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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Die Neunmeilen-Hölle

Nine Miles Down

Bluray + DVD

Nine Miles Down

Adrian Paul, der in der Highlander-Fernsehserie Duncan MacLeod spielte, tummelt sich in „Nine Miles Down“ als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma in der Sahara rum. Mit seinem wüstengängigen Jeep ist er inmitten eines heftigen Sandsturmes gerade auf dem Weg zur Station eines Forschungsteams, das eine Bohrung bis zu einem Hohlraum unter der Erdkruste durchführen möchte. Seit ein paar Tagen gab es jedoch keinen Kontakt zwischen Station und Außenwelt. Deswegen soll der erfahrene Mann vom Sicherheitsdienst, der früher als Polizist gearbeitet hat, bei den Wissenschaftlern nach dem Rechten sehen. Statt eines Forscherteams findet er jedoch zunächst nur blutverschmierte Wände, ein Einschussloch und menschenleere Quartiere vor. Am nächsten Morgen taucht wie aus dem Nichts die attraktive Jennie auf, die sich als letztes verbleibendes Mitglied der Stationsbesatzung zu erkennen gibt. Sie drängt darauf, den Ort so schnell wie möglich zu verlassen, ohne jedoch über die Ereignisse der letzten Tage sonderlich viel zu erzählen. Auf Anweisung seiner Vorgesetzten muss der Sicherheitsdienstmitarbeiter jedoch vor Ort bleiben, bis Polizei eintrifft. Während er versucht, von Jennie mehr über die Vorkommnisse zu erfahren, mehren sich seltsame Ereignisse. Er hat plötzliche Angstvisionen und beginnt zunehmend, in Jennie eine ernsthafte Bedrohung zu sehen.

Man kann Regisseur Anthony Waller kaum vorwerfen, dass er kein Gespür für eine Spannungsatmosphäre hätte. Die anfängliche Fahrt des Sicherheitsdienstmitarbeiters durch den Sandsturm ist ebenso gespenstisch wie dessen Erkundungstour durch die verwaisten Räume der Forschungsstation, aus denen sich das Leben ganz plötzlich zurückgezogen zu haben scheint. Das Einschussloch, andere Zeugnisse mysteriöser Vorkommnisse und seltsame Nine Miles Down Geräusche erschaffen ein bedrohliches Szenario, das gerade dadurch so wirkungsvoll ist, dass stets nur eine Gefahr spürbar, der „Feind“ aber nicht sichtbar ist. Seiner mythischen Allmacht steht eine Ohnmacht beim Mitarbeiter der Sicherheitsfirma gegenüber, welche dieser durch eine Untersuchung der Lage zu reduzieren sucht. Das Konzept der unsicheren Atmosphäre, die Waller auf souveräne Weise erzeugt, trägt den Film ohne Schwierigkeiten über das erste Drittel. Dann aber muss Waller so etwas wie eine Geschichte erzählen, und sei sie noch so einfach. Die Zutaten dafür sind neben der plötzlich aufgetauchten Wissenschaftlerin Jennie ein altes Trauma auf Seiten des Sicherheitsmannes, der sich die Schuld am Tod seiner Frau gibt, und eine zunehmende Paranoia, die ihn erfasst. Die durchaus brauchbaren Elemente verkümmern unter Wallers Regie jedoch weitgehend. Das Verhältnis zwischen der rationalen Forscherin und dem immer paranoider agierenden Sicherheitsmann ergeht sich in quälenden Variationen der einmal eingeführten Thematik, dass er die Frau für den Teufel hält und sie versucht, die Kontrolle zu behalten. Problematisch wird das Konzept dadurch, dass Waller unbedingt in der Schwebe halten will, ob sich tatsächlich etwas übersinnlich bedrohliches abspielt oder ob das nicht der Fall ist. Das führt zu einem Verzicht auf die Möglichkeit, ein spannendes Duell zwischen Ratio und Paranoia zu inszenieren, das mit der einmal etablierten Grundsituation ausgekommen wäre, weil es dann um die trickreichen Maßnahmen der beiden Duellanten ginge.

Indem Waller jedoch die Entscheidung trifft, die Frage zwischen Wahnsinn oder echter Bedrohung in der Schwebe zu halten, trifft er auch die Entscheidung, das innere Geschehen der Figuren in den Vordergrund zu stellen, da nur die Betonung der subjektiven Wahrnehmung den Schwebezustand herstellen kann. Jetzt reicht die etablierte Grundsituation aber nicht mehr aus, da sie als einziger Träger der Handlung fungiert. Statt einer simplen Variation müsste Waller das Verhältnis zwischen Jennie und dem Sicherheitsdienstmitarbeiter weiter entwickeln, um aus der Falle redundanter Szenerien herauszukommen. Das ist aber nicht der Fall. Die Visionen des paranoiden Mannes von seiner toten Ehefrau sind alles, was Waller auffährt, aber auch darin gibt es nur Wiederholungen und keine Entwicklung. Obschon der Film nur 86 Minuten lang ist, musste er ein wenig auf Länge gestreckt werden. Der Langeweile entgeht das Werk nur durch die sehr gute Exposition und dem später auch zwischenzeitlichen Aufblitzen der inszenatorischen Fähigkeiten Wallers, wenn es um eine Spannungsatmosphäre geht.

Bildqualität

Das saubere Bild der Bluray besitzt eine gute bis sehr gute Konturenschärfe, der ein ordentlicher bis guter Detailreichtum gegenüber steht. Die Möglichkeiten des Mediums werden also nicht optimal ausgeschöpft, über der DVD-Qualität siedelt sich die Bluray aber an. Die kräftigen Farben geben die sandigen Brauntöne des Wüstenszenarios sehr gut wieder. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Das Hintergrundrauschen stört nicht. Sonst ist nichts auffälliges zu sehen.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren besitzen weitgehend verständliche Dialoge, lediglich beim Sandsturm sorgen die Nebengeräusche dafür, dass die Darsteller nicht so gut zu verstehen sind. Die räumliche Kulisse wird geprägt durch die Musik und ein paar Klangeffekte. Insgesamt fällt auf, dass der Ton nicht so druckvoll ist und die Bandbreite nur eingeschränkt nutzt. Das ist ein wenig schade.

Extras

Nine Miles Down

Das komplett deutsch untertitelte Bonusmaterial zum Film befindet sich auf einer zusätzlichen DVD.
Das Making Of (etwa 28 Minuten) besteht aus einer üblichen Mischung, die Interviewpassagen, B-Roll-Material und Filmausschnitte verbindet. Da die Aussagen der einzelnen Stabmitglieder weitgehend den Inhalt des Films wiedergeben, hält sich der Informationsgehalt in Grenzen. Einzig die Teile, die sich mit den Studioaufnahmen in Budapest beschäftigen, sind vor dem Hintergrund der bruchlosen Kombination der unterschiedlichen Aufnahmen interessant, die einerseits vor Ort in Tunesien und andererseits im Studio entstanden sind.

„Behind the Scenes“ (etwa zehn Minuten) kombiniert unkommentierte B-Roll-Aufnahmen mit einzelnen Interviewpassagen, ohne dass die Drehbedingungen sonderlich intensiv beleuchtet werden. Einzelne Passagen decken sich mit dem Making Of.

Der Beitrag „Die Effekte“ (etwa neun Minuten) ist vor allem dann gelungen, wenn der Kameramann am Studio-Set Teile seiner Arbeit erläutert. Darin geht es unter anderem um die Herausforderung, wüstenähnliches Sonnenlicht zu imitieren. Darüber hinaus sind einige Teile des Sets zu sehen. Insgesamt ein guter Beitrag.

Das „CJ Special“ ist ein Spaßbeitrag, in dem Adrian Paul mit Langhaarperücke das fiktive Alter Ego der weiblichen Filmfigur verkörpert. In Interview erläutern einzelne Stabmitglieder mit bierernster Miene, wie es zu der Besetzung kam. Durchaus amüsant.

„Ein Tag im Leben von Regisseur Anthony Waller“ (etwa 15 Minuten) ist nichts anderes als ein Zusammenschnitt aus Interviewpassagen mit dem Regisseur und hat überhaupt nichts mit einer Kurzdoku über den Tagesablauf Wallers am Set zu tun, wie der Titel suggeriert. Teile des Interviews decken sich mit Material, das bereits im Making Of enthalten ist. Insgesamt gibt Waller viel Inhaltsangabe zum Besten und geht kurz auf die Interpretation des Geschehens ein.

Die Interviews (zusammen etwa 60 Minuten) mit zahlreichen Stabmitgliedern, darunter Regisseur Anthony Waller, Kameramann Roger Simonsz, die Darsteller Adrian Paul und Kate Nauta sowie zwei der Produzenten, bestehen entweder aus Material, das bereits in den übrigen Teilen des Bonusmaterials enthalten war oder haben Werbecharakter. Einzig Wallers Ausführungen zur Entwicklung des Drehbuchs sowie des Erwerbs der Rechte sind neu und interessant. Praktischerweise beginnt sein Interview genau damit, so dass man sich diese Aussagen ohne langes suchen bequem ansehen kann.

Fazit

„Nine Miles Down“ geht nach der sehr guten Exposition leider die Luft aus, wenn er sich zu sehr auf die ständige Wiederholung eines einmal etablierten Szenarios verlässt. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

04.03.2010

   
Originaltitel Nine Miles Down (GB/USA/Ungarn 2009)
Länge 86 Minuten (1080i)
Studio Koch Media
Regie Anthony Waller
Darsteller Adrian Paul, Kate Nauta, Amanda Douge, Meredith Ostrom, Anthony Waller, Arcadiy Golubovich, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Behind the Scenes, Interviews, u.m.
Preis ca. 17 EUR
Bewertung anfangs sehr gut, dann schwach, technisch gut