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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Ungeliebte Kinder

Dämon

Japanische Meisterregisseure Nr. 5: alle Filme

Dämon

Nach Teil Vier wechselt die DVD-Reihe „Japanische Meisterregisseure“ von Nagisa Ôshima zu Nomura Yoshitarō, der Nummer Fünf („Dämon“) inszeniert hat.
In dem lupenreinen Drama taucht eines Tages eine Frau bei Druckereibesitzer Takeshita auf. In ihrem Schlepptau befinden sich drei Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren. Nachdem sie Takeshitas Frau erklärt hat, dass sie die Geliebte des Druckereibesitzers und er der Vater der drei Kinder ist, macht sie sich in der Nacht ohne die Kleinen davon, weil ihr Geliebter die Unterstützungszahlungen zuletzt eingestellt hat. Die erdrückende wirtschaftliche Situation, in der sich das kleine Druckereiunternehmen befindet, sowie der Schock angesichts der unverhofft zurückgelassenen Kinder, stürzen Takeshita in einen Strudel aus Selbstzweifel und Hilflosigkeit. Seine dominante Ehefrau bringt den Kindern nur Hass entgegen, während er unentschlossen agiert. Mit der Zeit nimmt der emotionale Druck aber soweit zu, dass Takeshita damit einverstanden ist, die Kinder irgendwie loszuwerden.

Sein schleichender Umschwung verleiht der ohnehin schon düsteren Geschichte eine bittere, schwer erträgliche Dramatik, die sich auch im Umgang mit den drei Kindern widerspiegelt. Hilft beim ersten mal noch der Zufall nach, den plötzlichen Nachwuchs zu reduzieren, steht fortan die eigene Aktivität im Vordergrund. Während seine Frau mit großem Eifer Druck ausübt, damit er sich etwas einfallen lässt, wird Takeshita durch seine innere Zerrissenheit langsam aber sicher zermürbt. Er begegnet den Kindern zunächst mit fürsorglicher Wärme, weil er durchaus bereit ist, die Vaterrolle zu übernehmen, nachdem der Versuch gescheitert ist, sie wieder zur Dämon leider spurlos verschwundenen Geliebten zurückzubringen. Bei einem anschließenden Rummelplatzbesuch kommt Takeshita seinem Nachwuchs näher, so dass für einen kurzen Moment so etwas wie Glück Einzug hält. Dass der Vater den Besuch nur unternommen, um die Zeit zu verlängern, bevor er seiner Frau mit den Kindern wieder unter die Augen treten muss, ändert nichts an seinem liebevollen Umgang. Die Szene spiegelt mit eindrucksvoller Intensität Takeshitas emotionale Verwerfung wieder. Fern der Realität, fern seiner Frau gelingt ihm der Ausbruch in ein sorgenfreies Dasein, das aber nur ein trügerisches Zwischenspiel sein kann, da die Umstände des Rummelplatzbesuches mit drohender Klarheit auf die Schwierigkeiten verweisen.

In solchen Momenten ist Regisseur Nomura Yoshitarō auf der Höhe seines Schaffens. Die widerstreitenden Emotionen aus Liebe, daraus resultierender Verantwortung und der Verzweiflung angesichts des ihn umgebenden Drucks verdichten das Drama zu einer reichhaltigen Reflexion über Handlungs- sowie Entscheidungsprozesse eines Menschen in existentieller Extremsituation. Die ruhige, an einen unbeteiligten, aber präzisen Beobachter erinnernde Kameraarbeit unterstützt die bittere Tragweite der Geschichte jedoch nur selten. Ihr unbestechlich klarer Blick entfernt sich oftmals von den Emotionen, indem sie eine gewisse Gleichgültigkeit ausstrahlt. Trotz zahlreicher Nahaufnahmen verzweifelter oder wütender Gesichter wirkt der Film an vielen Stellen so, als wäre er durch eine trennende Scheibe hindurch aufgenommen. Nur wenige Bilder wie das melancholisch-sonnendurchflutete Finale sorgen für eine emotionale Verknüpfung aus visueller Intensität und innerer Tragik. Deswegen gelingt es „Dämon“ nicht, sein Potential voll auszuschöpfen, sehenswert bleibt er aber.

Bildqualität

Dämon

Das Bild der DVD ist etwas schwächer als bei den ersten vier Veröffentlichungen der Reihe, da die Konturen ein wenig weich wirken und der Detailreichtum geringer ausgeprägt ist. Angesichts des Filmalters kann man mit der Qualität aber sehr zufrieden sein. Die Farben wirken natürlich, der ausgewogene Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Das analoge Rauschen sowie die leichte Verregnung stört kaum.

Tonqualität

Der japanische 2.0-Mono-Ton – eine deutsch Synchronisation existiert nicht – liefert klare Dialoge, die nur geringe Verzerrungen aufweisen. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht. Die Musik wurde sorgfältig mit den übrigen Geräuschen abgemischt, so dass Tonqualität gut ausfällt.

Extras

Das Bonusmaterial besteht wie bei den vorherigen Veröffentlichungen aus demselben 20seitigen Booklet, das sich der kompletten Reihe widmet, indem die einzelnen Regisseure Nagisa Ôshima, Yoshitarô Nomura, Keisuke Kinoshita und Yasujirô Ozu sowie die Filme vorgestellt werden, deren Veröffentlichung noch geplant ist.

Fazit

„Dämon“ schildert mit eindringlicher Konsequenz die inneren Verwerfungen eines wirtschaftlich angeschlagenen Druckereibesitzers, dessen Geliebte plötzlich die gemeinsamen Kinder bei ihm zurücklässt. Von innerem Selbstzweifel und seiner dominanten Frau beeinflusst nimmt das Drama einen düsteren und bitteren Verlauf. Die oftmals distanzierter Kamera verhindert jedoch, dass das Potential des Films voll ausgeschöpft wird. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

21.06.2010

   
Originaltitel Kichiku (Japan 1978)
Länge 105 Minuten (Pal)
Studio Polyfilm
Regie Nomura Yoshitarō
Darsteller Shima Iwashita, Ken Ogata, Mayumi Ogawa, Hiroki Iwase, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras 20seitiges Booklet
Preis ca. 24 EUR
Bewertung lohnenswert, technisch angesichts des Filmalters gut