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rezensionen

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28.01. Die Engel von St. Pauli
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
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06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Der Revolutions-Dienstleister

Mercenario – Der Gefürchtete

Mercenario – Der Gefürchtete

Die grimmig-düstere Seite Sergio Corbuccis fand ihren Niederschlag in den Italowestern „Django“ („Django“, Italien/Spanien 1966) und „Leichen pflastern seinen Weg“ („Il grande Silenzio“, Italien/Frankreich 1968), während die lockere, politisch-satirische Seite ein Werk wie „Mercenario – Der Gefürchtete“ hervorgebracht hat.
Zur Zeit der mexikanischen Revolution treiben sich neben vielen anderen drei Männer in dem mittelamerikanischen Land herum. Kowalski, genannt „Der Pole“, stellt seine Fähigkeiten in den Dienst des Meistbietenden. Das ist gerade der Besitzer einer Silbermine, der den Polen beauftragt eine Ladung Silber sicher in die Vereinigten Staaten zu bringen. Der schmierig-elegante Bandit und Falschspieler Ricciolo stellt seine Attentatspläne gegenüber Kowalski deswegen zurück. Denn er wittert eine gute Gelegenheit, fette Beute zu machen. Als der Pole jedoch bei der Mine eintrifft, haben sich dort die Herrschaftsverhältnisse entscheidend geändert. Unter Führung des Minenarbeiters Paco haben er und seine Kollegen die Herrschenden aufgeknüpft, derer sie habhaft werden konnten. Fortan arbeitet Kowalski nun eben nicht mehr für die Minenbesitzer sondern für Paco, dem er das Handwerk der Revolution beibringen will, natürlich gegen eine angemessene Bezahlung. Während Ricciolo mit der mexikanischen Armee den beiden auf den Fersen ist, können die erfolgreichen Revolutionsüberfälle unter Kowalskis Führung nicht die Spannungen verdecken, die sich zwischen dem kapitalistischen Revolutions-Dienstleister und dem zwar gierigen, aber tief im Inneren an Ideale glaubenden Paco entwickeln.

Corbucci treibt die Dienstleistungs-Thematik um den Söldner Kowalski auf die satirische Spitze, wenn dieser auf seinen ausgehandelten Vertrag pochend, in der Wüste verlangt, dass die Mercenario – Der Gefürchtete durstigen Revolutionäre ihre Trinkflaschen in einen Bottich ausschütten müssen, damit Kowalski eine Dusche nehmen kann. Die Dreistigkeit, mit der der Pole seine Privilegien in Anspruch nimmt, dokumentieren das Abhängigkeitsverhältnis, in dem sich der willige, aber unerfahrene Kämpfer Paco gegenüber Kowalski befindet. Die Revolution kommt nicht ohne Profis aus, lautet die ironische Schlussfolgerung aus den Ereignissen, die immer dann stattfinden, wenn Paco den Polen wieder einmal vorübergehend zum Teufel gejagt hat. Der Aufstand der Arbeiter gegen die Kapitalisten muss ausgerechnet durch eine Figur unterstützt werden, die als Söldner ohne moralische Vorlieben den Kapitalismus in seiner reinsten Form repräsentiert. Während sich der Pole von Anfang bis Ende des Films auf dieser gedanklichen Schiene eingerichtet hat, macht Paco eine klare Entwicklung durch. Ist er zunächst nicht mehr als ein gieriger Bandit, der sich an seiner Beute erfreut, wächst in ihm mit zunehmender Lauflänge eine moralische Integrität heran, die es zulässt, Ideale zu verfolgen. Daran hat die rassige Mexikanerin Columba großen Anteil, die sich Paco und seinen Leuten anschließt. Aber auch sie vermag die Privatisierung des Krieges während der Lehrzeit, welche die Revolutionäre durchmachen, nur zwischenzeitlich in ihre Schranken zu weisen.

Corbucci analysiert mit intelligenter Bissigkeit, wie beide Seiten bis zu einem gewissen Punkt voneinander profitieren, bis die Grenze der Dominanz immer wieder von einer der beiden Seiten überschritten wird. Deswegen schlägt das Pendel der Überlegenheit mal in Richtung Kowalskis und mal in Richtung Pacos aus. Denn die Revolution ist natürlich kein eindeutiges Geschäft, das nur die Ideale begünstigt. In ihrem Sog machen es sich vielmehr die unterschiedlichsten Kräfte bequem, die, idealistisch oder nicht, von den Umwälzungen profitieren wollen. Corbuccis satirisch angehauchter Italowestern widmet sich der Gemengelage der diversen Einflusskräfte dankenswerter Weise mit einer erfrischend-humorvollen Direktheit, die gleichermaßen amüsant wie treffsicher ist.

Bildqualität

Das saubere, nur wenige Verschmutzungen oder analoge Defekte aufweisende Bild der DVD besitzt angesichts des Filmalters eine sehr gute Schärfe, die recht klare Konturen und einen ansprechenden Detailreichtum aufweist. Natürlich wirkt das Bild immer wieder ein wenig weich, aber das hält sich in Grenzen. Die kräftigen Farben lassen das Alter des Film vergessen, der ausgewogene Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Nennenswerte Rauschmuster sind nicht zu sehen.

Tonqualität

Die Mono-Tonspuren machen eine gute Figur, da die Dialoge jeweils gut verständlich sind. Während der englische Ton die stärksten Verzerrungen aufweist, fallen sie beim italienischen Ton fast gar nicht und beim deutschen Ton kaum ins Gewicht. Da störendes Rauschen nicht vorhanden ist, kann man von einem guten Mono-Ton sprechen.

Extras

Mercenario – Der Gefürchtete

Die Featurette „Die Regeln der Revolution“ (etwa 41 Minuten) beinhaltet unter anderem Interviews mit Franco Nero (Darsteller), Luciano Vincenzoni (Drehbuch), Sergio Corbuccis Witwe Nori Corbucci sowie Archivmaterial mit Sergio Corbucci (Regie) und Tony Musante (Darsteller). Während alle sehr anschaulich über die Atmosphäre während der damaligen Dreharbeiten sowie die Projektentwicklung sprechen, wobei sie zahlreiche Anekdoten zum Besten gegeben, illustrieren passende Filmausschnitte die Informationen zu den Drehorten sowie anderen Fakten. Insgesamt eine unterhaltsame, recht blumige Dokumentation, welche die damalige Zeit lebendig werden lässt.

Ein gelungener Drehorte-Vergleich (etwa vier Minuten) schneidet zu den entsprechenden Filmausschnitten aktuelles Material der Städte und Landschaften, an denen „Mercenario – Der Gefürchtete“ entstanden ist.

Neben einer Bildergalerie und zwei Trailern zum Film beinhaltet die DVD noch ein 12seitiges Booklet mit einem Text von Mike Siegel, der sich mit der Thematik des Films und deren Wurzeln, der zunächst schwierigen Zusammenarbeit mit Jack Palance sowie einer Einordnung des Werkes in Corbuccis filmische Karriere beschäftigt. Ein fundierter Text, der seine Länge für eine angemessene Mischung aus Analyse und Anekdoten nutzt.

Fazit

„Mercenario – Der Gefürchtete“ nutzt die mexikanische Revolution für eine ironische Betrachtung klassenkämpferischer Bestrebungen, in dem die Gemengelage aus verschiedenen nicht nur idealistischen Interessen mit satirischen Seitenhieben offen gelegt wird. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

15.03.2009

   
Originaltitel Il Mercenario (Italien/Spanien) 1968)
Länge 102 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Sergio Corbucci
Darsteller Franco Nero, Jack Palance, Tony Musante, Giovanna Ralli, Eduardo Fajardo, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Featurette „Die Regeln der Revolution“, Drehorte damals und heute, Bildergalerie, Trailer, 12seitiges Booklet
Preis ca. 13 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut