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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
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28.01. Die Engel von St. Pauli
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12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Der Tanz der dunklen mit der hellen Seele

Jack the Ripper – Der Mädchenmörder

Jack the Ripper – Der Mädchenmörder

Barré Lyndons Drehbuch zu John Brahms Film „Jack the Ripper – Der Mädchenmörder“ macht aus dem Killer des zugrundeliegenden Romans „The Lodger“, den Marie Belloc Lowndes verfasst hat, den berühmten Jack the Ripper. Im Roman handelt es sich einfach um einen Täter ohne klare historische Zuordnung. Das literarische Werk wurde mehrfach verfilmt. So gibt es eine Version von Alfred Hitchcock („Der Mieter“ aka. „The Lodger: A Story of the London Fog“, 1926) oder aber auch eine Umsetzung durch David Ondaatje („The Lodger – Der Untermieter“, 2009). In den beiden genannten Werken fehlt von Jack the Ripper jede Spur.
Umso lohnenswerter ist Brahms Horrorthriller, da er die Figur des Mörders mit der möglichen Inspirationsquelle verschmilzt, die Lowndes beim Schreiben des Romans im Sinn gehabt haben könnte. Im viktorianischen London geht ein Frauenmörder um, der sich auf Schauspielerinnen spezialisiert hat. In einer solchen Mordnacht taucht der zurückhaltende Slade bei einem älteren Ehepaar auf, das aus Geldnot Zimmer vermieten muss. Obwohl Slade ein wenig seltsam erscheint, wird man sich schnell handelseinig. Der neue Mieter pflegt einen seltsamen Tagesablauf, da er vornehmlich abends aus dem Haus geht und bis in die frühen Morgenstunden draußen bleibt. Slade erklärt das mit Experimenten, die er vornimmt. Während die Tochter des Hauses, eine Revuetänzerin, Slades Nähe sucht, keimt in den Vermietern langsam aber sicher der Verdacht, sie könnten ungewollt Jack the Ripper beherbergen. Gemeinsam mit Inspektor Warwick von Scotland Yard versuchen sie, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

John Brahms Film wuchert mit zwei Pfunden, die sein Werk herausragend machen. Mit Laird Cregar hat er einen exzellenten Darsteller zur Verfügung, der die düstere, nach romantischer Erfüllung lechzende Seele des Mörders eindrucksvoll lebendig werden lässt. Die Schönheit der Jack the Ripper – Der Mädchenmörder Frauen zieht ihn magisch an, ihre Weiblichkeit aber macht sie in seinen Augen zu bösen Kreaturen. Das hängt unter anderem mit dem Schicksal seines Bruders zusammen, dessen gemaltes Portrait er wie ein Pin-Up mit sich herumträgt. Frauen haben nach seiner Ansicht die Existenz seines Bruders zerstört. Das erklärt Slades Frauenhass, der mit einem obsessiven Interesse am Weiblichen gepaart ist, aber nicht vollständig. Das irrationale Moment aus Anziehung und Ablehnung bleibt bestehen. Die Morde sind ein Versuch, die daraus entstehende Spannung abzubauen. Cregar sorgt mit seiner ruhigen Spielweise für eine ungemein bedrohliche Atmosphäre, da die seltsamen Verhaltensweisen Slades stets von den Abgründen künden, die sich hinter der leicht aufgesetzten Höflichkeit verbirgt. In gewisser Weise ist er ein Verführer, eine dunkle Seele, welche die unschuldige Tochter des Hauses im übertragenen Sinne zum Tanz bittet, um sie wie die anderen Frauen von ihrer Bösartigkeit zu befreien. Im Tod, so seine düster-romantische Ansicht, kann sie ihre Reinheit wiederfinden.

Die klassische Auseinandersetzung zwischen Hell und Dunkel, dem Guten und dem Bösen, spiegelt sich auch in Brahms zweitem Pfund, der wunderbaren Kameraarbeit Lucien Ballards wieder. Immer wieder gibt es Bilder, die Slade in nahezu vollkommener Dunkelheit platzieren, während andere Figuren in seiner Nähe hell beleuchtet werden. Er verkörpert den Teil der menschlichen Existenz, den man bekämpfen muss, will man nicht zerstört werden. Die gespenstischen Nebelschwaden in den Londoner Gassen, der Kontrast aus dunkeln sowie hellen Ecken der Stadt und der rabiate Einbruch der Gewalt in zuvor fröhliche Szenerien erzählen von der Gefahr, die den Menschen stets bedroht, weil sie in ihm als Teil seiner selbst unter der Oberfläche wohnt.q

Bildqualität

Jack the Ripper – Der Mädchenmörder

Das Bild der DVD weist kaum noch analoge Defekte auf. Die Schärfe überzeugt mit klaren Konturen und einem relativ hohen Detailreichtum, bedenkt man das Filmalter. Nur wenige Szenen sehen etwas matschig aus. Der hervorragende Kontrast präsentiert die ausdrucksstarken Schwarzweißbilder in frischer Form. Das analoge Rauschen stört nicht, sonstige Rauschmuster gibt es nicht.

Tonqualität

Der 2.0-Mono-Ton ist sowohl in einer restaurierten als auch der unbearbeiteten Variante vorhanden. In restaurierter Form sind die Dialoge ohne nennenswerte Verzerrungen klar verständliche, die Musik kann ihre Wirkung entfalten.

Extras

Im Audiokommentar analysieren die Filmhistoriker Alain Silver und James Ursini die filmische Machart des Werkes, ordnen sie in Genrekontexte ein, gehen szenenspezifisch auf einzelne Aspekte wie die Kameraarbeit ein und äußern sich zur Art der Darsteller, ihre Rolle zu verkörpern. Ein guter, informativer Audiokommentar.
In der etwa 16minütigen Featurette geht es um Jack the Ripper, den Darsteller Laird Cregar sowie die Verarbeitung der Thematik innerhalb des Films.
Eine Bildergalerie sowie ein Trailer zum Film ist ebenfalls auf der DVD enthalten.

Fazit

„Jack the Ripper – Der Mädchenmörder“ besticht durch Laird Cregars sensible Darstellung des Mörders, der seine sexuelle Obsession in düster-romantisch verbrämten Tötungsakten auslebt. Technisch ist die DVD sehr gut.

Stefan Dabrock

29.05.2010

   
Originaltitel The Lodger (USA 1944)
Länge 80 Minuten (Pal)
Studio Savoy Film
Regie John Brahm
Darsteller Merle Oberon, Laird Cregar, George Sanders, Cedric Hardwicke, Sara Allgood, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Alain Silver und James Ursini (beide Filmhistoriker), Featurette, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 11 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut