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Universal Soldier: Day of Reckoning

USA 2012 / 114 MIN / Englische OV REGIE John Hyams DARSTELLER Jean-Claude Van Damme / Dolph Lundgren / Scott Adkins / Kristopher Van Varenberg / David Jensen / Mariah Bonner / Austin Naulty DREHBUCH John Hyams / Doug Magnuson / Jon Greenhalgh PRODUZENT Craig Baumgarten / Moshe Diamant / Allen Shapiro VERLEIH Telepol / Planet Media / Studio Canal Germany

Okay, die Story: van Damme bringt Scott Adkins’ Familie um, und dann ist Adkins ein Universal Soldier und erinnert sich nicht an seine Lieben, dann aber doch, und dann gerät er an Dolphs geheimes Camp mit abtrünnigen Universalsoldaten, wozu aber auch van Damme gehört, der allerdings unter Umständen nur eine Halluzination ist, und irgendwie sind alle gegen die Regierung. Aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

…was in Dreiteufelsnamen war DAS denn? Da erwartet man einen bodenständigen Männerfilm mit Jean Claude van Damme und Dolph Lundgren, und dann sind die beiden nur in Cameos zu sehen, während Scott Adkins („bekannt“ durch Rollen in der dritten Reihe und ein paar schwitzige Actionfilme vom Media-Markt-Wühltisch) der eigentliche Hauptdarsteller ist – und das in einer wirren Geschichte, die darauf verzichtet, irgendwas zu erklären und weitgehend rätselhaft und unverständlich bleibt. Die Story ist aber nicht einfach nur nicht nachvollziehbar, sie löst sich in Situationen auf, die diffuse Reminiszenzen an, kein Witz, "Apocalypse Now" sind (die Manierismen von van Dammes Figur erinnern an Brandos Colonel Kurtz, mit Maschinengewehren Bewaffnete stehen in einem Fluss und bewachen eine Durchfahrt, und so weiter). Das ist nichts mehr, was man sinnwahrend wiedergeben könnte. Es sieht so aus, als hätte Regisseur John Hyams (der Sohn von Peter Hyams, der schon vor fast 20 Jahren mit van Damme "Timecop" gedreht hat) einen trippigen Arthouse-Film machen wollen, sich aber dann und wann doch daran erinnert, dass man ja eigentlich irgendwas mit Rabatz von ihm erwartet. Die Actionszenen brechen entsprechen selten und unvermutet los, sie sind flott und solide inszeniert und knüppel-knüppelhart – da werden in einer Tour Wände mit Gehirnen gestrichen. Das ist hundert Prozent menschenverachtend, das ist das, was ich sehen wollte, und das weiß zu gefallen.

Die Macher hätten also durchaus gekonnt. Sie wollten nur meistens nicht, und präsentieren statt krachledernem Krawall lieber minutenlanges Stroboskop-Geflacker und van Damme mit kahl rasiertem, bunt bemaltem Schädel. In der Theorie klingt das lässig avantgardistsich, ist in der Praxis aber leider anstrengend und (je nach Uhrzeit) einschläfernd. Ich bin mir deswegen auch aufrichtig unsicher, ob "Day of Reckoning" nun ein filmisches Zugunglück ist, oder für die meisten Außenstehende nicht mehr nachvollziehbare Individualkunst von gewaltbereiten Kern-Asis. Wenn ich die Intentionen des Autors (die ich ja nun einmal nicht kenne) ausblende, kann ich zumindest dreierlei Dinge festhalten:

1) Der Film ist der seltene Fall einer Produktion, die – einzig und allein wegen der Namen – groß genug ist, um die Aufmerksamkeit eines Publikums zu erregen, gleichzeitig aber so klein, dass die Geldgeber nicht in Panik geraten, wenn der Regisseur dem Anschein nach eine Vorliebe für Stechapfel-Tee entwickelt.

2) Der Film fällt außerdem dadurch aus dem Rahmen, dass er sich seinen Milieu über weite Strecken derart verweigert. Alles an "Day of Reckoning" schreit B-Movie-Gülle – die Besetzung, das Budget, vierter Teil einer Serie, 3D-Gimmick – und nichtsdestotrotz ist hier die Action nur pflichtschuldiges Extra, während weite Teile des Plots von, mit Verlaub, zusammenhanglosem Unsinn geprägt sind.

3) Der Film ist darüber hinaus ein spektakulärer Etikettenschwindel, denn auf mich wirkt es, als sei erst relativ spät in der Vorbereitung irgendwem eingefallen, dass man problemlos einen Teil fürs Universal-Soldier-Franchise daraus machen könnte. Einfach van Damme und Lundgren für vielleicht je zwei, drei Drehtage buchen, fertig. Dass der Film nicht nur nichts mit der Story seiner Vorgänger zu tun hat, sondern dieser sogar widerspricht, dass die beiden Stars, mit deren Namen geworben wird, zusammengerechnet vielleicht fünf Minuten im Film auftauchen, dabei nicht irgendwann mal zusammen im Bild sind und sie nur je eine Prügelszene haben – das kann den Produzenten natürlich egal sein, wenn ich erst mal eine Kinokarte gekauft habe.

Das sind drei Punkte, die "DoR" noch irgendwie interessant machen, allerdings nur auf einer Meta-Ebene. Wer sich auf dieser nicht herumtreibt, nichts analytisch auseinanderpflücken, sondern einfach nur einen unterhaltsamen Kino-Abend möchte, wird bitter enttäuscht.

Eine Beobachtung am Rande noch: es ist bemerkenswert, wie sehr Lundgren und van Damme den Film (oder zumindest die Szenen, in denen sie auftauchen) aufwerten, zwei Namen immerhin, die jüngeren Kinogängern bestenfalls noch durch "The Expendables 2" bekannt sind oder ihnen schlechtestenfalls als Synonyme für abgehalfterte 80er-Trashfilm-Ikonen gelten. Die beiden haben (vielleicht auch, weil der Rest des Streifens dagegen so abfällt) eine erstaunliche Ausstrahlung, und man wünscht ihnen mal wieder Hauptrollen in einem Film, der gerne ausgewogener und nachvollziehbarer sein dürfte, als "Day of Reckoning" zu sein gewillt ist.

Inhalt:
Zum vierten mal haben die menschlichen Kampfmaschinen ordentlich was zu tun. Jean-Claude Van Damme und Dolph Lundgren schlüpfen in die Rollen, die bei Actionfilmnostalgikern das Herz höher schlagen lassen dürften. Ob die Welt auf ein 3D-Spektakel der Serie gewartet hat, wird sich beim Festival zeigen.
Stefan Dabrock