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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Das verloren geglaubte Monster kehrt zurück

Monster X gegen den G8-Gipfel

Monster X gegen den G8-Gipfel

Der Meister der ebenso grotesken wie albernen Komödien Minoru Kawasaki, der schon so wundervolle Filme wie „Calamari Wrestler“ („Ika resuraa“m Japan 2004) oder „Executive Koala“ („Koara kachô“, Japan 2005) fertig stellen konnte, ist auf dem deutschen DVD-Markt mit der Monsterfilmsatire „Monster X gegen den G8-Gipfel“ zurück.
Die versammelten Staatschefs werden aus der Routine ihres Zusammentreffens gerissen, als urplötzlich das Monster Guila (im Original Guilala) wieder auftaucht, das doch seit seinem ersten Auftritt im Jahr 1967 („Guila – Frankensteins Teufelsei“ - „Uchû daikaijû Girara“, Regie: Kazui Nihonmatsu) nicht mehr in Erscheinung getreten war. Der amerikanische Staatspräsident ist es schließlich, der die schon abreisewilligen restlichen Politiker dazu bewegt, gegen Guila anzutreten. Mit immer neuen Plänen der einzelnen Staatschefs soll dem Monster der Garaus gemacht werden, während ein Reporterpaar einige Hintergründe um Guila und einen seltsamen Kult aufdeckt. Die religiöse Gemeinschaft betet einen bizarre Figur an, die schon in vergangenen Zeiten gegen Guila angetreten zu sein scheint. So versuchen die Reporter, mit Hilfe des Volksglaubens das Monster in seine Schranken zu weisen, während die militärischen Optionen der Staatschefs an ihre Grenzen kommen.

Wer auf der Suche nach feinsinnigem Humor ist, wird ihn in „Monster X gegen den G8-Gipfel“ nicht finden. Der Film besteht aus einem klaren Spiel mit Klischees, die auf dreiste Weise in polternde Witze umgemünzt werden. Dabei legen Darsteller und Inszenierung eine geradezu selbstverständlich wirkende Energie an den Tag, welche den Humor funktionieren lässt. Die große Kunst besteht darin, an sich lächerliche Verhaltensweisen in der Präsentation nicht soweit ausarten zu lassen, dass ihre Unglaubwürdigkeit betont wird. Stattdessen müssen sie im Dienst der Erzählung stehen, um so dem Status eines Fremdkörpers zu entgehen. Wenn der Monster X gegen den G8-Gipfel französische Staatspräsident „Sorkozy“ (im Film heißt der so) in bester Schürzenjägertradition seiner japanischen Dolmetscherin Avancen macht, um mit ihr ins Bett zu gehen, dann nutzt Kawasaki nicht nur das Image des realen Vorbilds für einen groben Spaß, sondern er verfolgt auch einen erzählerischen Zweck. Denn es ist ganz entscheidend, dass Sorkozy sich im späteren Verlauf nicht im selben Raum mit den restlichen Präsidenten befindet. Auf die gleiche Weise setzt Kawasaki die herrlich geschmacksunsichere Magen- und Darmschwäche des japanischen Staatschefs ein, der zudem als Zauderer charakterisiert wird.

Die Darsteller spielen die karikaturartigen Einschaften ihrer Figuren aus, ohne sie mit grellem Grimassieren zu diskreditieren. Die lüstern wippenden Augenbrauen Sorkozys, die zupackende Cowboy-Mentalität des amerikanischen Präsidenten „Burger“ oder die Scheinzurückhaltung „Angelikas“ sind Überzeichnungen ohne völlige mimische Übertreibung. Die Art der militärischen Pläne, mit denen die Staatschefs Guila bekämpfen wollen, parodieren die jeweiligen Nationen mit politisch unkorrekter Derbheit. So heckt der italienische Ministerpräsident beispielsweise einen Schelmenstreich aus, mit dem das Monster ohne viel Aufhebens in eine Falle gelockt werden soll, und „Angelika“ hält einen Angriff mit Nervengas für eine besonders gute Idee. Guila indes zeigt sich unbeeindruckt. In einer der schönsten Szenen des Films tanzt das Monster im Sonnenuntergang als Ausdruck der Überlegenheit. Hier beschwört Kawasaki mit den Mitteln der Parodie die Schönheit der Gummikostüminszenierung, so dass sich sein Werk neben allen Seitenhieben auch zu einer Hommage an das japanische Genre des Monsterfilms entwickelt. Die Zerstörungsszenen mit Guila stammen übrigens aus dem alten Film „Guila – Frankensteins Teufelsei“, seine Auseinandersetzungen mit den Plänen der Staatschefs sowie der finale Kampf wurden natürlich neu gedreht. Das verloren geglaubte Monster ist in einem wundervoll grotesken, unkorrektem Abenteuer zurück.

Bildqualität

Monster X gegen den G8-Gipfel

Das Bild der DVD weist eine relativ gute Schärfe mit klaren Konturen und einer zurückhaltenden Detailfreudigkeit auf. Dadurch wirkt das Bild gelegentlich etwas weich. Die Farben haben einen etwas künstlichen Charakter, sind aber letztlich in Ordnung. Der Kontrast fällt ein wenig steil aus, so dass es bei hellen Bildelementen zu Überstrahlungen kommt. Die Szenen aus dem Guila-Film von 1967 wurde gut in das Werk integriert, weil Minoru Kawasaki bei den neu gedrehten Szenen darauf geachtet hat, dass sie sich nicht zu stark vom alten Material abheben.

Tonqualität

Der deutsche 5.1-Ton fällt einerseits durch verständliche Dialoge und andererseits durch seine übertriebenen Akzente auf. Im Gegensatz zum Original, das die Staatschefs in ihren jeweiligen Sprachen reden lässt, wurde in der deutschen Fassung alles durchsynchronisiert, was angesichts des Gipfelcharakters mit Dolmetschern im Hintergrund schon deplatziert wirkt, bei einer Szene, in der dann aber auch die Übersetzungsleistung eines Dolmetschers zu hören ist, keinen Sinn mehr ergibt. Zum Glück ist das Zeitalter der Videobänder mit nur einer Tonspur vorbei, so dass man sich die viel bessere Originaltonspur anhören kann, die zwar nur einen 2.0-Ton aufweist, aber auch nicht viel weniger Raumklang besitzt. Das 5.1-Format wird bei der deutschen Synchronisation nämlich nur eingeschränkt genutzt.

Extras

Der Audiokommentar von Jörg Buttgereit (Kenner des japanischen Monsterfilms) wartet mit einer Fülle an diversen Fakten über das Monsterfilmgenre, einzelne Darsteller aus „Monster X gegen den G8-Gipfel“, die verwendete Musik und weitere Aspekte auf. Dabei nutzt Buttgereit die Szenen des Films zumeist als thematischen Aufhänger, um aus dem Fundus seines Wissens zu schöpfen, das er auch mit Informationen aus Interviews ergänzt, die er mit Regisseur Minoru Kawasaki oder auch dem Guila-Darsteller Hariken Ryu geführt hat. Immer wieder geht Buttgereit auch auf konkrete Bilder des Films ein, um Erläuterungen zum Besten zu geben. Ein sehr guter Audiokommentar.

Der etwa sechsminütige Beitrag „Kostüm-Test“ zeigt ein paar Aufnahmen aus der Spezialeffektfirma, die den Gummianzug für Guila gefertigt hat. Die einzelnen Teile des Kostüms sowie ein kurzer Ausflug auf die Straße sind zu sehen.

Die etwa 15minütige Kurzdokumentation „Die Dreharbeiten“ präsentiert deutsch untertitelte B-Roll-Aufnahmen der Monsterszenen, die für den Film neu gedreht wurden. Hier bekommt man einen sehr guten Eindruck, wie Guila im Studio zum Leben erweckt wird und kann einzelne Tricks nachvollziehen.

Der etwa 15minütige Beitrag „Auf dem Filmfestival von Venedig“ begleitet Regisseur Minoru Kawasaki auf seinem Tag durch die Lagunenstadt, während Kawasaki seine Witze reißt. Pressevorführung, kleines Tourismusprogramm und Galapremiere bilden die Stationen Kawasakis. Ein ganz hübscher Film.

Ein Trailer ist auf der DVD ebenfalls enthalten.

Fazit

„Monster X gegen den G8-Gipfel“ ist eine wunderbare Satire der groben Späße, die auch vor politisch unkorrekten Scherzen nicht halt macht. Dank der Karikaturelemente im Dienste der Erzählung funktionieren auch ganz grobe Witze prächtig. Gleichzeitig gelingt Kawasaki bei allen Seitenhieben auch auf das Genre des Monsterfilms eine Hommage an die japanische Tradition der Gummimonster, weil er im entscheidenden Moment ihre Schönheit vorführt. Technisch ist die DVD sehr ordentlich.

Stefan Dabrock

23.09.2010

   
Originaltitel Girara no gyakushû: Tôya-ko Samitto kikiippatsu (Japan 2008)
Länge 94 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Minoru Kawasaki
Darsteller Natsuki Katô, Kazuki Katô, Hide Fukumoto, Akira Matsushita, Matabee Watabe, Susumu Kurobe, Takeshi Kitano, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Jörg Buttgereit (Kenner des japanischen Monsterfilms), Die Dreharbeiten, Kostüm-Test, Auf dem Filmfestival von Venedig, Trailer
Preis ca. 14 EUR
Bewertung gut, technisch ordentlich