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dvd

Unverhofft kommt oft

Mister Billion

Mister Billion

Möglicherweise hat so mancher Leser bereits nach der wahnsinnig originellen Überschrift aufgegeben, diesen Text zu lesen. Manchmal muss es aber erlaubt sich, sich dem Niveau des Films anzupassen. Das soll aber nur für die Überschrift gelten.
Terence Hill spielt den Titelhelden der amerikanischen Komödie „Mister Billion“. Sein Onkel ernennt ihn zum Erben seines amerikanischen Wirtschaftsimperiums. Nach einem unglücklichen Unfall tritt das Testament in Kraft, so dass der bescheiden in Italien lebende Neffe zum reichen Mister Billion wird. Der einzige Haken an der Sache ist, dass der neue Besitzer des Wirtschaftsimperiums an einem bestimmten Tag in San Francisco das notwendige Dokument unterschreiben muss, um die Erbschaft zu bekommen. Aus nostalgischen Gründen will Mister Billion aber nicht innerhalb der USA fliegen, sondern seinem verstorbenen Onkel nacheifern und per Zug an die amerikanische Westküste reisen. Das gibt John Cutler, dem bisherigen starken Mann innerhalb der Firma, die Möglichkeit, Mister Billion eine Falle zu stellen. Eine junge Frau soll den naiv wirkenden Italiener mit allen Mitteln dazu bringen, eine Vereinbarung zu unterschreiben, welche Cutlers Position sichert. Im Gegenzug bekommt Mister Billion ein regelmässiges Einkommen. Dummerweise hat Cutler nicht damit gerechnet, dass die Liebe zuschlägt. Jetzt muss er mit anderen Mitteln ans Ziel kommen.

Es wäre viel zu einfach die Kritik darauf zu stützen, dass Bud Spencer fehlt, denn Terence Hill hat auch auf Solopfaden gute Werke wie beispielsweise die Nobody-Filme gedreht. Die Schwäche des Films ist seine durchgängige absolute Mittelmäßigkeit, die in der Kumulation immer bedauerlicher wirkt. Der aneinandergereihte Durchschnitt führt zu einem besonders Mister Billion drögen Seherlebnis. Die Autoverfolgungsjagd kann nicht ansatzweise mit Werken wie „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ („Smokey and the Bandit“, USA 1977, Regie: Hal Needham) oder „Die Blechpiraten“ („Gone in 60 Seconds“, USA 1974, Regie: H.B.Halicki) mithalten. Am spektakulärsten ist ein Überholvorgang Mister Billions, der rechts neben der Straße an einem Truck vorbeifährt, damit ihn der entgegen kommende Polizist im Schutz des LKWs nicht sieht, und ein mager gefilmter Sprung mit dem Sportwagen durch einen Güterwagon mit offenen Türen. Neben dem Mangel an Actionqualität fehlt solchen Szenen aber auch der richtige Komödienbiss. Sie funktionieren nämlich nach dem alten Sketchprinzip, indem sie auf einen Gag hinauslaufen, ohne zwischendurch amüsant zu sein. Bei der Verfolgungsjagd ist das der Überholvorgang Mister Billions, der den Polizisten narrt. Danach geht die Szene zwar noch kurz weiter, aber das kann hier vernachlässigt werden. In ähnlicher Weise versemmelt Kaplan auch alle weiteren Handlungsstränge. So kann er sich nicht richtig entscheiden, ober er Thrillerelemente mit der Komödie mischen will oder ob auch die fiesen Momente amüsant sein sollen.

Mister Billions Gegenspieler John Cutler wird von Jackie Gleason zwar herrlich schmierig gespielt, das alleine macht ihn aber noch nicht zu einer Komödienfigur, zumal er Böses treibt. Hier fehlen Kaplan die inszenatorischen Mittel, um die Figur auf die Spitze zu treiben. Auch die sehr konservative Montage trägt zum Mittelmaß bei. So hätte man mit einem dynamischen, intelligenten Schnitt und etwas ausgebauten Szenen eine Kommunikation zwischen den Erlebnissen Mister Billions und dem sinistren Tun Cutlers erzielen können, die eine wechselseitige Konterkarierung zur Folge gehabt hätte. Die Selbstzufriedenheit Cutlers, der sich über das Gelingen seines Plans freut, könnte dadurch beispielsweise mit böser Ironie entlarvt werden, wenn Mister Billion in der Montage dank seines cleveren Handelns oben auf wäre. Stattdessen wird der Ton des Films immer wieder gestört. So geht es bei einer Prügelei am Grand Canyon inklusive Schießerei ganz ernsthaft um Leben und Tod. Möchtegernleichtigkeit und schwere Dramatik stehen sich im Weg. Dem Film fehlt jede Linie, um Qualitäten zu entwickeln. Das ist angesichts des Grundgeschichte sehr schade, denn sie ist nicht ohne Potential.

Bildqualität

Mister Billion

Das weitgehend saubere Bild der DVD fällt unterschiedlich aus. Szenen mit deutlichem analogen Rauschen wechseln sich mit solchen ab, bei denen kaum etwas in dieser Art zu sehen ist. Die Schärfe schwankt zwischen gut und Mittelmaß. Vor allem bei Totalen und Halbtotalen ist der Detailreichtum schwach ausgeprägt. Die Farben sind wie bei einem typischen 1970er Jahre Film leicht blass, das gehört aber zur Atmosphäre. Der Kontrast überzeugt mit einem differenzierten Bild.

Tonqualität

Der deutsche 2.0-Mono-Ton besitzt gut verständliche Dialoge, die etwas künstlich wirken, da sie nicht so organisch in die Szenerie integriert sind, wie das beim englischen Ton der Fall ist. Dafür weist die englische Fassung leichtes Hintergrundrauschen auf, das jedoch nicht stört. Der italienische Ton klingt ein wenig schrebbelig.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus der etwa 16minütigen Super-8-Fassung des Films, die letztlich ausreicht, zwei Trailern und einer Bildergalerie. Laut Koch Media soll der DVD noch ein Booklet beiliegen. Das Rezensionsexemplar wurde aber ohne die endgültige Verpackung ausgeliefert, so dass dazu keine Angaben gemacht werden können.

Fazit

„Mister Billion“ versinkt im unaufhörlichen Mittelmaß, das schnell anstrengend wird. Da sich Kaplan zusätzlich nicht so recht entscheiden kann, ob er nun eine lupenreine Komödie drehen will, oder ob Komödie und Thriller zu einer Einheit zusammengefügt werden sollen, scheitert der Film auf allen Ebenen. Technisch ist die DVD in Ordnung, bleibt aber hinter anderen Veröffentlichung 1970er Jahre Filmen zurück.

Stefan Dabrock

11.07.2010

   
Originaltitel Mr. Billion (USA 1977)
Länge 89 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Jonathan Kaplan
Darsteller Terence Hill, Valerie Perrine, Jackie Gleason, Slim Pickens, William Redfield, Chill Wills, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel Italienisch
Extras Super-8-Fassung, Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung unaufhörliches Mittelmaß, technisch in Ordnung