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dvd

Lebensunterhalt Kopfgeld

Für ein paar Dollar mehr

Die DVD ist auch in einem Box-Set mit "Für eine Handvoll Dollar" erhältlich.

Für ein paar Dollar mehr

War der erste Dollar-Film noch die Kopie eines japanischen Films ("Yojimbo"), wenn auch eine sehr gute und eigenständige, so legte Sergio Leone nur ein Jahr danach das erste Italowestern-Projekt nach Originaldrehbuch vor. Eastwood, der nach dem großen Erfolg von "Für eine Handvoll Dollar" natürlich wieder mit an Bord war, verkörpert den Kopfgeldjäger Monco, der mit seiner draufgängerischen Art einen guten Lebensunterhalt erzielt. Denn in einem Land, das fast nur korrupte oder unfähige Sheriffs beschäftigt, geht den Kopfgeldjägern die Arbeit nicht aus. Doch Monco ist nicht allein auf der Welt, so dass mit Colonel Mortimer ein Konkurrent auf der Bühne erscheint, der mit seinem ausgefeilten Waffenarsenal für jede Gelegenheit gerüstet ist, wenn es wieder heißt, einen bösen Buben unschädlich zu machen. Da auf den gerade entflohenen Indio zurzeit das höchste Kopfgeld ausgesetzt ist, kommen sich die beiden unterschiedlichen Typen schnell in die Quere. Nach kurzem Machospiel entscheidet man sich aber, gemeinsame Sache zu machen und Indios Bande samt Anführer hochzunehmen, wenn der Überfall auf die Bank von El Paso stattfinden soll.

Das deutlich höhere Budget, das Leone diesmal zur Verfügung hatte, wird sehr schnell sichtbar. So kann der Italiener nicht nur aufwendige Sets in Für ein paar Dollar mehr geschliffenen Bildern effektiv in Szene setzen, sondern auch Statisten in den vielen Westernstädten herumlaufen lassen. Die Saloons sind nicht mehr leer, wie noch im ersten Dollar-Film, sondern Orte des wuseligen Westernlebens - verrauchte Stätten für Pokerspieler und Whiskeytrinker. Besonders gelungen aber ist Leones Schachzug, den zum Zeitpunkt des Drehs bedauerlicherweise etwas heruntergekommenen Lee van Cleef als Colonel Mortimer zu besetzen. Van Cleef, der unzählige kleine Rollen in Hollywoodwestern spielte, liefert den ruhig-entschlossenen Gegenpol zu Monco. Mortimers Rachemotiv, das ihn abhebt vom neuen Typus des rein dem Geld verpflichteten Kopfgeldjägers à la Monco, stellt ihn in einen traditionellen Zusammenhang zum Hollywoodwestern, in dem Rache eines der gängigsten Motive ist. Leone inszeniert "Für ein paar Dollar mehr" folglich auf inhaltlicher Ebene als Tête-a-tête zwischen dem wilden Italowestern und dem klassischen Hollywoodwestern. Beide gehen eine zwar unfreiwillige, aber äußerst effektive Liaison zum Vergnügen des Zuschauers ein. Die Duelle sind originell und zahlreich, der Humor burlesk, wenn beispielsweise Züge an einem Haus so nah vorbeifahren, dass es wackelt und Dampf durch die Wände dringt, und das Zusammenspiel aus spannungsgeladener Inszenierung sowie mitreißender Musik ausgereift. Leone hat mit "Für ein paar Dollar mehr" seinen Stil perfekioniert.

Bildqualität

Bei "Für ein paar Dollar mehr" stand ein deutlich besseres Ausgangsmaterial zur Verfügung, dass die Bildqualität noch einmal verbessert. Die Vorlage wurde ausgezeichnet aufgeräumt. Bilddefekte oder Verschmutzungen spielen hier keine Rolle. Die Schärfe ist gegenüber "Für eine Handvoll Dollar" klar verbessert. So bieten auch Totalen und Halbtotalen einen sehr guten Detailreichtum. Die Farbwiedergabe überzeugt auf der ganzen Linie, so dass der erdig-bräunliche Look des Films ausgezeichnet wiedergegeben wird. Auch der Schwarzlevel ist tief. In Bewegungen zeigt sich aber auch hier bei kleinteiligen Strukturen ein leichtes Rauschen.

Tonqualität

Der deutsche und englische Mono-Ton macht eine sehr gute Figur. Rauschen ist nahezu gar kein Thema und die Dialoge sind sehr gut verständlich. Auch die wunderschöne Musik Ennio Morricones ertönt verzerrungsfrei aus den Boxen. Wer es möchte kann neben dem Originalton auch einen 5.1-Upmix in englischer Sprach auswählen. Die Musik wird hier ein wenig räumlicher verteilt, letztlich aber ein überflüssiger Track für 5.1-Fetischisten, die nicht verstanden haben, das Ton und Bild eines Films kompositorisch aufeinander abgestimmt sind. Anders ausgedrückt, weil es damals noch keinen 5.1-Ton gab, wurde der Film bildtechnisch auch nicht auf eine solche Tonkulisse hin inszeniert. Verändert man nun den Ton, verändert sich auch die Filmwirkung in verfälschender Weise. Die enthaltene deutsche Synchronisation entspricht übrigens nicht der Rainer-Brandt-Synchronisation, die für die Fernsehausstrahlungen verwendet wurde, sondern der ursprünglichen Originalsynchronisation.

Extras

Für ein paar Dollar mehr

Herzstück des Bonus-Materials ist wie bei "Für eine Handvoll Dollar" der Audiokommentar von Leone-Biograph Sir Christopher Frayling. Ausführlich plaudert Italowesternexperte Frayling über die unterschiedlichsten Aspekte. Er analysiert einzelne Szenen, gibt eigene Rechercheergebnisse zu den Produktionsbedingungen und zur Entstehungsgeschichte zum Besten, ordnet das Werk filmhistorisch ein und kommentiert Morricones Musik. Fraylings Ausführungen rangieren auf absolutem Spitzenniveau und leisten das, was ein Audiokommentar als Maximum leisten kann. Ausgezeichnet.

Das restliche Bonus-Material wurde auf einer Bonus-DVD untergebracht. "Ein neuer Standard" bietet in 19 Minuten reichhaltiges Faktenwissen über den Film, dass Sir Christopher Frayling ebenso eloquent wie im Audiokommentar zum Besten gibt. Leider bietet es gegenüber dem Kommentar aber auch kaum Neues. Im siebenminütigen "Für ein paar Wochen mehr" kommt Clint Eastwood zu Wort, der in Erinnerungen an den Dreh, seinen Schauspielerkollegen Lee van Cleef und Leone schwelgt. Wie schon bei "Für eine Handvoll Dollar" sehr hörenswert.

"Tre Voci" (10 Minuten) vereint Interviews dreier Weggefährten Leones. Produzent Alberto Grimaldi ("Für ein paar Dollar mehr", "Zwei glorreiche Halunken"), Drehbuchautor Sergio Donati ("Spiel mir das Lied vom Tod" und Mickey Knox, der für viele englische Synchronisationen italienischer Filme verantwortlich ist, erinnern sich an Sergio Leone und seine Art Filme zu machen sowie an "Für ein paar Dollar mehr". "Restauration Italien Style" (vier Minuten) beleuchtet die Restaurationsarbeiten. Dabei geht es vor allem um technische Aspekte wie das Ausgangsmaterial sowie den Restaurationsprozess. Die Rekonstruktion der nun wieder enthaltenen zehn Minuten bleibt jedoch unbeleuchtet. "Die US-Verleihfassung" vergleicht in fünf Minuten die Originalversion mit kleinen Schnitten, die seinerzeit für die amerikanische Kinopremiere durchgeführt wurden. "Drehortvergleiche" (11 Minuten) zeigt Aufnahmen aus dem Film im Vergleich zu Heute. El Paso kann man unter dem Stichwort Mini-Hollywood als Touristenattraktion besuchen. Hinter "Originale Werbematerialien" verbergen sich 12 Radio-Spots und Trailer. Texttafelinformationen zum Transfer runden die DVD ab.

Fazit

Leone perfektioniert seinen Stil und liefert mit "Für ein paar Dollar mehr" einen ebenso spannenden wie humorvollen und epischen Italowestern ab. Menschliches Drama und mitreißende Inszenierungskunst sind die Zutaten für einen großartigen Film. Technisch ist die DVD dank besserem Ausgangsmaterial noch etwas besser als "Für ein Handvoll Dollar", das Bonusmaterial ist genauso gut.

Stefan Dabrock

31.10.2005

   
Originaltitel Per qualche Dollari in più (Italien 1965)
Länge 127 Minuten (Pal)
Studio Paramount
Regie Sergio Leone
Darsteller Clint Eastwood, Lee van Cleef, Gian Maria Volonté, Luigi Pistilli, Klaus Kinski, u.a
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch; DD 5.1 Englisch Upmix
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Audiokommentar von Leone-Biograph Sir Christopher Frayling; Dokumentationen "Ein neuer Standard", "Für ein paar Wochen mehr", Trailer u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung gut, Bonusmaterial sehr gut