit Passagen von weniger Belang ab.
Der dreiminütige Beitrag „Berlinale 2001 – Die Zickler Party“ ist ein Fernsehausschnitt über die Feier angesichts des Abschlusses der Planet-B-Dreharbeiten, welche am Rande der Berlinale 2001 stattfand.
„Berlinale 2002 – TV-Reportage“ ist ein 17minütiger Zusammenschnitt diverser Fernsehberichte von der Berlinale 2002, in denen es um die Aufführungen der beiden Planet-B-Filme „Lovelorn und die Rache des Pharao“ sowie „Antrage – Der Ameisenmann“ geht. Beide Filme liefen in der Sektion Perspektive Deutsches Kino.
„Bloopers and Moods“ zeigt sechs Minuten lang Patzer bei den Dreharbeiten.
Daneben sind die Trailer der drei Planet-B-Filme hintereinander geschnitten auf der DVD enthalten.

Fazit

„Antrage – Der Ameisenmann“ setzt ganz auf die emotionale Überhöhung seiner kruden Geschichte durch visuelle Dramatik und große Gesten. Damit verleiht er dem Geschehen eine expressive Kraft jenseits bekannter Vorbilder. Technisch ist die DVD durchschnittlich.

Stefan Dabrock

26.09.2010

   
Originaltitel Antrage – Der Ameisenmann aka. The Antman (BRD 2002)
Länge 98 Minuten (Pal)
Studio Euro Video
Regie Christoph Gampl
Darsteller Götz Otto, Yasmina Filali, Lars Rudolph, Elisabeth Volkmann, Goijko Mitic, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch
Untertitel -
Extras Audiokommentar mit Christoph Gampl (Regie) und Götz Otto (Darsteller), Interview, Trailer, u.m.
Preis ca. 11 EUR
Bewertung gut, technisch durchschnittlich